Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
zwei Bieren vor ihr stand.
„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte Till höflich und reichte ihr eines der Biergläser.
„Na gut”, sagte sie und nahm sofort einen tiefen Schluck.
„Bist du sauer auf mich?“
„Erwartest du ernsthaft eine Antwort?“
„Aber warum? Was hat dich so verärgert?“
„Was für eine selten dämliche Frage?“
„Ich wollte dir zeigen, was du mir bedeutest und ich bereit bin, um dich zu kämpfen.“
„Du bist verheiratet. Ich habe absolut kein Interesse an einer Affäre.“
„Ich habe ebenso wenig Interesse daran. Ich möchte dich gern zurück.“
„Und deine Frau?“
„Meine Ehe ist eine Katastrophe. Das war sie von Anfang an. Ich werde das beenden.“
„Ja und, deine Kinder? Was wird aus denen? Das kannst du doch nicht tun.“
„Ich denke, für die ist es auch besser. Jetzt sind sie noch klein, aber später sollen sie nicht mit einer Lüge leben müssen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“
„Aber sollen sie denn ohne Vater aufwachsen?“
„Nein, natürlich nicht. Ich werde immer für sie da sein. Wäre das ein Problem für dich?“
„Wie bitte?“
„Dass ich Kinder habe und mich weiterhin um sie kümmern werde.“
„Du bist echt nicht ganz dicht.“
„Denn weißt du, wenn wir wieder zusammen sind, werden sie auch regelmäßig bei uns sein.“
„Bin ich jetzt etwa schon wieder ein wir? Wie kommst du darauf, dass ich dich zurück nehme, nach allem, was du getan hast? Abgesehen davon bin ich mit Robert zusammen.“
„Liebst du mich nicht? Ich dachte, dass du tief in deinem Inneren noch etwas für mich empfinden würdest.“
Plötzlich stand Robert bei ihnen.
„Wollen wir langsam nach Hause gehen?“, fragte er und versuchte dabei nicht zu lallen und einen freundlichen Eindruck zu hinterlassen.
„Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich nach dem ganzen Theater mit dir nach Hause gehe?“ Julia hatte sich erhoben und sah ihn durchdringend an. „Entschuldige, natürlich meinte ich, dass ich dich nicht mit zu mir nehme, denn zu dir können wir ja schließlich nicht. In deinem Bett liegt ja Monika und wartet auf dich.“
44 . Kapitel: Einen oder keinen?
Es tat so wahnsinnig gut endlich die Küche wieder für sich zu haben. Natascha hatte die letzten Reste ihrer Habe direkt nach der Hochzeit abgeholt und auch Janine war dabei ihre Sachen zu packen. Sie hatte nach Beendigung ihres Studiums einen Job in München angenommen. In den letzten Wochen wollte sie sich gebührend von ihren Freunden verabschieden, war daher beinah täglich unterwegs und kam erst im frühen Morgengrauen nach Hause.
Anfänglich vermisste Julia die beiden Frauen. Aber am Samstagvormittag in der Küche zu sitzen, Kaffee zu trinken und in aller Ruhe Zeitung zu lesen, das war etwas, was Julia im Gegenzug sehr vermisst hatte.
Sie versuchte seit der Hochzeit, die inzwischen immerhin schon zwei Wochen her war, nicht mehr daran zu denken, für welchen der beiden Männer sie sich entscheiden sollte. Zum Glück verhielten die sich ruhig und behelligten sie nicht weiter.
Da sie so sehr die Stille genoss, wollte sie daran glauben, dass es das Beste sei, wenn sie gar keinen von beiden nehmen würde. Sie kam doch gut allein zurecht. Wozu brauchte sie schon einen Mann?
In diesem Moment, mit ihrem Kaffee in der Hand, auf dem Tisch die Zeitung, war sie zufrieden mit ihrem Leben. Es sind eben oft die kleinen Dinge, die einen merken lassen, wie gut man es im Grunde doch hat.
Als es an der Tür klingelte, war sie für einen Moment wütend, aber dann dachte sie, wer auch immer sie störte, sie würde sich ihre gute Laune nicht verderben lassen. Wahrscheinlich war es ohnehin Gitte, die mit ihr einen Kaffee trinken wollte.
Ohne auf den Summer zu drücken, öffnete sie die Tür. Niemand stand im Treppenhaus. Sofort klingelte es erneut, diesmal etwas energischer und länger.
„Ist ja gut“, sagte Julia laut und rückte den Summer.
Sie hörte, wie sich jemand die Treppe heraufschleppte. Auf halber Treppe zu ihrer Etage, sah sie eine Fremde, die etwa zehn Jahre älter war als sie selbst. Schnaufend baute sich die Frau vor ihr auf.
„Sind Sie Julia Lange?“
„Wer will das wissen?“
„Ich, wer sonst.“
„Aha.“
„Also gehe ich davon aus, dass sie Frau Lange sind. Ich wollte nur einmal sehen, wie die Frau aussieht, die mir den Mann genommen hat”, sagte die Fremde.
„Wie meinen Sie das?“
„Das wissen Sie ganz genau.“
„Äh, nein, das weiß ich nicht. Und
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