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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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wie nach einem Giftgasangriff. Wie heißt die Bombe, die nur Leben, aber keine Materie vernichtet? Ich steige aus der Dusche, will mich abtrocknen. Ich bemerke, dass ich noch meinen Hosenanzug anhabe. Ich kichere. Ich kann nicht aufhören zu lachen. Ich lebe, was soll’s? Oskar wird gleich kommen und mir alles erklären. Ich werfe die nassen Sachen in die Waschmaschine. Sie werden den Schleudergang schon überleben. Jeden schleudert es einmal. Und was, wenn es wirklich ein Giftgasangriff war? So etwas ist lautlos. Nichts dringt nach außen. Außerirdische. Oder doch international gelenkte Terroristen? Ich klettere ins Bett. In unser gutes breites Bett, ziehe die Decke bis zum Kopf. Ich werde schlafen. Ich hab keinen Whiskey getrunken, ich hab Vesna versprochen, einen irischen Whiskey zu trinken, Jameson, meinen Lieblingswhiskey. Im Schlafzimmer gibt es keinen. Ich will nicht nach draußen. Ich bin nicht schön und nicht Mitte zwanzig. Ich bin nicht einmal blond. Ich bin einem Bombenangriff entgangen. Nein. Ich bin einer Drohung entgangen. Kann man einer Drohung entgehen? Kann man eben nicht, das ist ja das Problem. Gleich wird Oskar da sein und mich trösten. Mir ist kalt.
    Ein Lichtblitz. Ich schreie auf. Gerade war ich in einer U-Bahn, rund um mich blonde Frauen mit Sonnenbrille. Die Bombe. Jetzt ist sie hochgegangen. Atombombe. Lichtblitz und dann nichts mehr. Jemand drückt mich zu Boden. Ich versuche ihn abzuschütteln.
    „Mira“, flüstert Oskar beruhigend, „du hast schlecht geträumt.“
    Ich blinzle, öffne die Augen. Der Lichtblitz. Sonne, die ins Zimmer scheint. Oskar muss die Rollos hochgezogen haben. Ich klappe die Augen wieder zu. Was ich alles geträumt habe.
    „Ich hatte wirklich keine Ahnung von Carmen“, flüstert Oskar und hält mich dabei fest.
    Augen auf. War also doch kein Traum.
    „Im Rathaus war gestern Bombenalarm“, sage ich. Oskar starrt mich an. Er hat nichts davon mitbekommen.
    „Carmen war da, ich habe nicht …“
    Ich erzähle ihm in Kurzfassung, was passiert ist.
    „Und ich hab dich einfach schlafen gehen lassen“, murmelt er und wiegt mich hin und her wie ein kleines Kind. Tut gut, sehr gut. Trotzdem hab ich den Eindruck, er ist nicht ganz bei der Sache.
    „Carmen?“, frage ich.
    „Sie ist plötzlich vor der Tür gestanden. Ich war mit ihrer Mutter nur kurz befreundet, ein paar Monate, ich bin gerade mit dem Studium fertig geworden, sie hat noch studiert. Am Tag nach meiner Promotion hat sie mir gesagt, dass sie einen anderen hat. Es hat mich nicht besonders getroffen. Ich hatte so viele Pläne damals. Sie lebt mit ihrem Mann in der Schweiz, er dürfte ziemlich vermögend sein.“
    „Und woher willst du wissen, dass das Kind wirklich von dir ist?“
    „Sie hat geglaubt, es ist von dem anderen. Er hat sie sitzen lassen und behauptet, das Kind sei nicht von ihm. Sie hat einen Vaterschaftstest machen lassen. Das Kind war wirklich nicht von ihm. Und außer uns beiden gab es keine Männer in ihrem Leben, zumindest im fraglichen Zeitraum.“
    „Das hat dir Carmen alles erzählt?“
    Oskar nickt. „Ihre Mutter hat ihr Bescheid gesagt, als sie fünfundzwanzig geworden ist. Jetzt ist sie sechsundzwanzig und ist gekommen, um ihren leiblichen Vater zu sehen.“
    Ich klettere aus dem Bett. „Wohl nicht einfach, überraschend Vater zu werden.“
    Oskar grinst schief. „Kann man so sagen. Ich muss trotzdem dringend weg. Verhandlungstag. Die fragen nicht, was sonst noch los ist in deinem Leben. – Geht es dir gut? Kommst du zurecht?“
    Ich nicke. „Und wo ist Carmen?“
    „In einem Hotel, sie ist schon seit einigen Tagen in Wien. Ist wohl auch nicht so leicht, plötzlich einen neuen Vater zu treffen.“
    „Sie ist ziemlich hübsch“, murmle ich.
    „Nicht wahr?“, erwidert mein Oskar und ich habe den Eindruck, da schwingt Vaterstolz mit. Wünscht sich nicht jeder ein Kind? Hm. Ich nicht. Und schon gar nicht eines, das sechsundzwanzig, attraktiv und die Tochter von Oskar ist. Obwohl: Wenn sie jünger sind, machen sie noch mehr Umstände. Wickeln, füttern, alles das.
    „Was murmelst du vor dich hin?“, will Oskar wissen.
    Ich schüttle den Kopf und versuche ein Lächeln. „Ich muss in die Redaktion. Und das ziemlich flott.“
    Noch ein Vorteil von Oskars Wohnung: Sie liegt in Gehweite von der Redaktion. Wenn ich rasch gehe, brauche ich eine Viertelstunde und ich kann mir überdies einreden, etwas für meine Fitness zu tun. Heute freilich hoffe ich vor allem, dass mir

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