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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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empfehlen Dawkins und Huxley dann eine Vorgehensweise, die ihre eigenen Argumente untergräbt und den gesamten Kurs der Evolution durchkreuzt? Wenn wir innerhalb des evolutionären Rahmenwerks bleiben, gibt es auf diese Frage keine Antwort. Es kann sie nicht geben, weil wir zu verstehen versuchen, warum überzeugte Verfechter der Evolution die Evolution transzendieren und in gewisser Hinsicht ihre eigene Natur untergraben wollen. Im Tierreich sehen wir nichts dergleichen: Löwen beschließen nicht, die Jagd auf Gazellen aufzugeben; Füchse fordern sich nicht gegenseitig auf, nicht mehr hinterlistig zu sein; Parasiten zeigen nicht die geringsten Anzeichen von Reue darüber, dass sie ihre Wirte ausbeuten. Sogar Schimpansen und andere Affen rebellieren trotz ihrer genetischen Nähe zum Menschen nicht gegen ihre Gene oder versuchen, etwas anderes zu werden, als die Natur ihnen einprogrammiert hat.
    Was ist dann mit uns Menschen los? Was bewegt sogar den Atheisten dazu, die Moral über sein geschätztes evolutionäres Paradigma zu stellen? Wenn wir von der Annahme einer kosmischen Gerechtigkeit ausgehen, liegt die Antwort auf der Hand. Menschen – Atheisten ebenso wie religiös Gläubige – bewohnen zwei Welten. Die eine ist die evolutionäre Welt, die wir als »Reich A« bezeichnen wollen. Und dann gibt es noch eine weitere Welt, die wir »Reich B« nennen können. Bemerkenswert ist, dass wir, die in Reich A leben, gleichwohl die Standards von Reich B in unsere eigene Natur eingebaut haben. Das ist die Stimme der Moral, die uns mit unserem eigenen selbstsüchtigen Wesen unzufrieden macht und uns ständig hoffen lässt, dass wir uns darüber erheben können. Unsere Hypothese erklärt also die
seltsame Natur der Tugendhaftigkeit. Sie kann uns nicht zwingen, weil ihr gesetzgebender Standard von einer anderen Welt ist; aber wir können ihr auch nicht entrinnen. Sie ist verbindlich für uns, weil unser Handeln in dieser Welt letztlich und unvermeidlich in der anderen Welt beurteilt wird. Und schließlich hilft uns die Hypothese auch zu verstehen, warum die Menschen moralische Normen so oft verletzen. Das geschieht, weil unsere Interessen in dieser Welt uns sehr nah sind, während die Folgen unseres Handelns in der nächsten Welt uns so weit entfernt erscheinen, dass wir sie leicht vergessen.
    Als Einstein entdeckte, dass seine Relativitätstheorie etwas begreiflich machen konnte, was Newton nicht zu erklären vermochte – die Umlaufbahn des Merkur –, war er begeistert. Er kannte die »Lücke« und war in der Lage, sie zu schließen, nicht innerhalb des alten theoretischen Rahmenwerks, sondern indem er eine revolutionäre neue Theorie entwickelte. Und innerhalb des neuen Paradigmas gab es nicht die geringste Lücke. In diesem Kapitel haben wir keine Lücke, sondern einen gewaltigen Abgrund im evolutionären Paradigma entdeckt, das Rätsel der menschlichen Moral, der universellen Stimme in unserem Inneren, die uns drängt, auf eine Weise zu handeln, die unserer Natur als evolutionäre Primaten widerspricht. Es sind beträchtliche Anstrengungen unternommen worden, die Lücke im Rahmen der Evolutionstheorie zu schließen, aber wie wir gesehen haben, ist das nicht gelungen. Unsere Gegenhypothese einer kosmischen Gerechtigkeit in einer Welt jenseits der Welt leistet wesentlich bessere Dienste. Sie bietet uns eine Möglichkeit, unsere Hypothese eines Lebens nach dem Tod zu testen – indem wir sie auf die menschliche
Natur anwenden und fragen, ob sie dazu beiträgt, zu erklären, warum wir so sind, wie wir sind. Und das tut sie tatsächlich. In Verbindung mit anderen Argumenten bestätigt uns dies auf verblüffende Weise, dass der moralische Primat für ein anderes Leben ausersehen ist, dessen konkrete Ausgestaltung davon abhängt, wie er sein Leben in dieser Welt führt.

Kapitel 11
Gut für die Gesellschaft
    Die transzendenten Wurzeln säkularer Werte
     
    Wenn man also den Glauben der Menschheit an
die eigene Unsterblichkeit vernichtete, würde in
ihr sofort nicht nur die Liebe versiegen, sondern
auch jede lebendige Kraft, das irdische Leben
fortzusetzen. 1
    Fjodor Dostojewski, Die Brüder Karamasow
     
     
    Als ich in New York mit Christopher Hitchens über die Frage »Ist das Christentum ein Problem?« diskutierte – eine lebhafte Auseinandersetzung mit einem einfallsreichen Kontrahenten –, kam eine der interessantesten Fragen von einem Mann, der aus dem Inselstaat Tonga stammte. Jahrhundertelang, so berichtete der

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