Lebe lieber innovativ
setzen und sie wären schon bald reif für die Herstellung.
Aus dieser Übung ergeben sich unterm Strich gleich mehrere Lektionen: Erstens symbolisiert das Portmonee die Tatsache,
dass es überall Probleme gibt – selbst in unserer Hosentasche. Zweitens kostet es keine große Mühe, die Probleme sichtbar zu machen. Denn die Menschen erzählen uns im Allgemeinen gern, was ihnen Schwierigkeiten bereitet. Drittens bekommt man beim Experimentieren unmittelbare Rückmeldungen zu den Lösungen, die man vorgeschlagen hat. Viel Arbeit, Zeit und Materialien sind dafür nicht erforderlich. Und wenn sich die Lösung als Sackgasse erweist, sind die geringen Kosten gut zu verschmerzen. Sie müssen also nur noch eines tun: selbst loslegen. 2
Ich habe diese Übung bereits mit sehr unterschiedlichen Gruppen durchgeführt: mit Kindern, Ärzten und mit Führungskräften aus der Wirtschaft. In allen Fällen sind die Teilnehmer überrascht zu sehen, dass es immer und überall Dinge gibt, die man verbessern kann – von Portmonees über Schnürsenkel bis hin zu Rucksäcken, Software, Restaurants, Tankstellen, Autos, Kleidung oder Cafés – die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Diese Menschen sind nicht darauf angewiesen, dass jemand ihnen erst eine Aufgabe stellt. Der typische, erfolgreiche Unternehmer ist selbst immer und überall aufmerksam – zu Hause, bei der Arbeit, beim Gemüsehändler, im Flugzeug, am Strand, beim Arzt oder auf dem Baseballfeld – und überall lassen sich Möglichkeiten finden, um Dinge zu verbessern, die nicht richtig funktionieren.
Die Portmonee-Übung stammt aus dem Bereich des Produktdesign. Doch man kann mit diesem Verfahren auch Dienstleistungen, Erfahrungswelten und Organisationsstrukturen neu durchdenken. In der D-School organisieren die Lehrenden regelmäßig Projekte, in denen die Studenten eine erstaunlich breite Palette an Erfahrungswelten neu durchdenken müssen: Von der Grundschulbildung in den Vereinigten Staaten über die
Bewässerung von Feldfrüchten in Indien bis hin zum Management innovativer Organisationen. Wenn Sie jeden Sachverhalt auf mögliche Verbesserungen hin prüfen, werden Sie dafür unzählige Ansatzpunkte entdecken. Dann liegt die Entscheidung bei Ihnen, ob Sie die Herausforderung annehmen wollen.
Einige Menschen sind Meister darin, Herausforderungen und Führungsrollen anzunehmen. Zu diesem Thema habe ich viel von David Rothkopf erfahren, Autor und Generaldirektor von Garten Rothkopf , einer internationalen Beratungsfirma mit Sitz in Washington, D.C. In seinem Buch Die Superklasse geht es um Menschen, die in dieser Welt mehr Macht und Einfluss haben als alle anderen. 3 David hat ein paar dieser Menschen beim elitären, alljährlich in Davos stattfindenden Weltwirtschaftsforum eingehend studiert, um herauszufinden, wie sie miteinander umgehen. Ich fragte David, was diese Leute seiner Meinung nach vom Rest der Menschheit unterscheidet. Er gab viele Aspekte an, die auch andere Akteure in diesem Buch bereits genannt haben: Menschen, die in Spitzenpositionen arbeiten, strengen sich mehr an als andere; sie verfügen über mehr Energie, die sie vorwärtstreibt, und sie haben einen spürbar stärkeren Drang, ihre Ziele zu erreichen. Er erwähnte auch, dass Mitglieder, die diesem elitären Kreis früher einmal angehörten, ihren Zugang dazu und ihr Vermögen geerbt hatten. Das funktioniert heute nicht mehr so. Die Mehrzahl der Menschen, die heute außergewöhnlich viel Erfolg haben, hat ihn in der Regel aus eigner Kraft erzielt. Das bedeutet also, dass die größten Hindernisse, die unserem Erfolg im Wege stehen, die Grenzen sind, die wir uns selbst auferlegen. Wie David betont, ist folglich »der engste Verbündete der Erfolgsmenschen die Trägheit von anderen.«
David selbst ist das beste Beispiel für diese These: Er nutzt die Chancen und Möglichkeiten, die sich ihm bieten. Sein erstes Unternehmen hieß International Media Partners und organisierte unter anderem Tagungen für die Vorstandsvorsitzenden führender Wirtschaftsunternehmen. Doch die Frage, wie man wohl all diese schwer erreichbaren und immer beschäftigten Führungskräfte zusammen in einen Raum bringen könnte, machte dem Start-up-Unternehmen zu Beginn ernsthafte Sorgen. Dafür brauchten David und seine Partner einen Lockvogel. Sie hatten schließlich die Idee, dass ein Auftritt von Henry Kissinger diesen Zweck zweifellos erfüllen würde. Doch wie sollten sie ihn zu einer Zusage zu der Veranstaltung
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