Leben mit Hochsensibilitaet
haben, Dinge zu spüren, die uns gut tun. Logik können wir darauf nicht anwenden.
Eine Mutter telefoniert gerade mit ihrer eigenen Mutter. Im Wohnwagen vor ihrem Haus spielt ihr kleinster Sohn. Plötzlich fühlt die Mutter Beklemmungen. Sie greift sich instinktiv an die Kehleund fühlt, wie ihr der Atem stockt. Sie lässt den Telefonhörer aus der Hand fallen. Etwas hat sie alarmiert. Sie weiß nicht, was. Irgendetwas in ihr sagt ihr, etwas ist mit ihrem Kind passiert. So schnell sie kann, ist sie draußen und findet dort ihren Sohn, auf dem Rücken liegend, in Erstickungsgefahr. Schnelles Handeln rettet das Leben des Kindes. Doch woher und wie erreichte sie diese Information?
Unsere Intuition ist in vielen Situationen von unschätzbarem Wert. Um richtige Entscheidungen zu fällen oder um Informationen zu einem bestimmten Problem zu erhalten, sollte man sich mit der inneren Weisheit verbinden. Du hast als Hochsensibler wahrscheinlich noch viel Kontakt mit dieser inneren Stimme – daraus kannst du einen Vorteil für dich ziehen. Wenn du fähig bist, dein Denken, Wollen und Handeln zur Ruhe zu bringen und eine tiefe Aufmerksamkeit in dir zu schaffen, wirst du merken, dass es leichter wird, dich wieder mit diesem Wissen zu verbinden. Weil du in der Regel tiefgründige Fragen über das Wie und Warum stellst, neugierig bist und zur Intensivität neigst, ist deine Chance groß, die richtigen Wege zu finden. Weil du einen Widerwillen gegen Oberflächlichkeiten hast, wirst du zuerst deine innere Weisheitsquelle fragen, wie du sinnvoller leben kannst. Durch deine Beobachtungsbegabung wirst du dich feinstofflichen Energien öffnen können, die dir die Antworten bringen.
Leider haben viele Hochsensible verlernt, ihrem eigenen Wissen zu vertrauen; als Folge davon haben sie Schwierigkeiten, zu sich selbst zu stehen. Wir kennen Rose aus vorangegangenen Kapiteln. Sie sagt mir: „Der intuitive Kontakt an sich ist nicht schwierig. Er ist immer da. Das Schwierige für mich ist, zu lernen, auf die Einsichten, die ich empfange, zu vertrauen. Das kommt, weil ich aus meiner Kindheit starke Verletzungen mitgebracht habe. Deshalb ist es für mich so wichtig, dass ich lerne, wieder auf diese Stimme zu vertrauen. Es ist ein Prozess voller Rückschläge, bei denen man es trotzdem weiter versucht. Wenn ich Einsichten erhalte, dann teste ich diese bei Menschen meiner unmittelbaren Umgebung, denen ichvertraue. Ich überprüfe, ob diese oder jene Einsicht auch tatsächlich stimmt, und versuche dann, danach zu handeln. Das Ergebnis oder die Reaktion auf dieses Handeln gibt mir wieder ein Feedback, ob die Sache gut war oder ob sie ein anderes Resultat ergab als das, was ich wollte.“ Auch Sylvia, die wir aus dem zweiten Kapitel kennen, die Drogen nahm, um ihre starke Sensibilität zu betäuben, testet an der Wirklichkeit die Informationen, die sie seit ihrer Kindheit in voraussagenden Träumen erhält. Meistens stellt sie fest, dass sich ihre Träume präzise bewahrheiten.
Dieses Testen bleibt wichtig. Es ist eine Realitätsüberprüfung, die man sich selbst auferlegen sollte. Manche Menschen haben die Neigung, in einer ungesunden Art von Spiritualität übers Ziel hinauszuschießen. Es erfordert Realitätssinn, die Informationen, die zu dir kommen, korrekt einzuschätzen und mit dem Leben, das du hier und jetzt führst, zu verbinden. Durch zu große Öffnung und zu geringe Erdung ist es für Hochsensible relativ einfach, aus sich selbst heraus zu treten. Anadea Judith sagt zu Recht: „Für manche Menschen wird Spiritualität zu einer Versklavung. Weil sie bestimmten schwierigen Lebensaufgaben ausweichen möchten, laufen sie einem Guru hinterher oder stellen sich an die Straßenecke und rattern die Bibel herunter oder rennen von einem Retreat zum nächsten oder nehmen Zuflucht zu psychedelischen Drogen, um spirituell ‚high’ zu werden. Spirituelle Reinheit ist eine weitere Form, in der sich diese Versklavung zeigen kann. Durch Gelübde von Armut, Keuschheit und Gehorsam bleiben die ersten drei Chakras unterentwickelt. Fasten, Askese, Selbstverleugnung und endlose Selbstaufopferung können einen Glorienschein großer und das Ego streichelnder Rechtschaffenheit nähren.“ 25
Es ist verlockend, Wahrsagereien, Horoskope und frühere Leben wichtiger zu finden als die Realität des Hier und Jetzt. Manchmal entsteht durch das Verlangen einer überweltlichen oder jenseitigen Wahrheit eine große Abhängigkeit gegenüber anderen. Hochsensible
Weitere Kostenlose Bücher