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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Montpellier und von da nach Pézénas, nach Beziers, – tanzte weiter durch Narbonne, Carcassonne und
Castel naudary
, bis ich endlich in Pedrillo's Pavillon hineintanzte. Hier nahm ich ein schwarzlinirtes Papier als Unterlage, um die Liebesgeschichte meines Onkels Toby recht gerade ohne Abschweifung und Parenthese zu schreiben, – und begann folgendermaßen: [Hier schließt der 7. Band der 1. Auflage.]

245. Kapitel.
    Doch nur stät! – in dieser lustigen Ebene, unter dieser heiteren Sonne, wo eben alles Fleisch in der Weinlese pfeift, und geigt und tanzt, wo bei jedem Schritt, den man thut, der Verstand durch die Einbildungskraft in Erstaunen gesetzt wird, da soll mir, trotz Allem was auf verschiedenen Seiten meines Buchs über gerade Linien gesagt wurde, – da soll mir der beste Kohlpflanzer, den es je gab, gleichviel ob er rückwärts oder vorwärts pflanzt (wofern er nicht in dem einen Fall mehr zu verantworten hat als im andern), – er soll mir einmal mit kaltem Blut, kritisch und canonisch, seine Kohlköpfe einen neben dem andern in geraden Linien, und mit stoischen Distanzen pflanzen, besonders wenn die Schlitze in den Unterröcken nicht zugenäht sind – ohne ein oder das andere Mal neben hinauszufahren oder sich in einer falschen Richtung zu bewegen. – In Frierland, Nebelland und einigen anderen mir bekannten Ländern, – mag das möglich sein; –
    Aber unter diesem klaren Himmel, wo Phantasie und Athem wieder aufleben, wo jeder vernünftige und unvernünftige Gedanke freien Lauf hat, – in diesem Land, mein lieber Eugenius, – in diesem fruchtbaren Lande des Ritterthums und der Romantik, wo ich jetzt sitze und mein Tintenfaß aufschraube, um die Liebschaft meines Onkels Toby zu beschreiben, und mit all den mäandrischen Pfaden, auf denen Julia ihrem Diego nachging, als Aussicht von meinem Studirzimmer aus, – wenn du da nicht kommst und mich bei der Hand nimmst, – was würde dann für ein Werk daraus werden!
    Wir wollen damit anfangen.

246. Kapitel.
    Es ist mit der Liebe wie mit der Hahnreischaft: – nun spreche ich zwar davon ein Buch zu beginnen, habe aber schon seit langer Zeit etwas auf dem Herzen, was ich dem Leser mittheilen möchte, und das ich ihm, wenn ich es ihm jetzt nicht mittheile, in diesem Leben nicht mehr werde mittheilen können (während die oben berührte Vergleichung ihm zu jeder Stunde des Tags mitgetheilt werden kann) – ich will es daher jetzt loslassen und dann in allem Ernst anfangen.
    Dieses Etwas besteht in Folgendem:
    Daß von all den verschiedenen Buchanfängen, die heut zu Tage in der bekannten Welt gang und gäbe sind, meine Art dies zu thun unstreitig die beste ist. – Vor Allem ist sie die religiöseste, – denn ich fange damit an den ersten Satz zu schreiben – und den zweiten dem Allmächtigen anheim zu geben.
    Es würde einen Schriftsteller für immer von dem thörichten Gelärme heilen, womit er in der Regel seine Thüre nach der Straße aufreißt. und seine Nachbarn und Freunde und Verwandte, nebst dem Teufel und all seinen Sprößlingen, mit ihren Hämmern und Maschinen u. s. w. hereinruft, wenn er sehen wollte, wie bei mir ein Satz auf den andern und der Entwurf nach dem Ganzen kommt.
    Ich wollte, der verehrte Leser könnte sehen, wie ich halb von meinem Stuhl emporfahre, mit welchem Vertrauen ich den Arm desselben ergreife, emporschaue – und die Idee erhasche, nicht selten ehe sie mir noch halbwegs entgegengekommen ist!
    Ich glaube wahrhaftig, ich schnappe manchen Gedanken weg, den der Himmel eigentlich für einen Andern bestimmt hatte.
    Pope und sein Portrait [Siehe Pope's Portrait.] sind Pinsel gegen mich; – nie war ein Märtyrer so voll von Glauben und Feuer, – ich wollte, ich könnte sagen, auch von guten Werken; – doch habe ich keinen

Eifer oder Zorn, – noch
Zorn oder Eifer;
    und solange Götter und Menschen es einstimmig mit demselben Namen belegen, – soll der ärgste Tartuffe in Wissenschaft, – Politik, – oder Religion nie einen Funken davon in mir entzünden, oder von mir ein schlimmeres Wort oder eine unfreundlichere Begrüßung bekommen, als wir im nächsten Kapitel lesen werden.

247. Kapitel.
    Bon jour
! – guten Morgen! – Sie haben Ihren Mantel bei Zeiten angezogen! – aber es ist ein kalter Morgen und Sie haben ganz Recht daran gethan; – es ist besser gut beritten sein als zu Fuß zu gehen, – und Drüsenanschwellungen sind gefährlich. – Und wie geht es deiner Concubine, – deiner Frau, – und deiner

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