Leben im Käfig (German Edition)
wollte ihm nicht recht gelingen. Eigentlich reichten ihm das Flackern des grünen Lichts und die Geräuschkulisse, um die Leere im Haus nicht als solche zu empfinden.
Eigenartig. Er schielte neben sich. Sascha hatte sich von ihm abgewandt auf die Seite gerollt und war eingeschlafen. Seine nackte Schulter ragte unter der Decke hervor, die sich im Rhythmus seines Atems hob und senkte. Er gab keinen Laut von sich, aber er war zweifelsohne anwesend.
Trotzdem änderte seine Nähe nichts daran, dass eine andere Sicherheitstür in Andreas' Leben weit offen stand. Und vielleicht schon immer offen gestanden hatte. Er schüttelte sich. Nicht. Denken.
Bis der Film sein furioses und bildgewaltiges Ende fand, hatte Andreas es geschafft, seine inneren Aktenschränke vor die Schreibtische unerledigter Arbeit zu schieben.
Echte Müdigkeit empfand er nicht, aber doch eine gewisse Trägheit, die in wohligem Einklang mit Saschas Anwesenheit stand.
Ihre erste gemeinsame Nacht hatten sie sich beide anders vorgestellt, aber es war dennoch ein gutes Gefühl, sich auf die linke Seite zu drehen und sich vorsichtig von hinten an Sascha heranzuschieben.
Andreas wollte ihn nicht wecken. Er wollte nur das haben, von dem er in den letzten Monaten geträumt hatte, wenn sie sich voneinander verabschiedeten. Er freute sich jetzt schon darauf, im Morgengrauen aufzuwachen und schlicht nicht allein zu sein.
Behutsam schob er den rechten Arm um Saschas Bauch. Seine Hand krabbelte über die vertrauten Konturen des Torsos, spürte der Kontur der Rippen nach und fand zwischen den schwach ausgeprägten Brustmuskeln Frieden.
Warm und hart unter seinen Fingern, der Rücken nahezu heiß an seiner eigenen Brust, der von dünner Baumwolle und Elasthan bedeckte Hintern fest an seinem Unterleib und perfekt geformt, um sich dagegen zu drängen.
Andreas senkte den Kopf und presste das Gesicht zwischen Saschas Schulterblätter. Daran könnte er sich gewöhnen, danach hatte er sich jahrelang gesehnt. Nicht nur als Jugendlicher, der mit seinen Hormonen zu kämpfen hatte, sondern schon als Kind. Kein Stofftier der Welt konnte sich so gut anfühlen und so angenehm riechen wie ein anderer Mensch.
Der Schlaf wollte nicht kommen und Andreas war damit einverstanden. Atmen. Das fremd-vertraute Aroma in sich aufnehmen. Sein.
Ihre Haut glitt aneinander, als Sascha sich streckte und hinter sich griff. Tastete. Streichelte. Suchte. Fand. Schaudernd atmete Andreas aus, als Fingerspitzen über seine Kopfhaut fuhren, in seine Haare griffen und ihn selbstvergessen kraulten.
Anspannung ergriff von seinem Körper Besitz, zwang ihn dazu, sich lang zu machen und die Lippen in Saschas Nacken zu pressen. Seine Zunge schnellte hervor und kostete das Salz, das sich während der Stunden unter der Bettdecke zwischen Hals und Schulteransatz angesammelt hatte.
Sascha drängte zurück, suchte den Kontakt und atmete abgehackt aus. Er wickelte sich Andreas' lange Strähnen um die Faust und zog daran, holte ihn enger an sich heran. Ein heißer Luftstrom strich unter Saschas Ohr entlang, gefolgt von mitternächtlich-trägen Küssen.
Andreas konnte sich nicht zusammennehmen. Wollte es gar nicht. Sein Herz schlug hart in seiner Brust und pumpte Blut in seinen Unterleib. Es zog. Die vage Erinnerung an das ruppige Spiel vom Nachmittag brannte auf seiner Haut und verlangte nach Absolution. Er brauchte mehr. Brauchte das Vergessen und die Reibung und die Hitze und das Küssen und das Wissen, dass Sascha ihn wollte.
Er, nein, sein unanständiger, rücksichtsloser Körper zog alle Register. Seine Zunge strich weich über Saschas Halsansatz, seine Finger zwirbelten eine winzige Brustwarze, die sich zusehends verhärtete.
Seine erwachende Erektion schob sich verführerisch gegen Saschas Hüfte, als flüstere sie: „Fassmichanfassmichanfassmichanendlichan.“
Andreas' Atmen verdichtete sich in seiner Kehle und steigerte sich zu einem kaum hörbaren Keuchen. Er wollte die schüchternen Laute unterdrücken, doch dann kam die Erinnerung, dass sie allein waren.
Keine Ivana, keine Eltern. Nur sie beide und das Bett.
Er stöhnte erleichtert auf und wand sich in seiner leichten Erregbarkeit. Von der Suche nach emotionaler Nähe zu quälender Lust in weniger als drei Minuten.
Sascha ließ ihn die Fingernägel spüren, kratzte ihn an Wange und Hals, legte den Kopf in den Nacken, sodass Andreas mehr Haut erreichen konnte. Wann war er aufgewacht? Keine Ahnung.
Nach einer gefühlten Ewigkeit warf er
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