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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Mann, habe Tonga unter entsetzlichen Blutfehden, Stammeskriegen und sogar Kannibalismus gelitten. Dann kamen die Missionare mit ihren Lehren von Gott, universeller Brüderlichkeit und dem Leben nach dem Tod. Heute, so berichtete er, sei Tonga ein Ort, an dem es sehr viel mehr Frieden und Glück gebe. An Hitchens gewandt, sagte der Mann: »Sie haben uns einige interessante Theorien vorgestellt, aber was haben Sie uns anzubieten?« Hitchens war einen Moment sprachlos. Was
ihn und das Publikum verblüfte, war die schiere Schlichtheit der Frage. Dem Mann ging es nicht um die Feinheiten der Lehre; er wollte letztlich nur wissen, welcher Ansatz das Leben für ihn und sein Volk verbesserte. Das ist die pragmatische Frage, und mit ihr wollen wir uns in den nächsten beiden Kapiteln beschäftigen.
    Wir haben schon festgestellt, dass viel für ein Leben nach dem Tod spricht. Aber dabei handelt es sich eher um Indizien als um zweifelsfreie Beweise. Also was nun? Wie überqueren wir die Brücke von der Wahrscheinlichkeit zur Gewissheit? Ich möchte vorschlagen, das auf der Grundlage pragmatischer Erwägungen zu tun. Wir müssen fragen, ob der Glaube an Transzendenz und ein Leben nach dem Tod gut für unsere Gesellschaft und gut für uns als Individuen ist. Hier gehe ich auf die gesellschaftlichen Folgen des Glaubens ein. Die meisten Menschen im Westen glauben seit zweitausend Jahren an ein Leben nach dem Tod, und so lässt sich der Einfluss dieser Vorstellung auf die westliche Geschichte nachvollziehen. Ich will demonstrieren, dass die Idee der Ewigkeit sehr gut für uns war; sie hat unser Leben im Hier und Jetzt enorm verbessert. Sogar die tiefsten Wertvorstellungen der Atheisten sind durch diese transzendenten Ideale geprägt.
    Manche Leute staunen vielleicht über diese Behauptung. Wir sind daran gewöhnt, dass Daniel Dennett beharrlich erklärt, der Glaube an eine Belohnung im Himmel motiviere bisweilen »Akte von monströser Bösartigkeit«, oder dass Richard Dawkins die »abwertenden Effekte der Religion auf das menschliche Leben« kritisiert. 2 Im Windschatten des 11. September 2001 und der weltweiten Ausbreitung terroristischer Attentate haben Atheisten das Schreckgespenst
islamistischer Gewaltakte an die Wand gemalt, hinter denen die Motivation steht, auf direktem Weg in den Himmel zu gelangen und dort die Gesellschaft der schönsten Jungfrauen zu genießen. Atheisten gehen auch von der Annahme aus, dass diese Gefahren in der Religion selbst angelegt sind. Aber Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst radikale Moslems keine Selbstmordattentate begehen, weil sie in den Himmel kommen wollen; ihre Motive sind gewöhnlich sehr viel weltlicher: Sie sind in unser Hoheitsgebiet eingedrungen, sie haben unser Land gestohlen, sie korrumpieren unsere Kultur, sie haben meine Schwester vergewaltigt und getötet – und so weiter. 3 Selbstmordattentate haben als modernes Phänomen mit den Japanern begonnen, und die Kamikazeflieger waren keineswegs von der Aussicht auf das Paradies motiviert, sondern von ihrer fanatischen Loyalität gegenüber dem Kaiser. Auch die tamilischen Tiger sind in ihrem verzweifelten Kampf um Land und Selbstbestimmung zu Selbstmordattentätern geworden. Wenn der religiöse Glaube an ein Leben nach dem Tod die Quelle des Terrorismus ist, wo sind dann die buddhistischen Selbstmordattentäter? Niemand ist bisher einem christlichen Bin Laden begegnet, und es gibt auch kein christliches Äquivalent zu El Kaida oder zur Hisbollah und keine christliche »Nation von Märtyrern«, die an den Iran nach Khomeini erinnern würde. Die überwiegende Mehrheit der Menschen in aller Welt glaubt an ein Leben nach dem Tod, doch kaum einer von ihnen begeht Selbstmordattentate in der Hoffnung, dadurch schneller die himmlische Glückseligkeit zu erlangen. Ich persönlich glaube, dass die islamistischen Selbstmordattentäter nicht von schönen Jungfrauen im Paradies, sondern eher von großen behaarten
Kerlen mit Tattoos bedient werden … Die Aussicht auf ein Leben nach dem Tod dürfte allenfalls marginal die Neigung radikaler Moslems zu Terrorakten fördern, aber sie stellt kaum eine Gefahr für die globale Stabilität oder den Frieden dar.
    Damit erweist sich der atheistische Versuch, die Religion für die Verbrechen der radikalen Moslems verantwortlich zu machen, als Fehlschlag. Darüber hinaus gibt es jedoch eine umfassendere Kritik, die darauf abzielt, dass die Vorstellung eines ewigen Lebens die Bindung der Menschen an

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