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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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war abgestanden. Es roch nach Ulli.
    In dem halben Jahr, in dem sie nicht mehr hier gewohnt hatte, war ihr eigener Geruch verschwunden. Umso mehr musste dringend frische Farbe an die Wände. Sie ging durch die Zimmer und öffnete überall die Fenster. Draußen war es grau vom frühen Nebel. Sie glaubte, dass dieser sofort die Räume füllen würde.
    In Gedanken versuchte sie zu rechnen, wie viel Farbe sie bräuchte, ob sie selbst streichen, oder doch besser einen Maler dafür engagieren sollte. Das alles würde Unsummen kosten, zudem brauchte sie Möbel. Wie gut, dass sie ausreichend gut verdiente. Dennoch würde sie ihr Konto überziehen müssen.
    Ein wenig Ersparnisse hatte sie, aber die würden mit Sicherheit nicht ausreichen. Wenn sie einen Partner hätte, wäre das alles sicher leichter. Schnell sagte sie sich, dass sie eine emanzipierte F rau sei, die sehr gut allein zurecht käme und es überhaupt nicht nötig hatte ihr Leben an einen Mann zu verschwenden.
    Allein sei sie sehr viel besser dran. Sie könnte alles selbst entscheiden, niemand würde ihr reinreden. Und doch fühlte sie sich unglaublich einsam. Obwohl sie Ulli verlassen hatte, kam es ihr vor als wäre sie die zurückgelassene. Was mit Sicherheit auch daran lag, dass ihr ständig die Bilder von Kathi und Ulli gemeinsam im Bett durch den Kopf spukten.
     
    Ulli hatte durchaus mehr als nur den Fernseher zurückgelassen. Das war ihr in der Dunkelheit des gestrigen Abends nicht aufgefallen. Beim betreten des Schlafzimmers sah sie es allerdings sofort. In der Mitte des Raumes stand seine Personenwaage. Auf ihr lag ein Zettel.
    Julia ging darauf zu, wollte aber im Grunde gar nicht wissen, was er ihr hinterlassen hatte. Sie beugte sich hinunter und merkte, wie schwer es ihr fiel dabei zu atmen. Das war ihr schon vor längerem aufgefallen, dass sie kurzatmiger wurde und sich kaum noch bewegen wollte, da alles auf einmal viel anstrengender war.
    Wenn sie an den Wochenenden ihre geliebten Jeans trug, die leider auch immer enger wurden, konnte sie sich ihre Schuhe nur noch im sitzen anziehen, was zunehmend der Fall war, egal was sie anhatte, musste sich zu allem Überfluss die Hose öffnen, um genug Luft zu bekommen, wenn sie sich hinunter beugte. Endlich hatte sie den Zettel in der Hand und las, was Ulli ihr zu sagen hatte.
    ‚Trau dich!‘
    Ihr brach der Schweiß aus. Julia stand wie angewurzelt mitten im Schlafzimmer und stierte erst den Zettel in ihrer Hand und dann die Waage an. Sollte sie das wirklich tun? Ja, dachte sie, aber nicht jetzt und nicht heute. Sie stellte ihren Kaffeebecher auf die Fensterbank, schloss alle Fenster und verließ die Wohnung, um irgendwo in der Stadt frühstücken zu gehen.
     
    Nachdem sie mehrere tausend Euro investiert hatte, um die Wohnung wieder bewohnbar zu machen, war es Anfang April endlich soweit. Sie brachte den letzten Vorhang im Schlafzimmer an und krabbelte von der Leiter, dabei wieder nach Luft schnappend. Das störte sie sehr und wieder dachte sie daran, endlich etwas zu ändern und abzunehmen.
    Durch die ganze Renovierung glaubte sie , ein paar Gramm verloren zu haben. Immerhin hatte sie etwas weniger dadurch gegessen. Aber ihre Kleidung wollte dennoch nicht bequemer werden. Sie war, wie in den letzten Wochen öfter, bei der kleinsten Bewegung völlig verschwitzt. Schon allein aus diesem Grund glaubte sie, dass sie abgenommen haben musste.
    Erleichtert, dass sie nun endlich den letzten Rest der Renovierung abgeschlossen hatte, packte sie die Leiter zusammen und verstaute diese in einer vom Flur abgehenden Kammer. Schnell schloss sie die Tür wieder, als sie sah, dass dieser winzige Raum dringend aufgeräumt werden musste.
    Es war nicht ihre Art unordentlich zu sein, aber in den letzten Wochen war alles so anstrengend gewesen, dass sie alle überflüssigen Dinge, die sie nicht mehr brauchte in die Kammer geschoben hatte. Nun passte kaum mehr die Leiter hinein.
    Mühsam verschloss sie die Tür und lehnte sich mit ihrem gesamten Körpergewicht dagegen und hoffte, dass die Tür unter der Last, die von der anderen Seite dagegen drückte, nicht wieder aufspringen würde. Das ließ sie ein weiteres Mal anfangen zu schwitzen.
    Nun hatte sie sich wirklich ein schönes Abendessen und eine gute Flasche Wein verdient. Es war Samstag und der Kühlschrank hübsch gefüllt. Noch am Freitag war sie nach der Arbeit zum Einkaufen gefahren und hatte sich alles gekauft, was sie glaubte, für ein gemütliches, sich für die Mühen

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