Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebe lieber innovativ

Lebe lieber innovativ

Titel: Lebe lieber innovativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Seelig
Vom Netzwerk:
angehört hatte, wie sie Hindernisse an der Universität, am Arbeitsplatz oder auf Reisen bewältigt hatten, brachte ein ehemaliger Student das Gesagte auf den Punkt: »All die coolen Sachen passieren immer dann, wenn man gerade nicht das tut, was in der Situation das Naheliegendste wäre.« Einen ausgetretenen Pfad kann jeder entlangtrampeln. Aber die interessanten Dinge geschehen oft dann, wenn wir offen sind für eine unerwartete Wendung, wenn wir etwas anderes versuchen und wenn wir bereit sind, die Regeln anzuzweifeln, die andere für uns aufgestellt haben. Alle Anwesenden waren sich in diesem Punkt einig: Es ist einfach, auf dem vorgegebenen Weg zu bleiben. Doch oft ist es viel interessanter, eine Welt voller Überraschungen zu entdecken.

    Die Gewissheit, dass wir Regeln durchaus infrage stellen können, beflügelt ungemein. Sie erinnert uns daran, dass der herkömmliche Weg nur eine unserer Wahlmöglichkeiten ist. Man kann sich stets an Rezepte halten, nie die Hauptstraßen verlassen und in die Fußstapfen derer treten, die uns vorausgegangen sind. Doch darüber hinaus können wir unendlich viele weitere Möglichkeiten ausprobieren. Wir müssen nur gängige Überzeugungen als solche erkennen, sie infrage stellen und uns von den Erwartungen befreien, die wir selbst und andere an uns stellen. Haben Sie keine Angst, sich aus Ihrem sicheren Umfeld herauszuwagen, und räumen Sie dem Unmöglichen eine potenzielle Chance ein. Stellen Sie ruhig altbewährte Ideen auf den Kopf. Die Studenten in meinen Seminaren haben herausgefunden, dass es einiges an Übung erfordert, eben gerade nicht das vermeintlich Naheliegendste zu tun. Je mehr Sie experimentieren, desto mehr wird Ihnen bewusst, dass das Spektrum Ihrer Möglichkeiten viel breiter ist, als Sie dachten. Es gibt nur eine einzige Regel: Außer Ihrer eigenen Energie und Ihrer eigenen Vorstellungskraft gibt es nichts, was Ihnen Grenzen setzen kann.

4
BITTE HOLEN SIE IHR PORTMONEE HERAUS
    Vor seiner Pensionierung war mein Vater ein erfolgreicher leitender Angestellter in verschiedenen Wirtschaftsunternehmen. In deren Hierarchie stieg er immer schnell auf – vom jungen Ingenieur zum leitenden Angestellten und dann zum leitenden Angestellten in der Geschäftsführung – und er war stets in großen, multinationalen Konzernen in leitender Funktion tätig. Während meiner Kindheit und Jugend war ich daran gewöhnt, in regelmäßigen Abständen zu erfahren, dass er mal wieder befördert wurde: vom Bereichsleiter zum stellvertretenden Generaldirektor und danach zum Generaldirektor. Es war fast schon normal, dass dies etwa alle zwei Jahre geschah. Die Leistungen meines Vaters haben mich stets beeindruckt und er war ein großes Vorbild für mich.
    Daher war meine Überraschung umso größer, dass mein Vater regelrecht verärgert über mich war, als ich ihm eine meiner neuen Visitenkarten zeigte. Darauf stand: »Tina L. Seelig – Geschäftsführende Direktorin.« Damals hatte ich mich
gerade selbstständig gemacht und Visitenkarten für mein eigenes Unternehmen gedruckt. Mein Vater sah erst die Karten an, dann mich und sagte: »Du kannst dich doch nicht einfach selbst zur Direktorin ernennen.« Seiner Meinung nach konnte man nur von einer anderen Person in eine Führungsposition berufen werden. Man konnte sich nicht einfach selbst zum Direktor ernennen. Er war so stark von dieser Überzeugung geprägt, dass ihn der Gedanke, dass ich mir selbst diesen Titel verliehen hatte, ärgerte.
    Diese Einstellung ist mir schon sehr oft begegnet. Als ich vor etwa 20 Jahren einer Freundin erzählt hatte, dass ich ein Buch schreiben wolle, hatte sie mich gefragt: »Wie kommst du denn darauf, ein Buch schreiben zu können?« Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen, ohne dafür den Segen eines Menschen in einer einflussreicheren Position zu haben. Ich hingegen war zuversichtlich. Es war zwar ein ehrgeiziges Vorhaben, doch warum sollte ich es nicht versuchen? Damals gab es kaum populärwissenschaftliche Bücher über die Chemie des Kochens. Ich hätte gerne ein solches Buch gelesen und da es keines zu diesem Thema gab, beschloss ich, selbst eines zu schreiben. Ich war zwar keine Expertin auf dem Gebiet, doch als Wissenschaftlerin glaubte ich, mir die Inhalte während des Schreibens aneignen zu können. Ich erstellte ein ausführliches Konzept, schrieb einige Probekapitel, schickte sie an verschiedene Verlage und bekam schließlich einen

Weitere Kostenlose Bücher