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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Arbeitsplatzbeschreibung eines Baseballschiedsrichters entspricht, die Regeln nicht zu machen, sondern sie in bestimmten Situationen anzuwenden. Stephen Hawking hat die Herausforderung angenommen und ein Szenario vorgeschlagen, bei dem das Universum ohne eine ursprüngliche Singularität hätte entstehen können. Hawkings Vorschlag impliziert die sogenannte imaginäre Zeit, ein mathematisches Konzept, das sich auf die Quadratwurzel einer negativen Zahl bezieht. Wir kennen nichts in der Welt, das in imaginärer Zeit funktioniert. In realer Zeit, so räumt Hawking ein, habe das Universum einen Anfang. Zudem kann Hawking keine empirischen Beweise für seine Alternative anführen. Er gibt zu, dass sie, nun ja, rein imaginär ist. Eine andere, plausiblere Vorstellung ist die, dass das Universum einfach als Ergebnis einer Quantenfluktuation entstanden ist. Das einzige Problem dabei: Sogar Quantenfluktuationen ereignen sich in Raum und Zeit, aber »vor« dem Urknall gab es weder Raum noch Zeit. Wie wir gesehen haben, existierten »vor« dem Urknall überhaupt keine Gesetze der Physik, und das bedeutet, dass
auch die Gesetze der Quantenfluktuation nicht existierten. Sogar wenn Hawkings Vorschlag oder die Idee der Quantenfluktuation sich als richtig erweisen sollten, braucht man jedenfalls mehr als Gesetze, um ein Universum ins Leben zu rufen. Wenn man den Bauplan für ein Auto hat, wird dadurch allein noch kein Auto gebaut. Wie Hawking einräumt, wissen wir immer noch nicht, wer oder was das Feuer in die Gleichungen eingefügt hat. 9
    Die Wissenschaft könnte also tatsächlich gezwungen sein, sich mit dem »G-Wort« auseinanderzusetzen. Und hier folgt ein noch größeres Problem, hervorgegangen aus der zweiten spektakulären Erkenntnis der modernen Wissenschaft, die ich schon erwähnt habe. Das ist die Entdeckung, dass unser Universum sehr fein abgestimmt ist, in der Fachsprache als anthropisches Prinzip bekannt. Wie John Barrow und Frank Tipler in ihrem Lehrbuch The Anthropic Cosmological Principle hervorheben, funktioniert unser Universum nach Maßgabe einer ganzen Reihe spezifischer numerischer Werte, die sehr präzise eingestellt sind. Diese ursprünglich so überraschende Vorstellung gehört inzwischen zum konventionellen Wissen der Physik. »Das Leben, wie wir es kennen«, schreibt der Physiker Steven Weinberg, »wäre nicht möglich, wenn eine von mehreren physikalischen Einheiten einen auch nur geringfügig anderen Wert hätte.« Weinberg weist auf eine Zahl hin, die man als »kosmologische Konstante« bezeichnet. Sie steht für die Energiedichte des leeren Raums. Damit Leben möglich ist, so schreibt Weinberg, müsse diese »unglaublich genau auf ungefähr 120 Dezimalstellen eingestellt« sein. Hawking nennt ein anderes Beispiel in seinem Buch Eine kurze Geschichte der Zeit: Wäre die Expansionsgeschwindigkeit eine
Sekunde nach dem Urknall nur um ein hunderttausendmillionstel Millionstel kleiner gewesen, so wäre das Universum wieder in sich zusammengefallen, bevor es seine gegenwärtige Größe erreicht hätte. Der Astronom Martin Rees fasst die Situation so zusammen: »Unser Universum reagiert erstaunlich sensibel auf diese Zahlen. Wenn Sie sich vorstellen, dass Sie ein Universum gestalten, indem Sie lediglich sechs Wählscheiben einstellen, dann muss die Abstimmung präzise sein, damit in diesem Universum Leben existieren kann.« 10
    Die Bedeutung des anthropischen Prinzips ist führenden Atheisten nicht entgangen, und so versuchen sie verzweifelt, das ofensichtliche Eingreifen eines Schöpfers wegzudiskutieren. Richard Dawkins beispielsweise bestreitet zwar nicht die Feinabstimmung, argumentiert jedoch: »Das muss nicht bedeuten, dass das Universum gezielt gestaltet wurde, damit es uns geben kann. Es kann auch einfach heißen, dass wir da sind, und in einem Universum, das uns nicht hervorbringen könnte, wären wir eben nicht da.« In der Wissenschaft bezeichnet man das als »Selektionseffekt«. Die Schwierigkeit bei Dawkins’ Argument verdeutlicht der Philosoph John Leslie mit der Annahme, Terroristen würden eine gefährliche Bombe ein paar Meter entfernt von Ihnen hochgehen lassen. Würden Sie angesichts der extrem geringen Überlebenswahrscheinlichkeit nicht darüber staunen, dass Sie nicht tot sind? Und wie beeindruckt wären Sie erst, wenn Dawkins Ihnen sagte, dass Sie gar keinen Grund zum Staunen haben; ofensichtlich mussten Sie überleben, denn anderenfalls wären Sie nicht hier, um das Thema zu

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