Lebe lieber innovativ
unternommen.
Ich kenne noch eine ganze Reihe weiterer Menschen, die konstruktive Wege gefunden haben, um Lücken zu überbrücken und Löcher zu füllen, um die andere eher einen Bogen machen würden. Dabei haben sie sich selbst in Positionen befördert, für die sie ansonsten vermutlich niemand ausgewählt hätte. Ein wunderbares Beispiel dafür ist Debra Dunn, 1 die einen Großteil ihres Berufslebens bei Hewlett Packard (HP) verbrachte. Ihre erste Stelle hatte sie in der Unternehmenszentrale von HP . Nach einigen Jahren wurde sie nachdrücklich dazu ermutigt, in eine andere Abteilung zu wechseln – das sollte ihr ein besseres Verständnis der internen Arbeitsabläufe des Unternehmens vermitteln. In der Test- und Messtechnikabteilung war eine Personalstelle zu vergeben. Obwohl Debra sich nicht unbedingt als Personal-Managerin verstand, beschloss sie, die Stelle anzunehmen, da sie ihr einen detaillierten Einblick in die dortige Arbeitsweise ermöglichte.
Einige Jahre später bot HP in allen Bereichen des Unternehmens Vorruhestandsregelungen an, um Kündigungen zu vermeiden. Debras gesamte Abteilungsleitung nahm das Angebot an und verließ das Unternehmen. Der Rest des Teams
erhielt ein völlig verändertes Statut und einen neuen Geschäftsführer. Nun waren einige große Löcher entstanden, die gestopft werden mussten. Debra beschloss, diese Chance zu ergreifen und erklärte sich bereit, in der neu geschaffenen Abteilung Herstellungsleiterin zu werden. Sie war zwar noch nie zuvor in dieser Funktion tätig gewesen, doch sie hatte lange genug mit den bisherigen Herstellungsleitern zusammengearbeitet – das gab ihr die Sicherheit, auch selbst ein Team leiten zu können. Mögliche Wissenslücken werde sie nebenbei schließen, erklärte sie. Debra war sicherlich nicht die typische Kandidatin für diese Stelle, doch sie überzeugte ihren neuen Chef davon, so dass sie erfolgreich umsatteln konnte. Letztendlich brachte Debra eine neue Sichtweise in die Abteilung und nahm viele positive Veränderungen vor. Nur zwei Jahre später setzte sie dieselbe Strategie erneut ein, um in eine leitende Position in der Marketing-Abteilung von HP zu wechseln. Wieder hatte Debra nicht darauf gewartet, dass jemand sie für die Stelle auswählte – sie überlegte sich einfach selbst, wie sie ihre Fähigkeiten nutzen bzw. ausbauen konnte, um die Stelle zu bekommen.
Debras Geschichte zeigt: Bei einem Wechsel von einem Arbeitsbereich in einen anderen ist es wichtig herauszufinden, wie man seine Fähigkeiten auf ein anderes Arbeitsumfeld übertragen kann. Da Außenstehende bei oberflächlicher Betrachtung dazu oft nicht in der Lage sind, müssen wir selbst aktiv werden. Manchmal wird in zwei Arbeitsbereichen, die kaum etwas miteinander zu tun haben, ein ganz unterschiedliches Vokabular verwendet, doch die Arbeitsabläufe sind einander sehr ähnlich. Schauen wir uns einmal an, welche Gemeinsamkeiten zwischen der Arbeit eines Wissenschaftlers
und der eines Unternehmensberaters bestehen: Schon bald nachdem ich mein Studium der Neurowissenschaften mit einem PhD abgeschlossen hatte, fasste ich es ins Auge, in einem Start-up-Unternehmen in der Biotechnologiebranche anzufangen. Der einzige Haken an der Sache war, dass ich gerne im Bereich Marketing und Strategie arbeiten wollte und nicht im Labor. Doch ohne nennenswerte Erfahrung schien das so gut wie unmöglich. Die Start-up-Unternehmen, bei denen ich mich vorstellte, suchten Bewerber, die von Beginn an alles im Griff hatten. Ich ging monatelang zu Vorstellungsgesprächen und hatte manchmal auch sehr gute Aussichten auf ein Job-Angebot, aber letzten Endes erhielt ich doch keines.
Eines Tages hatte ich dann die Gelegenheit, mich dem Geschäftsführer der in San Francisco ansässigen Zweigstelle von Booz Allen Hamilton , einem internationalen Beratungsunternehmen, vorzustellen. Ich hatte mir vorgenommen, ihn so sehr zu beeindrucken, dass er mich einigen seiner Kunden aus dem Bereich der Biowissenschaften vorstellen würde. Während unseres Gesprächs fragte er mich, wie wohl jemand mit einem PhD in Neurowissenschaften auch ein guter Unternehmensberater sein könnte. Ich hätte ihm die Wahrheit sagen können – nämlich dass ich darüber gar nicht nachgedacht hatte. Da ich aber nichts zu verlieren hatte, nannte ich ihm ganz spontan die Parallelen zwischen Gehirnforschung und Unternehmensberatung. In beiden Fällen muss man zunächst herausfinden, was oberste Priorität hat, dann die dafür
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