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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Kleinen, die du von beiden hast? Und was hören Sie von dem alten Herrn und der Frau Mama – von Ihrer Schwester, Tante, Onkel und Vettern? – Ich hoffe, es geht besser mit ihren Erkältungen, Husten, Zahnweh, Fiebern, Harnbeschwerden, Schiatiken, Geschwulsten und bösen Augen.
    Dieser Teufel von einem Apotheker! so viel Blut zu lassen, – ein so abscheuliches Abführungsmittel zu geben, – und dieses Brechmittel, – Umschlag, – Pflaster, – Nachttrunk, – Klystier, – Zugpflaster! – Und warum so viel Gran Calomel? Santa Maria! und diese Dosis Opium! die setzt ja Ihre ganze Familie vom Kopf bis zum Schwanz der größten Gefahr aus! – Bei der alten schwarzen Sammetmaske meiner Großtante Dinah! ich glaube, es war kein Anlaß dazu da.
    Da diese Maske von dem häufigen Aus- und Anziehen, noch ehe sie das Kind von dem Kutscher bekam, am Kinn etwas kahl und durchsichtig geworden war, – so wollte sie nachher Niemand von der Familie tragen. Die Maske neu überziehen zu lassen, lohnte sich nicht, – und eine Maske zu tragen, die kahl war oder durch die man halb hindurch sehen konnte, war ebenso schlimm als gar keine zu haben.
    Dies ist auch der Grund, wenn der geneigte Leser erlaubt, warum wir in unserer ganzen zahlreichen Familie in diesen vier Generationen nur einen Erzbischof, einen Walliser Richter, 3–4 Rathsherrn und einen einzigen Quacksalber aufzuweisen haben. –
    Im sechzehnten Jahrhundert können wir uns eines ganzen Dutzends Alchimisten rühmen.

248. Kapitel.
    Es ist mit der Liebe wie mit der Hahnreischaft; – der leidende Theil ist höchstens der Dritte, in der Regel aber der Letzte im Hause, der etwas von der Sache erfährt; dies kommt, wie Jedermann weiß, davon her, daß man ein halb Dutzend Wörter für die gleiche Sache hat; und solange sich in diesem Gefäß der menschlichen Gestalt Liebe befindet, – in jenem Haß, – eine halbe Elle höher Empfindung, – und Possen. – Nein, Madame, – ich meine nicht dort; – ich meine den Theil, auf den ich jetzt mit meinem Zeigefinger deute, – wie können wir uns da heraushelfen?
    Von allen Sterblichen und auch Unsterblichen, wenn Sie erlauben, welche je über diese geheimnißvolle Sache mit sich selbst sprachen, war mein Onkel Toby am wenigsten geeignet, um seine Forschungen durch so widerstreitende Gefühle hindurch zu bekommen; und er hätte ihnen unfehlbar allen freien Lauf gelassen, wie wir in noch schlimmeren Dingen thun, um zu sehen, was daraus werden würde, – hätte nicht die Brigitte sie zum voraus der Susanna angekündigt, und Susanna hierüber gegen alle Welt zu wiederholten Malen Eröffnungen gemacht, so daß mein Onkel Toby sich nothwendig auch mit der Sache beschäftigen mußte.

249. Kapitel.
    Warum Leineweber, Gärtner und Gladiatoren, – oder ein Mann mit einem eingeschrumpften Bein (das von einem Schmerz im Fuß herkam) – immer irgend eine zärtliche Nymphe besessen haben, welcher im Geheimen das Herz für jene brach, das sind Punkte, die von alten und neuen Physiologen gehörig beleuchtet und festgestellt sind.
    Auch ein Wassertrinker, wenn er es von Profession ist und es ohne Betrug und geheimes Einverständniß mit einer dritten Person thut, befindet sich in derselben Klasse; auf den ersten Blick ist es zwar keine notwendige Folge oder logische Notwendigkeit: daß ein Bächlein kalten Wassers, das durch meine Eingeweide sickert, nothwendig eine Fackel in meiner Jenny – entzünden müsse. –
    Die Sache ist keineswegs von durchschlagender Klarheit; im Gegentheil scheint sie dem natürlichen Gang von Ursache und Wirkung entgegen zu sein.
    Aber da zeigt sich eben die Schwäche und Einfältigkeit der menschlichen Vernunft.
    »Und Sie befinden sich dabei vollkommen gesund?«
    So vollkommen, Madame, als die Freundschaft selbst wünschen könnte.
    »Und trinken nichts – nichts als Wasser?«
    Ungestüme Fluth! in diesem Augenblick drängst du dich gegen die Wasserthore des Gehirns – wie sie nachgeben!
    Darin schwimmt die Neugierde und winkt ihren Damen ihr zu folgen; – sie tauchen gerade in die Mitte der Strömung. –
    Die Phantasie sitzt sinnend am Ufer, folgt mit ihren Augen dem Strom, und verwandelt Strohhalme und Binsen in Masten und Bugspriets. – Und das Verlangen, das Gewand mit der einen Hand bis zum Knie aufhebend, hascht mit der anderen, während sie vorüberschwimmen, darnach.
    O ihr Wassertrinker, ist es denn wirklich diese trügerische Quelle, womit ihr diese Welt so oft regiert und wie ein

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