Leben im Käfig (German Edition)
blinzelte er nach oben und schluckte, als er Sascha neben sich an der Kopfplatte sitzen sah. Nur mit Mühe unterdrückte er den Impuls, sich im Halbschlaf an ihn heranzudrängen und den Kopf auf seinen Bauch zu betten.
Und wo er gerade dabei war, sich Gedanken über seinen Kopf machen, runzelte Andreas prüfend die Stirn. Perfekt. Das Schmerzmittel hatte gewirkt.
„Hmmmhey“, brummte er träge.
Sollte er sich aufsetzen? Nein, noch nicht. Wenn er nachmittags schlief, fühlte er sich hinterher immer wunderbar faul. Viel zu faul, um sich in Bewegung zu setzen, zu denken oder Konversation zu betreiben.
„Hallo“, lächelte Sascha viel zu anziehend zu ihm herunter. „Ich wollte dich nicht wecken. Spielst du schon wieder Murmeltier?“
„Hmm, hatte Kopfschmerzen“, grunzte Andreas und schloss noch einmal die Augen. Ein paar Zentimeter näher an Sascha heran würden nichts machen, oder? Nein, bestimmt nicht. Oder doch. Er hatte vorgenommen, sich zusammenzunehmen und das würde er auch tun. „Alles cool bei dir?“
„Klar, es ist Wochenende“, lachte Sascha leise. „Da ist immer alles ... cool.“
Es klang ein wenig anzüglich, und erinnerte Andreas daran, dass er es nicht übertreiben durfte. Das hatte er gestern schon geschafft. Wenn er sich zu desinteressiert gab, fühlte der Freund sich am Ende nicht willkommen.
Das war so ziemlich das Letzte, was er erreichen wollte.
Schweren Herzens entschied Andreas, dass es doch besser war, wenn er richtig wach wurde. Wer wusste schon, was er im Halbschlaf alles von sich gab oder tat? Gähnend streckte er sich und richtete sich auf die Ellbogen auf. Und was nun?
Sascha sagte nichts, kaute nur an seiner Unterlippe und befeuchtete sie mit seinem Speichel.
Warum nur musste Andreas so ein Süchtling nach optischen Eindrücken sein? Wenn Sascha bestimmte Posen einnahm, sich über die Lippen leckte oder auch nur vielsagend die Augenbrauen hochzog, setzten die Schmetterlinge in seinem Bauch zum Rundflug an. Von wirklich anregenden Dingen, wie einem Streifen nackter Haut zwischen Pulli und Hose oder dem Anblick von Saschas knackigen Hintern ganz zu schweigen.
Andreas unterdrückte ein Seufzen und fixierte nachdenklich die Wand. Er konnte nur hoffen, dass sich diese Unsicherheit auf Dauer wieder legte. Es war anstrengend, nicht sofort miteinander reden zu können und das Schweigen zwischen ihnen auf einmal als etwas Unangenehmes oder zumindest Irritierendes wahrzunehmen.
„Und? Was machen wir jetzt?“, wollte Sascha schließlich wissen.
Auch er klang weniger selbstsicher als sonst. Ein wenig heiser, atemlos, aufgeregt. Oder wollte Andreas das nur hören?
Er schielte vorsichtig zur Seite und verkündete innerlich einen nationalen Feiertag, als er bemerkte, dass Saschas enge Stoffhose mehr spannte als sonst. Mit diesem Anzeichen konnte er etwas anfangen. Vielleicht waren sie krank im Kopf, weil sie nicht voneinander lassen konnten, aber hey, wenn ja, waren sie es wenigstens beide.
„Keine Ahnung“, gab Andreas gelassen zurück. „Das Übliche halt. Zocken, quatschen, fernsehen oder rummachen.“
Oh. Mein. Gott. Hatte er das wirklich gesagt? Er wurde rot. Das kam davon, wenn man versuchte, sich besonders lässig zu geben. Wie klang das denn? Was dachte er sich bei so etwas? Konnte man das nicht eleganter zur Sprache bringen? Und vor allen Dingen ohne diesen billigen Porno-Unterton?
Er hätte sich nicht gewundert, wenn neben dem Bett plötzlich eine Kamera aufgetaucht wäre. Vor seinem inneren Auge sah er seinen eigenen Spruch zu den schlechtesten Anmachen der Porno-Industrie aufsteigen und einige davon sogar überholen. Hatte er sich nicht vorgenommen, sich nicht zu blamieren? Prima. Auf der ganzen Linie versagt. Er hätte Sascha küssen können, die Hand auf sein Bein legen, die Innenseite seines Oberschenkels reiben. Aber nein, er leistete sich eine verbale Entgleisung. Hilfe!
„Ich bin nachher noch verabredet. Kino mit Tanja und den Kids“, unterbrach Sascha Andreas' Selbstgeißelung. Ein winziges Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er sich über den Freund beugte und ihn kaum merklich küsste: „Wir sollten Prioritäten setzen.“
Was habe ich für ein Glück, dass er mir, was Lust angeht, in nichts nachsteht, dachte Andreas erleichtert, bevor er sacht die Hand in Saschas Nacken schob und ihn zu sich herunter zog. Der nächste Kuss war fester, tiefer und mehr Langspielplatte als Single.
Kapitel 26
Einige Tage später saß Sascha
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