Lebe lieber innovativ
auszahlen.
Wie Sie sehen, kann man auf ganz verschiedene Arten fabelhaft sein, doch alles fängt damit an, dass Sie Ihr wahres Potenzial freisetzen. Dafür müssen Sie über die Minimalanforderungen hinausgehen und anerkennen, dass Sie letzten Endes selbst für Ihre Handlungen und deren Folgen verantwortlich sind. Das Leben ist keine Generalprobe und Sie werden die Chance, Ihr Bestes zu geben, nicht noch ein zweites Mal bekommen.
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EXPERIMENTELLE ARTEFAKTE
Eigentlich hätten alle vorherigen Kapitel ohne Weiteres mit denselben Worten beginnen können, nämlich: »Geben Sie sich selbst die Erlaubnis.« Damit meine ich, dass Sie es sich selbst gestatten sollten, gängige Überzeugungen zu hinterfragen, die Welt aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, zu experimentieren, zu scheitern, ihren eigenen Weg zu finden und die Grenzen Ihrer Möglichkeiten auszutesten. Wie wichtig das ist, hätte ich gern schon mit 20, 30 oder 40 Jahren gewusst – und auch im Alter von 50 Jahren muss ich mir diese Punkte immer wieder ins Gedächtnis rufen.
Es ist unglaublich einfach, in herkömmlichen Denkmustern verhaftet zu bleiben und die vielen anderen Möglichkeiten auszublenden. Im Leben der meisten von uns stehen Unmengen von Menschen an unserem Weg Spalier und ermutigen uns dazu, nicht vom vorgeschriebenen Weg abzuweichen, nie die Grenzen zu übertreten und stets dieselben Anweisungen zu befolgen wie sie auch. Das hat auf alle eine beruhigende Wirkung. Es bekräftigt die Menschen in ihren
Entscheidungen und liefert Ihnen ein Rezept, an das Sie sich mühelos halten können. Doch dieses Phänomen kann uns ungeheuer einschränken.
So gibt es in Lateinamerika sogar einen Ausdruck, der übersetzt so viel wie »Jackenzipfel-Zupfer« bedeutet und Menschen beschreibt, die andere – vermutlich an deren Jackenzipfeln – hinunterziehen, um sie davon abzuhalten, höher hinaus zu gelangen als sie selbst. In anderen Ländern wird das als das »tall poppy«-Syndrom bezeichnet, zu deutsch etwa: Das Problem der zu hoch gewachsenen Mohnblume. Dabei werden all jene, die über die durchschnittliche Größe der Masse hinausgewachsen sind, auf das Durchschnittsmaß zurechtgestutzt. Es entspricht der Norm, stets mit der Masse mitzulaufen – jeder der vorprescht, geht das Risiko ein, dass die anderen ihn zurückholen und auf seinen Platz verweisen. In manchen Regionen der Welt geht es sogar so weit, dass Menschen, die anders denken oder sich anders verhalten, geradezu als Kriminelle angesehen werden. So schwingt in Brasilien bei dem gängigen Ausdruck für Unternehmer, empresario, immer auch die Bedeutung »Dieb« mit, denn in der Vergangenheit gibt es nicht viele Vorbilder für lokale, erfolgreiche, kleine und mittelständische Unternehmer. Wenn man daher aus vorhandenen Strukturen ausbricht und dabei Erfolge erzielt, gehen andere oft davon aus, man hätte sie mit illegalen Mitteln erreicht. Dieses Phänomen ist der Organisation Endeavor aufgefallen, die das Ziel verfolgt, Unternehmertum in Entwicklungsländern zu fördern, und es hat ihr ernsthafte Probleme bereitet. Als Endeavor sich bemühte, in Lateinamerika Fuß zu fassen und klarstellte, sie würden gern das Unternehmertum fördern, stieß das auf erheblichen Widerstand. Daraufhin prägten sie einen ganz und gar neuen Begriff, nämlich
das Wort emprendedor , um das wahre Wesen von Innovation und Unternehmergeist wiederzugeben. Es dauerte einige Jahre, bis sich der Begriff etablierte, doch inzwischen hat er Einzug in Wortschatz und Lexika gefunden. Mit ähnlichen Schwierigkeiten hat Endeavor heute in Ägypten zu kämpfen, wo die Organisation ebenfalls ein neues Wort für Unternehmer prägen und einführen will.
In der D-School konzentriert sich ein Großteil unserer Arbeit darauf, den Studenten zu erlauben und sie aufzufordern, gängige Überzeugungen zu hinterfragen und ihre Vorstellungskraft zu erweitern, indem sie sich von herkömmlichen Denkmustern befreien. Jede Aufgabenstellung verlangt von ihnen, dass sie ihre Komfortzone verlassen und sich unabhängig davon auf die Außenwelt einlassen. Als Lehrende sind wir zwar diejenigen, die die Studenten vor Herausforderungen stellen, doch die Lösungen zu unseren Aufgaben kennen wir oft selbst nicht. Daher laden die Seminarräume in der D-School zum Experimentieren ein. Alle Möbel haben Rollen und können mühelos bewegt werden, um verschiedene Arbeitsflächen zu schaffen.
Jedes Mal, wenn die Studenten zum Kurs erscheinen, ist der Raum
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