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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ist, mit dem, was sein sollte. Sie erklären, was ist, und meinen, sie hätten damit begründet, wie die Dinge sein sollten.
    Aber wenn die Evolution nicht erklären kann, warum Menschen zu moralischen Primaten wurden, wer kann es dann? Jetzt ist es Zeit, unser präsumtives Argument zu testen. Die Annahme lautet, dass praktisch alle Vorstellungen eines Lebens nach dem Tod, insbesondere die religiösen Vorstellungen, in der Idee kosmischer Gerechtigkeit wurzeln. Nehmen wir den Hinduismus: »Du bist in diesem Leben ein gieriger und habsüchtiger Mensch; na gut, im nächsten Leben wirst du eine Kakerlake sein.« Auch der Buddhismus hat ein sehr ähnliches Verständnis von Reinkarnation. Judentum, Islam und Christentum dagegen halten an der Idee des Jüngsten Gerichts fest, bei dem die Tugendhaften ihren Lohn und die Übeltäter ihre gerechte Strafe erhalten werden. Im Brief an die Galater (6, 7) heißt es: »Was der Mensch sät, das wird er ernten.« Und eine ähnliche Passage aus der dritten Sure des Korans lautet: »Am
Tag der Auferstehung werdet ihr euren vollen Lohn bekommen. « In all diesen Lehren ist das Leben nach dem Tod nicht eine bloße Fortsetzung unseres irdischen Daseins, sondern eine andere Art von Existenz, die auf einer Begleichung irdischer Rechnungen basiert. Diese Theorien besagen: Auch wenn wir im Diesseits nicht immer Gerechtigkeit finden, gibt es eine letzte Gerechtigkeit. Bei dieser zukünftigen Abrechnung wird man ernten, was man gesät hat.
    Wir wollen nun von der Annahme ausgehen, dass es eine kosmische Gerechtigkeit nach dem Tod gibt, und fragen, ob diese Annahme uns hilft, das große Rätsel der menschlichen Moral zu lösen. Das scheint sie eindeutig zu tun. Menschen erkennen, dass es in dieser Welt keine ultimative Güte und Gerechtigkeit gibt, aber sie halten weiterhin an ihren Idealen fest. Unser Gewissen beurteilt uns nicht nach dem Standard des durchtriebenen Selbstverherrlichers, sondern nach den Maßstäben des unbeteiligten Beobachters. Wir bewundern den guten Menschen, auch wenn es ein böses Ende mit ihm nimmt, und wir schmähen den erfolgreichen Schurken, der mit seinen Schandtaten davongekommen ist. Evolutionäre Theorien sagen das Gegenteil vorher: Wäre moralisches Verhalten nur ein Produkt gerissener und erfolgreicher Berechnung, dann sollten wir abgefeimte Intriganten bewundern und ihnen nacheifern. Aber das tun wir nicht, sondern wir handeln so, als gäbe es ein moralisches Gesetz, nach dem wir für unser Handeln verantwortlich gemacht werden. Unser Gewissen richtet uns, als gäbe es ein letztgültiges Tribunal, bei dem wir für unsere Taten »schuldig« oder »nicht schuldig« gesprochen werden. Es scheint keinen Grund zu geben, warum wir uns an diese Standards halten und unser Leben daran messen
sollten, wenn sie nicht gewissermaßen gesetzgebend wären. Sind sie das aber, dann muss ihre Gerichtsbarkeit in einer anderen Welt liegen, denn sie existiert eindeutig nicht in dieser. Die Annahme einer kosmischen Gerechtigkeit in einer Existenz jenseits dieses Lebens führt uns also zu einer sinnvollen Erklärung moralischer Standards und moralischer Verpflichtungen, wie es evolutionäre Theorien in dieser Form nicht können.
    Ironischerweise sind es die Behauptungen der Atheisten, die am besten verdeutlichen, worum es mir geht. Auf den letzten Seiten von The Selfish Gene – jenem Buch, das zeigen soll, wie wir alle mechanische Produkte unserer egoistischen Gene sind – schreibt Richard Dawkins: »Wir haben die Macht, uns unseren Schöpfern entgegenzustellen … Lasst uns verstehen lernen, was unsere eigenen egoistischen Gene vorhaben, denn dann haben wir vielleicht die Chance, ihre Pläne zu durchkreuzen.« 19 Ein Jahrhundert zuvor hatte Thomas Huxley im Hinblick auf den kosmischen Prozess des evolutionären Überlebens genauso argumentiert: »Lasst uns ein für alle Mal verstehen, dass der ethische Fortschritt der Gesellschaft nicht davon abhängt, dass wir den kosmischen Prozess nachahmen oder gar vor ihm davonlaufen, sondern dass wir ihn bekämpfen.« 20 Das sind nun sehr seltsame Forderungen. Wenn wir, wie Dawkins uns anfangs gesagt hat, die Roboter unserer egoistischen Gene sind, wie soll es uns dann möglich sein, gegen sie zu rebellieren oder ihre Pläne zu durchkreuzen? Kann sich das ferngesteuerte Auto gegen den Menschen wenden, der die Fernsteuerung in der Hand hält? Kann die Software sich gegen ihren Programmierer erheben? Das ist eindeutig absurd.

    Aber warum

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