Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
dieses Leben lockert. Die Kritiker unterstellen, dass der Glaube an die nächste Welt von den drängenden Aufgaben ablenkt, unsere hiesige Welt zu verbessern. »Andersweltlichkeit«, schreibt der deutschamerikanische Philosoph Walter Kaufmann, »ist das Kind der Ernüchterung über diese Welt.« 4 Aus dieser Sicht ist das Leben nach dem Tod ein »Anti-Leben«. Das scheint der Impuls zu sein, der hinter dem harten Untertitel von Hitchens Buch (Der Herr ist kein Hirte. Wie Religion die Welt vergiftet) steckt. Und Hitchens ist längst nicht der Erste, der diese Meinung vertritt.
    Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Philosoph Ludwig Andreas Feuerbach behauptet, der Mensch teile alles in Gut und Böse ein. Dann würde er das Gute Gott zuschreiben: von grenzenloser Macht über die Fähigkeit, Unsterblichkeit zu verleihen, bis hin zur grenzenlosen Tugend und Schönheit. Das Schlechte, von Hilflosigkeit über Hässlichkeit bis hin zur moralischen Korruption, würde der Mensch auf sich selbst beziehen. Aus dieser Sicht ist Gott eine menschliche Projektion und das Leben nach dem Tod ein Traumbild von der Art und Weise, wie die Dinge sein sollten; nur vergisst der Mensch irgendwann seinen Traum und
beginnt, ihn für die Wirklichkeit zu halten. Unterdessen, so schrieb Feuerbach, verbringen wir ein kurzes, jämmerliches und elendes Leben in dieser Welt, und wir geben uns selbst die Schuld daran. Feuerbach erklärte, sein Ziel bestehe darin, »uns aus Gottesfreunden zu Menschenfreunden, aus Gläubigen zu Denkern, aus Betern zu Arbeitern, aus Kandidaten des Jenseits zu Studenten des Diesseits, aus Christen, welche ihrem eigenen Bekenntnis und Geständnis zufolge ›halb Tier, halb Engel‹ sind, zu Menschen, zu ganzen Menschen zu machen«. Gott und die Unsterblichkeit abzulehnen ist für ihn der notwendige Schritt, damit der Mensch wieder zu seiner eigenen Schönheit, Stärke und Größe findet. Außerdem müssen wir die nächste Welt aufgeben, damit wir in dieser gedeihen können. 5
    Ungefähr um dieselbe Zeit präsentierte Karl Marx seine eigene Version dieser Philosophie. Während Feuerbach davon ausging, dass der Glaube an Gott und ein Leben nach dem Tod Wahrheiten über unsere eigene Psychologie spiegelt, behauptete Marx beharrlich, er würde die Wahrheit über unsere soziale Situation spiegeln. 1844 schrieb er die berühmten Worte: »Das religiöse Elend ist in einem Ausdruck des wirklichen Elends und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.« Marx gilt häufig als unversöhnlicher Feind des religiösen Glaubens, doch seine Analyse ist sehr viel wohlwollender, als sein Ruf vermuten lässt. Marx argumentierte, dass die Menschen, wenn sie leiden, in der Religion Trost suchen, und dass die Religion sie tatsächlich tröstet, ihre Aufmerksamkeit aber auch von der Welt und deren ökonomischen
Übeln ablenkt. Auf diese Weise werde die Religion zum Feind der sozialen Gerechtigkeit. Marx kommt zu dem Schluss: »Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks.« 6 Marxens Auforderung, die nächste Welt dadurch zu verdrängen, dass man in dieser Welt eine Utopie umsetzt, wurde von Lenin und vielen seiner kommunistischen Nachfolger angenommen und mit Gewalt umgesetzt. Diese Despoten machten den Atheismus in der ehemaligen Sowjetunion und anderen marxistisch regierten Ländern zur Staatsreligion. In den letzten hundert Jahren haben derartige Regime, geführt von Leuten wie Stalin, Mao, Pol Pot, Ceauçescu, Hoxha, Castro, Kim Jong-il und anderen, mehr als hundert Millionen Menschen ermordet. An diese Zahl reicht sogar Bin Laden in seinen kühnsten Träumen nicht heran.
    Richard Dawkins versucht die Verbrechen der atheistischen Regime kleinzureden, indem er argumentiert: »Einzelne Atheisten können scheußliche Dinge tun, aber nicht im Namen des Atheismus.« 7 Dawkins ist ein angesehener Biologe, aber so etwas kann wohl gelegentlich passieren, wenn man einem Biologen erlaubt, das Labor zu verlassen. Ofensichtlich hat der gute Mann nicht so viel Ahnung von der Geschichte. Er bräuchte nur einen Blick in Marxens Schriften zu riskieren, um festzustellen, dass Atheismus und Kommunismus nicht zufällig in einem Atemzug genannt werden: Der Atheismus ist absolut zentral für den Kommunismus. Wenn wir uns also vor

Weitere Kostenlose Bücher