Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)
mediterranen Rot und passte gut zur restlichen Wohnung. Ich durchquerte den kleinen Flur und fand mich zwischen zwei weiteren Türen wieder. Auf der einen stand Kais und auf der anderen Kevins Name. Ich ignorierte Kais Zimmer und wollte gerade Kevins Tür öffnen, als ich mir dabei jedoch reichlich unhöflich vorkam. Ich wollte nicht ungefragt in dessen Privatssphäre eingreifen. Ich nahm meine Hand von der Klinke und begab mich zurück in das Wohnzimmer, um mich auf der ledernen Couch niederzulassen und auf Kevin zu warten. Meine Nervosität hatte sich etwas gelegt, dennoch fühlte ich mich unwohl. Ich wusste nicht, was an dem Abend auf mich zukommen würde und hoffte, dass ich mich bei allem richtig verhalten würde. Nachdenklich betrachtete ich das an der Wand hängende Kunstwerk und versuchte, den bunten Strichen und Punkten etwas Bedeutung zu entnehmen. Es gelang mir jedoch nicht. Was mir auffiel, war, dass die Wohnung nicht wie von zwei Schwulen wirkte. Ich hatte sie mir vollkommen anders vorgestellt. Es dauerte nicht mehr lange, bis Kevin zu meinem Entsetzen mit nacktem Oberkörper aus dem Bad kam und mich schief angrinste. Während ich den Geruch von Männerduschgel wahrnahm und nicht wusste, wo ich hinsehen sollte, zog er sich ein schwarzes T-Shirt über und verbarg seine nackte Haut wieder darunter. Mir wurde ganz schwindelig und obwohl ich binnen Sekunden weggeschaut hatte, setzte sich nun ein gnadenloses Bild Kevins Nacktheit in meinen Kopf und ließ mich ihm irritiert entgegen blinzeln. Ich war mir nicht sicher, ob sein Verhalten eine Anmache sein sollte und richtete mich ablenkend von der Couch auf.
„Und?“, begann Kevin und strich sich mit einer Hand durch seine zerzausten Haare, „gefällt dir die Wohnung?“
Ich nickte und schaffte es kaum, meinen Blick von ihm abzuwenden. Die durch die Nässe noch dunkler wirkenden Haare ließen Kevin noch attraktiver wirken. Immer wieder spürte ich ein starkes Kribbeln in meinem Körper und hoffte, dass nicht der gesamte Abend derartig verlaufen würde.
„Dann geht’s jetzt an die Lasagne!“ Kevins Stimme strömte fast an Euphorie über.
Ich folgte ihm in die moderne Küche und beobachtete, wie er die einzelnen Zutaten bereitlegte. Um ihn nicht unentwegt dämlich anzustarren, griff ich nach der Pfanne, tröpfelte etwas Öl dort hinein und stülpte das Hackfleisch aus der Plastikschachtel.
Ich hatte schon oft Lasagne gemacht und beobachtete, wie Kevin eine Gewürzmischung und eine Auflaufform bereitlegte.
„Ich hab auch echt Hunger jetzt“, murmelte er. „A propos Hunger!“ Er wandte sich um, griff nach einer großen Tüte Hundefutter und verschwand für kurze Zeit in den Flur. Ich konnte hören, wie er Fenjas Napf mit Trockenfutter füllte.
Der Geruch von anbratendem Hackfleisch stach in meine Nase. Ich wendete es mehrmals, um bald darauf etwas Wasser sowie die beiden Gewürzmischungen hinzuzugeben und das ganze Gebräu in aller Ruhe aufkochen zu lassen. Kevin gesellte sich wieder zu mir und blickte mir neugierig über die Schulter, bevor er die erste Schicht der Nudelblätter in die Form auslegte.
„Danke, dass du gekommen bist“, sagte er leise, sah mich dabei allerdings nicht an.
Ich verstand es als eine weitere Entschuldigung und nickte förmlich. Ich rührte das Hacklfleisch immer wieder um und konnte Kevins Blick auf mir spüren. Ich ließ mir allerdings nichts anmerken. Als die Soße endlich die richtige Konsistenz erreicht hatte, stellte ich die Herdplatte aus und hob die Pfanne auf einen Untersetzer.
Kevin wandte den Blick von mir ab und tat so, als ob er sich die ganze Zeit mit der Packung des Crème Fraîches befasst hatte.
Ich nahm mir eine Kelle und schöpfte die erste Soßenlache auf die vorbereitete Nudelschicht.
Kevin legte neue Lasagneblätter hinauf und so verfuhren wir die nächsten fünf Minuten. Am Ende rundete Kevin die Soße mit dem besagten Crème Fraîche ab und ich streute Käse über das sonst fertige Menü. Ohne etwas zu sagen, schob Kevin die Auflaufform in den vorgeheizten Ofen und kehrte mit zwei Weingläsern zurück ins Wohnzimmer.
„Dann lass uns dein Mitbringsel mal ausprobieren!“ Er öffnete die Weinflasche und füllte die Gläser zur Hälfte mit der roten Flüssigkeit. Unaufgefordert drückte er mir eines der Gläser in die Hand, nahm sich selbst das andere und stieß mit mir an.
Ich nippte zurückhaltend an dem Getränk und nahm einen erst süßlichen und dann herber werdenden Geschmack
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