Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
beiden ist doch nur wichtig, wie ihr euch damit fühlt. Ihr trefft Entscheidungen, die gegen mich gehen. Und wenn ihr dann feststellt, dass es doch irgendwie blöd läuft, dann wollt ihr mich zurück. Weißt du was? Verarschen kann ich mich allein.“
Julia war aufgestanden. Sie war kaum mehr in der Lage ihre Fassung im Zaum zu halten. Sie wusste, dass sie jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. Ein letztes Mal sah sie in Tills Augen. Sie konnte die Liebe für sie darin finden und doch war sie wütend und verletzt. Zudem kam Robert mit zwei Gläsern Bier an den Tisch zurück und versuchte ebenfalls alles in seinen Blick zu legen, damit sie merken sollte, wie sehr er sie liebte.
„Ich will euch beide nicht mehr sehen”, sagte sie, dreht sich um und war verschwunden.
„Na super”, sagte Robert, „vielen Dank auch. Das hast du super gemacht. Jetzt bekommt keiner von uns, was er sich wünscht. Wirklich klasse.“
Kaum ausgesprochen hielt Robert eines der Biere Till entgegen, der es ihm dankbar abnahm und sofort einen tiefen Schluck nahm. Robert tat es ihm nach und trank sein Bier fast in einem Zug aus.
„Ich muss mit dir reden”, schrie Julia Gitte an, als sie die Tanzfläche erreicht hatte, griff sich eine ihrer Hände und zog sie beinah unsanft hinter sich her.
„Ich brauche dringend deinen Rat. Die Kerle da oben machen mich irre”, sagte Julia endlich in normaler Lautstärke, als sie die Toilette erreichten, sich die Tür hinter ihnen geschlossen und Julia sich versichert hatte, dass sie allein waren.
„Was ist denn nun schon wieder?“
„Die wollen mich beide und fangen, so fürchte ich, sich gleich an zu prügeln, wer mit mir nach Hause gehen darf.“
„Was soll das? Ich versteh kein Wort. Du bist doch mit Robert zusammen. Was will Till noch?“
„Der hat mir gerade gesagt, dass er mich noch immer liebt.“
Erst jetzt schien Julia die Bedeutung seiner Worte bewusst zu werden. Tief in ihrem Inneren zog sich schmerzhaft etwas zusammen, dass sie sich augenblicklich auf den heruntergeklappten Deckel einer Toilette setzten musste. Plötzlich wusste sie, was es zu bedeuten hatte: Sie liebte ihn so sehr, dass es ihr wehtat.
„Sag mir bitte, dass du nicht mit Till geschlafen hast”, sagte Gitte.
„Doch, das habe ich.“
„Nein, Julia, das darf doch nicht wahr sein. Warum hast du dir das nur wieder angetan?“
„Ich liebe ihn. Ich kann nichts dagegen machen. Er ist der Mann meiner Träume.“
„Und was ist mit Robert?“
„Das ist ja das Schlimme, den liebe ich auch. Und nun weiß ich nicht, was ich machen soll.“
„Soll ich dir etwa sagen, welchen du nehmen sollst?“
„Das wäre schön, ja. Ich kann mich nicht entscheiden. Wobei die mich eben so wütend gemacht haben, dass ich eigentlich keinen von beiden mehr will.“
„Ich kann dir nur raten, es dir gut zu überlegen. Till hat dir so sehr wehgetan. Robert hingegen war immer für dich da. Und wenn du jetzt Till nimmst, weißt du, dass du Robert für immer verloren hast.“
„Da hast du wohl recht. Ich weiß einfach nicht weiter.“
„Du musst dich doch nicht heute entscheiden. Warte doch erst einmal ab. Du wirst schon irgendwann wissen, was zu tun ist.“
„Meinst du? Und wenn nicht?“
„Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, den besten von all diesen Gestörten geheiratet zu haben und damit endgültig aus dem Rennen bin.“
Julia war zwar nun erleichtert mit Gitte gesprochen zu haben, aber es brachte sie einer Lösung leider nicht näher. Sie wäre gern nach Hause und in ihr Bett verschwunden, hätte sich die Decke über den Kopf gezogen und erst wieder herausgekommen, wenn sie wusste, was sie wollte.
Aber der Abend war noch früh, die Torte noch nicht angeschnitten und der Brautstrauß nicht geworfen worden. Bei aller Freundschaft hätte ihr Gitte nie verziehen, wenn sie jetzt gegangen wäre. Im Grund war es schon schlimm genug, dass Julia sie auf ihrer Hochzeit mit Problemen belastete.
Daher versuchte Julia den restlichen Abend den beiden Männern aus dem Weg zu gehen, die es sich inzwischen an der Bar gemütlich gemacht hatten. Karin war schon lange verschwunden, sie musste den Babysitter auslösen, worum sie Julia tatsächlich in diesem Moment beneidete.
Stunden später, ihre Füße taten ihr weh, die Schuhe fingen an zu drücken, legte sie ihre Beine auf einen Stuhl. Sie saß in einer hinteren Ecke, in der sie hoffte ihre Ruhe zu haben. Vor Müdigkeit wäre sie beinah eingeschlafen, als jemand mit
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