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Leben, um davon zu erzählen

Leben, um davon zu erzählen

Titel: Leben, um davon zu erzählen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel García Márquez
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und war von einer Ruhelosigkeit, die durch die Hitze anscheinend noch gesteigert wurde. Er zeigte uns alles. Auf der einen Seite lagen die Büros des Direktors und der Geschäftsführung. Auf der anderen Seite der Redaktionssaal und ein Raum mit drei Arbeitstischen, die zu dieser frühen Stunde noch nicht besetzt waren, dazu eine Druckmaschine, die einen Putsch überlebt hatte, und nur zwei Setzmaschinen.
    Eine große Überraschung war, dass Zabala meine drei Erzählungen gelesen hatte und ihm der Begleittext von Zalamea gerechtfertigt erschien.
    »Mir nicht«, sagte ich. »Mir gefallen die Geschichten nicht. Ich habe sie aus einem eher unbewussten Impuls heraus geschrieben, und als ich sie dann gedruckt las, wusste ich nicht mehr weiter.«
    Zabala sog den Rauch tief ein und sagte zu Manuel Zapata Olivella:
    »Das ist ein gutes Zeichen.«
    Manuel packte die Gelegenheit am Schopf und sagte zu ihm, ich könnte ihm vielleicht in der freien Zeit, die mir die Universität ließ, in der Zeitung nützlich sein. Worauf Zabala meinte, daran habe er auch schon gedacht, als Manuel um den Termin gebeten habe. Dr. López Escauriaza, dem Direktor, stellte er mich als den möglichen Mitarbeiter vor, von dem er am Abend zuvor gesprochen hatte.
    »Das wäre wunderbar«, sagte der Direktor mit seinem ewigen Lächeln eines Gentlemans alter Schule.
    Es kam nichts weiter dabei heraus, doch Zabala bat mich, am nächsten Tag noch einmal vorbeizuschauen, da er mich Héctor Rojas Herazo vorstellen wolle, der ein guter Lyriker und Maler sei und zudem sein Starkolumnist. Aus einer Schüchternheit heraus, die ich mir heute nicht mehr erklären kann, sagte ich ihm nicht, dass Rojas Herazo am Colegio San José mein Zeichenlehrer gewesen war. Kaum hatten wir die Zeitung verlassen, machte Manuel vor der imposanten Fassade von San Pedro Claver auf der Plaza de la Aduana einen Luftsprung und rief in vorzeitigem Jubel:
    »Siehst du, Tiger, alles unter Dach und Fach!«
    Ich umarmte ihn herzlich, um ihn nicht zu enttäuschen, hatte aber ernsthafte Zweifel, was meine Zukunft betraf. Dann fragte mich Manuel, wie mir denn Zabala gefallen habe, und ich sagte die Wahrheit. Ich hielt ihn für einen Seelenfischer. Das war vielleicht der ausschlaggebende Grund dafür, dass sich die jungen Leute seine Vernunft und seine Sorgfalt zunutze machten. Ich kam zu dem altklugen und zweifellos falschen Schluss, dass es vielleicht diese Art war, die Zabala daran gehindert hatte, eine entscheidende Rolle im öffentlichen Leben zu spielen.
    Manuel rief mich abends an und wollte sich vor Lachen über ein Gespräch ausschütten, das er mit Zabala geführt hatte. Dieser hatte sehr begeistert über mich gesprochen und noch einmal bekräftigt, dass ich eine wichtige Akquisition für die Meinungsseite darstelle und der Direktor derselben Ansicht sei. Der wahre Grund von Manuels Anruf war jedoch, dass er mir erzählen wollte, Zabala habe sich nur über meine krankhafte Schüchternheit besorgt gezeigt, weil diese sich in meinem Leben als großes Hindernis erweisen könne.
    Im letzten Augenblick entschied ich mich doch noch dafür, wieder in der Zeitung aufzutauchen, und zwar nur deshalb, weil am Morgen ein Zimmergenosse die Tür zum Duschraum geöffnet und mir de Meinungsseite von El Universal unter die Nase gehalten hatte. Da gab es eine beängstigende Meldung über meine Ankunft in der Stadt; man erklärte mich darin zum Schriftsteller, bevor ich es war, sowie zum künftigen Journalisten, und das keine vierundzwanzig Stunden nachdem ich zum ersten Mal ein Zeitungsgebäude von innen gesehen hatte. Manuel, der mich gleich darauf anrief, um zu gratulieren, warf ich mit unverhohlener Wut vor, er habe etwas Unverantwortliches verfasst, ohne sich mit mir abzusprechen. Als ich dann aber erfuhr, dass Maestro Zabala die Notiz eigenhändig geschrieben hatte, veränderte sich etwas in mir, vielleicht für immer. Ich gab mir jedenfalls einen Ruck und ging in die Redaktion, um ihm zu danken. Er schenkte mir kaum Beachtung, stellte mich aber Héctor Rojas Herazo vor, einem Mann in Khakihosen und einem Hemd mit Amazonasblüten, der große Worte herausdonnerte und im Gespräch nicht lockerließ, bis er seine Beute am Wickel hatte. Rojas Herazo konnte sich natürlich nicht an mich als an einen seiner vielen Schüler im Colegio San José erinnern.
    Maestro Zabala - wie ihn alle nannten - brachte uns in Schwung, indem er zwei, drei gemeinsame Freunde und andere, die ich kennen lernen musste,

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