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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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oben. Ob sie seine Anwesenheit schätzte oder nicht, vermochte er nicht zu sagen. Alles, was er wusste, war, dass sie stets dafür sorgte, dass Andreas und er satt wurden. Sie schob sich nie in den Vordergrund, aber wenn der Mittag sich näherte und sie nach Hause gehen wollte, klopfte sie kurz vorher an und rief durch die Tür, welche Leckereien im Kühlschrank bereitstanden. Allein dafür musste man sie lieben.
    An diesem Tag schien Ivana überrascht von Saschas Besuch. Mit ihrem breiten Akzent erklärte sie: „Andreas ist unten. Er trainiert.“
    „Unten?“ Abgesehen vom Badezimmer im ersten Stock kannte Sascha keinen einzigen Raum der Villa, was bei genauer Betrachtung merkwürdig war.
    „Ja“, die Haushälterin zögerte kurz, dann fügte sie hinzu: „Die zweite Tür links.“ Mit diesen Worten winkte sie Sascha hinein.
    Er folgte dem Verlauf der leicht gewundenen Treppe in einen Keller, der in seinem früheren Leben ein Gewölbe gewesen sein musste. Zwar hatte man die Räumlichkeiten geschickt renoviert und modernisiert, aber den geduckten Charakter der runden Türbögen beibehalten. Die Kabelstränge verliefen über den steinernen Wänden.
    Abgesehen von der Wegbeschreibung lotste ein gleichmäßiges Surren Sascha an die richtige Tür. Er klopfte an, trat aber ohne viel Federlesen ein.
    Der Anblick, der sich ihm bot, war nicht uninteressant, wie er zugeben musste. Andreas trabte gleichmäßig auf dem Laufband, die Kabel seines MP3-Players wippten seitlich aus seinen Ohren. Er trug neben seinen Sportschuhen lediglich ein paar Shorts. Um seinen Hals baumelte ein rotes Handtuch und verdeckte seinen verschwitzten Oberkörper nur spärlich, sodass man jede Muskelgruppe an seinem Bauch und seinen Armen spielen sehen konnte.
    Freunde hin oder her, Sascha musste zugeben, dass ihm angesichts dieser Erscheinung der Mund trocken wurde.
    Andreas bemerkte ihn nicht sofort. Seine Augen waren geschlossen und die Musik schirmte ihn vor Einflüssen von außen ab. Entsprechend erschrocken war er, als ein kalter Luftzug über seine Brust strich. Hektisch drosselte er das Laufband, bis es zum Stillstand kam. Schwer atmend beugte er sich vorne über und stützte die Hände auf das Gestänge.
    „Was machst du denn hier?“, japste er atemlos. Das Handtuch rutschte ihm langsam von den Schultern und landete vor seinen Füßen.
    „Wir waren verabredet?“, gab Sascha monoton zurück. Er war seinerseits ein wenig kurzatmig. Ganz ohne Laufband und körperliche Betätigung.
    Andreas kräuselte verwundert Stirn und Nase zugleich: „Hast du nicht gesagt, du hättest heute Nachmittag deine Fahrprüfung? Oder warst du schon da?“ Er begann zu lächeln: „Hast du es schon hinter dir? Gut gelaufen?“
    Ein eigenartiger Impuls ergriff von Sascha Besitz, während er versucht war, nach dem Handtuch zu greifen und damit langsam über Andreas' nackte Brust zu reiben. Es war wohl ein bisschen zu lange her, dass er mit einem anderen Jungen zusammen gewesen war. Anders konnte er sich das Kribbeln in seinem Unterleib kaum erklären.
    „Nein ... nein“, antwortete er stockend. „Morgen. Ich habe die Prüfung erst morgen.“        „Oh Mann, das habe ich irgendwie durcheinander geworfen“, gab Andreas verlegen zu. Mit einer Hand strich er sich über die feuchte Stirn. „Na super, jetzt stinke ich wie ein Iltis.“ Sascha kam der Gedanke, dass er Iltisse mochte. „Lass uns nach oben gehen. Du kannst ja schon mal schauen, was wir spielen wollen und ich gehe duschen.“
    Das war Sascha sehr recht. Er musste sich ein wenig sammeln. Oben angekommen fegte Andreas eilig ins Bad. Manchmal war es so offensichtlich, dass die gemeinsam verbrachte Zeit für ihn wertvoll war, dass Saschas Magen in Richtung Boden sackte.
    „Bis gleich“, verabschiedete Andreas sich und ließ einen unruhigen Freund zurück. Sascha verstand sich selbst nicht.
    Es gab Dinge, über die er hinaus war. Dazu gehörte, sein Herz oder eher seine Libido an einen Hetero zu hängen. Es war frustrierend und im schlimmsten Falle peinlich.
    Andererseits war es kein Wunder, dass er reagierte. Andreas hatte einen aufregenden Körper. Auch im Gesicht sah er besser aus als noch vor einigen Wochen. Anscheinend hatte er im Sommer eine schlechte Phase durchlebt. Und wenn er halb nackt vor Sascha herumtanzte, war es sicher in Ordnung, für einen kurzen Moment schmutzige Gedanken zu haben. Immerhin war er nicht aus Stein. Aber vielleicht wäre er es geworden, wenn er noch ein

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