Leben im Käfig (German Edition)
bisschen länger Andreas' herrlich definierten Oberarmmuskel vor Augen gehabt hätte.
Er grinste.
Um sich die Zeit zu vertreiben, schlenderte Sascha zu den breiten DVD-Regalen. Obwohl ihre Bekanntschaft nun schon fast zwei Monate andauerte, hatte er noch nicht alle Wunder von Andreas' Sammlung erkundet; geschweige denn angesehen. Dieses Zimmer barg eine Unmenge interessanter Dinge.
Ein kleines Vermögen lud in den Regalen zum Zeitvertreib ein. Man konnte sich hier Monate einschließen, ohne dass einem langweilig wurde. Und genau das war der Zweck der Räumlichkeit, was der ganzen Sache einen bitteren Beigeschmack gab.
Vielleicht zum ersten Mal fiel Saschas Blick auf die TV-Serien, die Andreas angesammelt hatte. Eine edel aufgemachte Box stand neben der Nächsten; akribisch sortiert nach Staffel und Themenbereich.
Viele Titel sagten Sascha etwas, andere wiederum nicht. Zumindest konnte er feststellen, dass Andreas trotz aller Sammelwut gewisse Grenzen des guten Geschmacks nicht überschritt. Interessiert musterte er die aufwendig gestalteten Boxen einer Serie, an die er sich nur vage erinnern konnte. Farscape .
Sollten sie je mit den Filmen durch sein, konnte sie ja mit den Serien anfangen.
Nacheinander zog er die vier Boxen aus dem Regal, um auf der Rückseite die Inhaltsangabe zu lesen und die skurrilen Fotos zu betrachten.
Die vierte Staffel verkantete sich. Vorsichtig drückte er sie zurück, um sie zu befreien, als auf einmal Bewegung in die gesamte Reihe kam. Etwas polterte. Alle Verpackungen rückten mehrere Zentimeter nach vorne.
Hektisch presste Sascha den Arm gegen die DVDs, um Schlimmeres zu verhindern. Andreas würde ihm den Hals umdrehen, wenn ihm ein Dutzend Serienboxen auf den Boden klatschten.
Die Katastrophe schien eingedämmt, aber Sascha spürte immer noch den Druck, der die Filme von hinten nach vorne schob. Sollte er nach Andreas rufen, bevor ihm alles abstürzte? Er warf einen Blick in die Lücke, in der die Farscape -Boxen gestanden hatten.
Irritiert stutzte er. Hinter den Serien hatte fast unsichtbar gegen die weiße Wand ein gleichfarbiges Brett gestanden, das durch seinen Zugriff auf das Regal aus dem Gleichgewicht geraten und nach vorne gekippt war. Schräg hing es hinter den Serien fest und presste gegen die Rückseiten der DVDs.
Normalerweise hätte Sascha sich nur gefragt, wofür Andreas ein weißes Brett brauchte. Alle seine Möbel waren in hellem Buchenholz gehalten. Er hätte es schnell wieder vergessen und nie wieder daran gedacht. Neugierig machte ihn, dass er hinter dem Brett eine weitere Reihe DVDs schimmern sehen konnte. Allesamt an die Wand gelehnt, sodass man nicht merkte, dass hinter den Serien noch etwas versteckt war.
Ja, versteckt. So viel war sicher.
Es ging ihn nichts an. Wirklich nicht. Entsprechend entschlossen war er, Andreas' Geheimnis zu ignorieren und das Brett mit einer Hand wieder in die Senkrechte zu bringen. Da bemerkte er die obersten Zentimeter der Hüllen, sah Teile der Beschriftung und das bremste jeden redlichen Gedanken an Privatsphäre aus.
Saschas Finger wanderten wie von allein nach hinten und zog einen Film hervor. Ungläubig starrte er das Cover an, während sein Verstand versuchte, eine Erklärung zu finden. Er empfand nichts. Gar nichts. Und gleichzeitig herrschte in seinem Kopf ein Durcheinander, dass er weder ein noch wusste.
Ein Fehlkauf, lieferte sein Gehirn ihm einen Ausweg. Das muss es sein.
Möglich und sehr leicht herauszufinden. Er fühlte sich taub, als er vorsichtig einen Film nach dem anderen anhob und die mehr oder minder bekleideten Männer auf den DVDs betrachtete.
Kein Zufall. Kein fehlgeleiteter Film.
Pornos. Schwule Pornos.
Fuck.
Sekundenlang konnte Sascha nicht denken. Dann wurde ihm bewusst, dass die Filme nicht aus Spaß in einem Versteck lagen. Es wäre eine Katastrophe, wenn Andreas jetzt hereinkäme und ihn dabei erwischte, dass er seine Pornosammlung erkundete.
In aller Eile brachte er die Filme und das Brett wieder an ihren Platz, setzte die Farscape -Boxen auf das Regal und stürmte in eine andere Ecke des Zimmers; weit weg vom Stein des Anstoßes. Er versuchte, sich auf die teuren Bildbände mit Fotografien aus der ganzen Welt zu konzentrieren, aber es war nicht möglich.
Er musste nachdenken, musste sich überlegen, wie er mit dem neuen Wissen umging und das konnte er nicht. Nicht hier.
„Da bin ich wieder. Was machen wir?“ Andreas kam herein und für einen Moment war Sascha sicher, dass
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