Leben im Käfig (German Edition)
sehen. Noch tanzten die Endorphine durch seine Körper, aber unter ihnen lauerte bereits das schlechte Gewissen. Sacht drehte er Sascha zu sich um.
Sein Freund hielt die Augen geschlossen und hatte den Mund verzogen. Er schlang die Arme um Andreas' Hals und zog ihn an sich heran, bevor er wisperte: „Oh Mann ...“
„Tut mir leid.“
Sascha lachte auf und unterdrückte den Impuls sofort wieder: „Wer konnte so etwas ahnen?“
Andreas würgte es: „So schlimm?“
„Nein. Und ja. Keine Ahnung. Sehr, sehr eigenartig jedenfalls.“
Sascha klang frustriert und Andreas konnte es ihm nicht verübeln. Ganz im Gegenteil. Ihm ginge es kaum anders. Sie waren beide bis zur Schmerzgrenze erregt gewesen, bevor sie auf die Idee kamen, miteinander zu schlafen. Für Sascha hatte es nur ungewohnte Gefühle und vermutlich Schmerzen gegeben, aber keine Lust. Das war nicht gerecht. Schon gar nicht nach einem solchen Tag.
Unsicher tastete Andreas nach seinem Freund, ließ seine Hand über seinen Bauch und tiefer gleiten. Er war nicht überrascht, als er dort keine Härte mehr vorfand. Es tat ihm unendlich leid.: „Tut es sehr weh? Glaubst du, dass ich dich ... verletzt habe?“
Für Andreas war es neu, dass sich in Sachen Sex eine Barriere zwischen ihnen aufgebaut hatte. Bisher hatten sie sich immer von ihrem Instinkt leiten lassen und waren damit gut gefahren. Es hatte sie zufrieden gemacht. Aber jetzt musste er fragen.
„Denke nicht“, entgegnete Sascha zunehmend muffelig. „Und nein, tut es nicht. Nicht mehr. Aber es war eben auch nicht gerade ...“
„Schön?“
„Genau.“
„Mist.“
Das schlechte Gewissen fraß Andreas beinahe auf. Er hatte alles falsch gemacht, wie es schien. Andererseits wusste er, dass er vorsichtig gewesen war. Vielleicht hatte die Vorbereitung nicht gereicht? Rücksichtslos war er nicht gewesen. So viel war sicher.
„Jepp.“ Unerwartet richtete Sascha sich auf und setzte sich schnaufend hin: „Fühlt sich beschissen an. Ich bin sowas von geil. Zumindest im Kopf. Und nichts geht mehr.“
Überrascht zog Andreas eine Augenbraue hoch. Wie, geil? Damit hatte er beim besten Willen nicht gerechnet, aber er war dankbar dafür. Es war immerhin eine Chance. Denn wenn Sascha trotz allem immer noch Lust hatte, dann konnte er wenigstens versuchen, den Schaden zu begrenzen. Gut zu ihm zu sein. So gut wie nie zuvor.
In Andreas' Brust schwoll etwas an, als er Sascha zurück zu sich in die Kissen zog. Auf dessen fragenden Blick hin legte er ihm einen Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf, küsste ihn lange und streichelte dabei seine Seiten und sein Gesicht. Dann ging er auf Weltreise.
Anfangs sträubte Sascha sich unmerklich, hatte vielleicht Sorge, dass Andreas einen zweiten Versuch wollte, doch nach und nach entspannte er sich unter seinen Lippen und Händen.
Neugierig wie nie zuvor küsste Andreas ihn überall – Brust, Ohr, Bauch, die Linie, die zum Unterleib führte, Hals, auf die Innenseite der Beine, in der Achselhöhle und am Handgelenk -, versuchte den Schaden wieder gut zu machen, indem er nach empfindlichen Stellen fahndete und am Ende lange und anhaltend Saschas Unterleib erkundete.
Erst, als sein Freund winselte und andeutete, dass er genug hatte, wandte Andreas sich seinem Glied zu und erlöste ihn. Ließ ihn stöhnend und zuckend in seinen Mund kommen und fand es aufregend.
Später lag Andreas noch lange wach und dachte über die vergangenen Tage nach. Er ärgerte sich, dass in letzter Zeit ausnahmslos alles schief zu gehen schien. Nicht einmal ein für alle Beteiligten schönes, erstes Mal war ihnen vergönnt gewesen.
Bereute er es? Vielleicht.
Bevor Sascha eingeschlafen war, hatte er etwas davon gemurmelt, dass sie demnächst prüfen würden, was sie falsch gemacht hatten. Das klang nicht schlecht und Andreas war fies genug, um zu hoffen, dass es bald zu dieser Wiederholung kommen würde.
Er hatte sich schon jetzt in das Gefühl der körperlichen Vereinigung verliebt. Diese Hitze ... unglaublich. Kein Wunder, dass die ganze Welt danach lechzte. Er zweifelte daran, dass er Sascha in nächster Zeit ansehen konnte, ohne daran zu denken, sich in ihm zu versenken. Und anders herum? Ja, das auch. Ausprobieren. Vielleicht ging es bei ihm besser. Vielleicht war Sascha geschickter.
Andreas machte sich Sorgen. Auf der einen Seite fühlte er sich Sascha sehr nahe und auf der anderen Seite hatte er nun größere Angst als je zuvor, ihn zu verlieren. Sie lagen so weit
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