Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
versichert haben – entgegen den Behauptungen der alten Religion wie auch des Hinduismus und Buddhismus, die besagen, das Universum habe schon immer existiert. Die Schöpfungsgeschichte erklärt stattdessen: Gott schuf das Universum aus dem Nichts. Ursprünglich gab es nichts, und dann gab es das Universum. Die Autoren der Bibel haben das nicht aus irgendwelchen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen abgeleitet,
sondern im Grunde erklärt: »Gott hat uns das gesagt.« Und im Kern hatten sie recht. Das ist ein Punkt für diese vorherwissenden Juden.
Als noch beachtlichere Folgerung ergibt sich aus dem Urknall auch, dass Raum und Zeit einen Anfang hatten. Das ist keine umstrittene Spekulation, sondern eine direkte Konsequenz des Urknalls und wird gewöhnlich in Einführungsvorlesungen zur Physik gelehrt. Aus dem Urknall können wir schlussfolgern, dass das Universum nicht in, sondern mit Raum und Zeit begann. »Vor« unserem Universum gab es keine Zeit. »Jenseits« unseres Universums gibt es keinen Raum. Das Universum begann mit dem, was Wissenschaftler eine ursprüngliche »Singularität« nennen, einen Punkt, an dem alle Masse im Universum in einen Zustand unendlicher Dichte zusammengepresst war. 7 Dann bekamen wir – im vielleicht größten »Peng!« aller Zeiten! – das Universum samt Raum und Zeit auf einmal.
Wir sollten uns einmal klarmachen, wie sehr das unserer Intuition widerspricht. Stellen Sie sich vor, jemand erzählt Ihnen, der Raum würde an der Wand dort drüben enden. Das wäre natürlich lächerlich, denn auf der anderen Seite der Wand gibt es ebenfalls Raum. Oder stellen Sie sich vor, jemand sagt Ihnen, die Zeit habe vor einer Million Jahren begonnen. Das ist ebenfalls Unsinn, denn wenn wir weiter zurückrechnen, landen wir bei 1,1 Millionen Jahren. Weder Raum noch Zeit als solche deuten auf einen Anfang hin. In der Newton’schen Physik nimmt man an, dass sich der Raum in alle Richtungen ausdehnt und die Zeit endlos in Vergangenheit und Zukunft reicht. Die moderne Wissenschaft hat bewiesen, dass diese Annahmen falsch sind.
Es hat sich herausgestellt, dass Raum und Zeit Eigenschaften
unseres Universums sind. Das besagen die Gesetze der Physik. Am besten stellen wir uns diese Gesetze als eine Art Grammatik des Universums vor. So wie die Grammatik die Handhabung von Sprache beschreibt, beschreiben die Gesetze der Physik, wie sich die Objekte in unserem Universum verhalten. Können wir eine Grammatik ohne Sprache haben? Natürlich nicht. Genauso können wir ohne das Universum, dessen Verhalten sie beschreiben, keine Gesetze der Physik haben.
Aber wenn Raum, Zeit und die Gesetze der Physik sich auf unser Universum beziehen, dann könnten Welten, die jenseits von ihm liegen – falls solche Welten existieren –, unabhängig von unseren Vorstellungen über Raum und Zeit oder sogar völlig ohne Raum und Zeit funktionieren. Jetzt erkennen wir plötzlich, wie stimmig die christliche Vorstellung der Ewigkeit ist, ein Reich jenseits von Raum und Zeit und den bekannten Gesetzen der Wissenschaft. Über Jahrhunderte hinweg war diese Vorstellung die Domäne päpstlicher Enzykliken und sonntäglicher Predigten, ohne dass irgendwelche Erfahrungswerte oder wissenschaftlichen Erkenntnisse sie gestützt hätten. Aber in den letzten Jahrzehnten, seit der Urknall von der wissenschaftlichen Gemeinschaft weitgehend akzeptiert wird, ist die Ewigkeit zu einem stimmigen Konzept geworden. Damit will ich nicht sagen, dass diese anderen Welten jenseits von Raum, Zeit und den Gesetzen der Physik tatsächlich existieren, wohl aber, dass sie nach dem Verständnis der modernen Physik möglich sind.
Warum der Urknall den Atheisten Sorgen bereitet, hat der Physiker Steven Weinberg so begründet: »Das Gewicht wissenschaftlicher Beweise spricht für einen Anfang und
bedeutet damit einen gewissen Trost für jene, die an eine übernatürliche Schöpfung glauben.« 8 Bemerkenswert ist jedoch, dass nicht nur Atheisten, sondern auch moderne Physiker besorgt sind. Die Wissenschaftler suchen händeringend nach einer Erklärung für den Urknall, die ohne einen Schöpfer auskommt. Anders als die Atheisten sind die Wissenschaftler dabei nicht zwangsläufig durch antireligiöse Vorurteile motiviert. Viele von ihnen tun vielmehr das, was die Wissenschaft fordert, und machen sich auf die Suche nach natürlichen Erklärungen für natürliche Phänomene. Das entspricht der Arbeitsplatzbeschreibung eines Wissenschaftlers, so wie es der
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