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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Matratze und verschränkte die Arme vor der Brust, „was machst du schon hier?“
    Sie schwieg. Vielleicht betroffen, vielleicht überfordert. Andreas wusste es nicht genau. Nein, er war nicht nett zu ihr.
    Ja, er wusste, dass sie sich Sorgen machte und er es durch sein Benehmen schlimmer machte. Aber es hatte sich so eingespielt und manchmal tat es ihm gut, sie unter seinen harschen Worten zusammenzucken zu sehen.
    „Ich muss dir etwas erzählen. Und ich halte es für besser, wenn dein Vater nicht dabei ist.“ Aha. Das war typisch. Es ging nicht um ihn und sie war nicht nach Hause gekommen, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Sie wollte lediglich sicherstellen, dass ihr Gespräch ungestört verlief. Es wäre schön gewesen, wenn sie nur dieses eine Mal die Arbeit unterbrochen hätte, weil Ivana sie angerufen hatte. Weil es ihm nicht gut ging und weil er nicht aufstand.
    Schön, aber sehr unwahrscheinlich.
    „Aha?“ Andreas richtete sich auf und drückte den Rücken gegen das Kopfende seines Bettes, als suche er in der hölzernen Konstruktion eine kalte Umarmung. Kritisch sah er seiner Mutter ins Gesicht, mochte die Ernsthaftigkeit und Nervosität in ihrem Blick nicht. „Ja ...“
    „Komm zum Punkt.“ Kurz und schmerzlos war besser als langsam und qualvoll.
    „Du weißt doch, dass wir am nächsten Wochenende eine Gesellschaft geben wollten. Im Grand Elysee“, begann Margarete zögernd.
    „Wenn du das sagst?“ Andreas interessierte es nicht, wann seine Eltern welche Veranstaltung besuchten oder selbst gaben. Ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen waren enorm und unübersichtlich. Er führte darüber sicher nicht Buch. Augenblick, warum erzählte sie ihm das? „Du willst mir aber nicht sagen, dass ich da erscheinen soll, oder?       Du weißt, dass ich das nicht kann!“
    „Nein, nein, beruhige dich“, wehrte seine Mutter ab, zögerte erneut, überlegte, was ihn nur noch misstrauischer machte. „Okay, wir haben uns gedacht ...“ Sie sprang auf und begann auf ihren gefährlich hohen High Heels vor seinem Bett auf und ab zu schreiten. „Es ist doch nur, dass es so nicht weitergeht. Du bist immer allein. Du triffst dich mit niemandem, du redest mit niemandem.“
    „Und deswegen soll ich auf einem Geschäftstreffen erscheinen, auf dem lauter unsympathische Yuppies herumhängen? Was an ich kann nicht verstehst du nicht?“
    „Natürlich nicht. Ganz anders. Schau, Liebling“, er hasste es, wenn sie ihn mit Kosenamen überschüttete, „wir haben die Pläne umgeworfen. Wir werden die Party bei uns im Garten geben.“
    „Schön für euch“, gab Andreas erleichtert zurück. Damit konnte er leben, solange sie ihn in Frieden ließen. Wozu gab es Kopfhörer? „Tut das. Die Schande der Familie bleibt auf ihrem Zimmer.“
    Dieses Mal zuckte seine Mutter wirklich zusammen. Verzweifelt wandte sie sich ihm zu: „Sag so etwas nicht. Bitte nicht. Du verstehst mich falsch. Wir verlegen die Party wegen dir. Du musst nicht unten auftauchen, aber wir wollen dir die Möglichkeit geben, unter andere Menschen zu kommen. An einem Ort, an dem du dich sicher fühlst.“
    Entsetzt kniff Andreas sich in den eigenen Oberarm, starrte sie an, als hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben. Begriff sie so wenig? Sein Magen fühlte sich kalt und hart an, als er mit wachsendem Schreck Halt am Bettpfosten suchte.
    „Sicher?“, hakte er ungläubig nach. Seit Jahren fühlte er sich im Garten nicht mehr sicher. Das musste sie doch wissen. Sie hatte ihm vor wenigen Tagen noch Mut machen wollen, damit er schwimmen ging. Es war auf ein Desaster hinausgelaufen.
    Aber richtig, das wusste sie nicht, denn sie hatte ja nicht danach gefragt. Und jetzt wollte sie diesen Garten, in dem er eh nicht gut zurechtkam, mit fremden Menschen vollstopfen? Menschen, denen er sich stellen sollte? Wie konnte sie ihn nach zehn Jahren Verfall, Verzweiflung und Qual so wenig verstehen?
    „Wir verlangen nichts von dir“, betonte sie mit bittendem Blick. „Wir zwingen dich zu nichts. Aber dein Vater und ich denken, dass es gut wäre, wenn du es mal versuchst. Du kannst jederzeit wieder nach oben gehen.“
    „Bevor oder nachdem ich umgekippt bin oder auf den Tisch gekotzt habe?“
    „Nur ein Versuch, mehr nicht. Damit du dich wieder an andere Leute gewöhnst. Du hast es so lange nicht mehr probiert. Vielleicht ist es ja besser geworden.“ Sie presste die Lippen aufeinander und spielte wispernd ihre teuflischste Karte aus: „Bitte, für

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