Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
Vom Netzwerk:
Ecke, schnappte sich seine Jacke und machte sich auf direktem Wege nach drüben. Vielleicht war es lächerlich, aber er hatte das Bedürfnis, sich schon jetzt einen Vorrat Zweisamkeit für das Wochenende zuzulegen.
    Es regnete in Strömen, als er zum benachbarten Grundstück hastete. Das Wasser tropfte von seiner Nase und verstärkte den Wunsch, in einem warmen Zimmer auf einem bequemen Bett herumzutoben. Mit riesigen Sprüngen setzte er über die Pfützen auf dem Bürgersteig. Als er vor der Haustür der von Winterfelds stand, war seine Jeansjacke schon halb durchnässt. Er klingelte stürmisch und scharrte ungeduldig mit den Füßen. Wann war es so kalt geworden? Es war doch erst Ende September.
    Als Ivana öffnete, wollte Sascha nach einem raschen Gruß sofort eintreten, doch die Haushälterin stellte sich ihm in den Weg.
    Ihre freundlichen Augen wirkten traurig, als sie leise sagte: „Andreas möchte heute keinen Besuch. Er hat mich gebeten, jeden wegzuschicken.“
    Jeden? Sascha riss verwundert die Augen auf. Was hieß hier jeden ? Er wusste genug von Andreas, um diese Bemerkung richtig zu deuten. Er war der einzige Besucher, den Andreas hatte. Und wenn der sagte, dass er niemanden sehen wollte, hieß das, dass er schlicht und ergreifend Sascha nicht sehen wollte. Aber warum?
    „Wie bitte?“, stammelte er überfordert. „Aber wieso ... was ist?“
    Merkwürdigerweise war ihm jetzt noch kälter als vor ein paar Sekunden. Frost schien durch seine Knochen zu kriechen und ihm jedes bisschen Wärme zu entziehen. Warum fühlte sich das an, als hätte ihm jemand in den Magen geschlagen?
    „Es tut mir leid“, sagte Ivana sanft. Er glaubte ihr, aber das half ihm nicht weiter. „Ich kann nur sagen, was ich ausrichten soll. Mehr weiß ich nicht.“
    Und wenn du mehr wüsstest, würdest du es mir nicht sagen, dachte Sascha bissig, bevor er sich mit einem Nicken abwandte und wieder zum Haus seiner Tante schlich. Seine Haare klebten klamm in seinem Nacken.
    Zurück in seinem Zimmer lehnte er sich gegen den Kleiderschrank. Seine nasse Jacke ignorierte er ebenso wie die Tatsache, dass Feuchtigkeit seine Hosenbeine hoch kroch und ihm eine Gänsehaut bescherte. Andreas wollte ihn nicht sehen. Andreas hatte dafür gesorgt, dass er die Villa nicht betreten durfte.
    Warum zum Geier? Sascha wusste nicht, was er empfand. Er war wütend und enttäuscht und mehr. Wütend, weil er es schäbig fand, ihn von der Haushälterin abwimmeln zu lassen. Enttäuscht, weil er Sehnsucht nach Andreas hatte und mehr von ihm erwartet hatte. Und mehr, weil ... das war jetzt nicht wichtig.
    Entschlossen sah er auf. Er musste das klären. Jetzt. Wenn Andreas ihn nicht sehen wollte, war das in Ordnung. Vielleicht hatte er genug von ihm oder es hatte ein Missverständnis gegeben. Beides lag im Bereich des Möglichen.
    Sascha wollte wissen, woran er war. So viel war Andreas ihm ja wohl schuldig, wenn er ihm schon ohne Kommentar seinen wichtigsten Rückzugsort nahm. Obwohl, eine Möglichkeit hatte er noch gar nicht in Betracht gezogen. Vielleicht war Andreas schlicht krank. Aber nein, das hätte er sagen können. Das war schon vorher vorgekommen.
    Sascha fand den Gedanken scheußlich, dass Andreas vielleicht krank im Bett lag und niemand da war, der ihm Gesellschaft leistete oder nach ihm sah.
    „Du bist bescheuert“, ermahnte er sich selbst halblaut. „Ivana ist doch da.“ Was war er, eine Glucke?
    Sascha stieß sich vom Schrank ab und warf seinen Rechner an. Mal sehen, ob er Andreas erwischen konnte. Mit verschränkten Armen und sehr nervös setzte er sich auf seinen Platz und wartete, bis sein Windows endlich ein Lebenszeichen von sich gab. Kaum, dass der alternde Computer betriebsbereit war, startete er sein Spiel. Er wusste nicht, was er sich wünschte. Sollte Andreas online sein oder nicht? In letzter Zeit ließen sie das Programm häufig laufen, um nebenbei miteinander sprechen zu können. Wenn der Freund nicht da war, hieß das vielleicht wirklich, dass er im Bett lag.
    Sascha hielt den Atem an und stieß ihn hart wieder aus. Andreas war da. Verdammt, war das gut oder schlecht? Impulsiv und auf der Suche nach Antworten hackte er in die Tastatur: „He, ich war gerade bei dir. Was ist los?“
    Sehr viel Zeit verging – eigentlich Saschas Spezialität -, bevor ihm ein weiteres Mal kalt wurde: „Nichts.“
    „Habe ich dir irgendetwas getan? Oder bist du krank? Warum lässt du mich von Ivana wegschicken?“
    Er war zu aufdringlich, aber

Weitere Kostenlose Bücher