Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
nur ein paar Elektronen. Wenn Sie den Kern noch weiter untersuchen, werden Sie feststellen, dass er sich aus Quarks zusammensetzt. Das Atom ist demnach viel leerer Raum mit einigen Quarks und Elektronen. Aber noch niemand hat je ein Quark oder ein Elektron gesehen; ihre Eigenschaften wurden aus komplexen Experimenten abgeleitet. Quarks und Elektronen werden oft als winzige Objekte dargestellt, aber es wäre besser, sie als mathematische Begriffe oder Wahrscheinlichkeitsverteilungen zu interpretieren. Fazit: Wir halten Materie für einen festen, schweren Stoff, aber sie besteht überwiegend aus nichts. Wie unangenehm muss es für Materialisten sein, das zuzugeben, wo sie doch immer wieder versichern, dass alles aus Materie besteht.
Noch bemerkenswerter als Materie, die sich seltsam benimmt, ist die Existenz von Materie, die man überhaupt nicht aufspüren kann. Ja, hier geht es um unheimliche, unsichtbare Materie, wie sie auch in der Science-Fiction-Literatur beschrieben wird. Die meisten Physiker akzeptieren heute, dass der größte Teil des Universums aus Materie und Energie besteht, die man »dunkle Materie« und »dunkle Energie« nennt. Auf die Existenz von dunkler Materie schließt man, weil die Galaxien in Clustern zusammengehalten werden, die Schwerkraft der gewöhnlichen Materie dazu aber nicht stark genug ist. Deshalb, so sagen die Wissenschaftler, muss es eine andere Art von Materie geben, die wir nicht sehen können. Dunkle Energie wurde auf
ähnliche Weise »entdeckt«. Das Universum dehnt sich mit zunehmender Geschwindigkeit aus. Die ursprüngliche Explosion, der sogenannte Urknall, kann zwar für die Ausdehnung verantwortlich sein, nicht jedoch für die Beschleunigung. Um das zu verstehen, stellen Sie sich eine gewaltige Explosion vor, die einen Stein in die Luft schleudert. So schnell er auch fliegen mag, wird er doch im Lauf der Zeit langsamer werden. Aber was ist, wenn er immer schneller und schneller fliegt? Nun, dafür muss dann eine andere Kraft verantwortlich sein. Die Wissenschaftler behaupten, dass »dunkle Energie« die Kraft ist, die man braucht, um die wachsende Geschwindigkeit bei der Ausdehnung des Universums zu erklären. Und wie groß ist der Anteil der dunklen Materie und dunklen Energie an der gesamten Materie und Energie im Universum? Er beträgt erstaunliche 95 Prozent. Gewöhnliche Materie und Energie hat nur einen Anteil von fünf Prozent an der gesamten Materie und Energie im Universum. Den größten Teil der existierenden Materie und Energie kann man also mit den uns zur Verfügung stehenden Instrumenten nicht beobachten oder ausfindig machen. Dunkle Materie und dunkle Energie haben Eigenschaften, die sich von denen der beobachtbaren und messbaren Materie und Energie grundlegend unterscheiden. 6
Diese neueren Entdeckungen zeigen uns, warum die erfahrungsbezogenen Einwände von Russell gegen ein Leben nach dem Tod völlig bedeutungslos sind. Sie basieren auf einer Art von gesundem Menschenverstand, der sich seinerseits auf die Physik früherer Generationen gründet, und von dieser Physik wissen wir inzwischen, dass sie keine brauchbare Orientierungshilfe für die Wirklichkeit als Ganzes
ist. Dunkle Materie und dunkle Energie machen außerdem so ziemlich alle Verallgemeinerungen über Materie und Energie irrelevant. Wie kann man Aussagen über etwas trefen, von dem man lediglich fünf Prozent versteht?
Konzentrieren wir uns nun auf die beiden wichtigsten Entdeckungen über das Universum: Es hat einen spezifischen Anfang, und es ist optimal für die Existenz des Lebens eingerichtet. Religiöse Denker haben diese Aspekte als Gottesbeweise interpretiert, und in meinem Buch What’s so great about Christianity gehe ich genauer auf ihre Argumente ein. Aber hier will ich zeigen, wie einige der faszinierendsten Schlussfolgerungen der modernen Wissenschaft aus dem Bedürfnis entstehen, die theologischen und übernatürlichen Implikationen dieser Entdeckungen auszuklammern. Wir werden der Frage nachgehen, warum Wissenschaftler so allergisch auf die Vorstellung des Übernatürlichen reagieren. Im Zentrum meiner Überlegungen stehen jedoch die angebotenen Alternativen zur göttlichen Schöpfung; denn sie haben wichtige Auswirkungen auf unsere Forschungen über das Leben nach dem Tod.
Die eigentliche Bedeutung des Urknalls liegt nicht in der Vorstellung, dass das Universum einen Anfang hatte. Ja, damit wird bestätigt, was die Autoren des Alten Testaments vor über dreitausend Jahren
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