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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Mühlrad herumgetrieben – die Gesichter der Impotenten abgeschliffen, ihre Rippen bestreut – ihre Nasen bepfeffert und bisweilen sogar ihre natürlichen Gestalten und Gesichter verändert habt?
    Wenn ich Sie wäre, sagte Yorick, so würde ich mehr Wasser trinken, Eugenius. – Und wenn ich Sie wäre, Yorick, erwiderte Eugenius, würde ich es auch thun.
    Was beweist, daß sie beide den Longinus gelesen hatten.
    Was mich betrifft, so bin ich entschlossen mein Lebenlang kein anderes Buch zu lesen als mein eignes.

250. Kapitel.
    Ich wollte, mein Onkel Toby wäre ein Wassertrinker gewesen; denn dann hätte es sich erklären lassen, – daß in dem ersten Augenblick, da die Wittwe Wadman ihn sah, sich etwas in ihr zu seinen Gunsten regte, – etwas – etwas!
    Etwas – vielleicht mehr als Freundschaft, – weniger als Liebe, – etwas, – gleichviel was, – gleichviel wo; – ich gäbe nicht ein einziges Haar vom Schwanz meines Maulthiers, und möchte es ihm nicht selbst ausreißen (denn das Vieh hat nicht viel zu vertheilen und ist dabei etwas spitzig), wenn mich der geehrte Leser in dies Geheimniß einführen wollte.
    Die Wahrheit ist jedoch, daß mein Onkel Toby kein Wassertrinker war; er trank es weder rein noch vermischt noch sonst irgendwie oder irgendwo, außer gezwungenerweise auf Vorposten, wo kein besseres Getränk zu haben war, – oder während der Zeit da er sich in der Kur befand; wo er es zu seiner Beruhigung trank, da ihm der Arzt sagte, es dehne die Fasern aus und bringe sie schneller in Contact.
    Da nun alle Welt weiß, daß es keine Wirkung ohne Ursache gibt, und da ferner bekannt ist, daß mein Onkel Toby weder ein Leineweber noch ein Gärtner noch ein Gladiator war, – wenn er nicht als Kapitain zu den letzteren gezählt wurde; dann war er aber nur ein Infanteriekapitain und überdies ist das Ganze ein doppelsinniger Ausdruck – so bleibt uns nichts anzunehmen übrig – als daß es das Bein meines Onkels Toby war, – aber das hilft uns bei der vorliegenden Hypothese nichts, außer wenn es von einem Schaden am Fuß herrühren würde, – während sein Bein keineswegs in Folge einer Krankheit am Fuß geschwunden war, – denn das Bein meines Onkels Toby war überhaupt nicht geschwunden. Es war davon, daß es in den drei Jahren, wo er im Hause meines Vaters in der Stadt lag, gar nicht gebraucht wurde, etwas steif und ungelenk; es war aber dick und muskulös und in jeder anderen Beziehung ein so gutes und viel versprechendes Bein wie das andere.
    Ich muß gestehen, ich kann mich keiner Meinung oder Begebenheit meines Lebens erinnern, wo mein Verstand mehr in Verlegenheit war, um Enden zusammen, und das eben geschriebene Kapitel mit dem zu schreibenden in Einklang zu bringen als eben jetzt. Es könnte Einer vielleicht wähnen, ich stürze mich absichtlich in Schwierigkeiten dieser Art, nur um neue Versuche machen zu können, wie ich wieder herauskomme. – Was bist du doch für eine unbedachtsame Seele! Wie! sind denn die unvermeidlichen Nöthen, welche dich als Schriftsteller und Mensch auf allen Seiten hemmen, – sind sie nicht genügend, Tristram, mußt du dich mit Gewalt in noch weitere und größere verrennen?
    Ist es nicht genug, daß du überschuldet bist und noch zehn Wagenladungen von deinem fünften und sechsten Band [Bezieht sich auf die 1. Auflage.] da liegen hast, – die noch immer – immer unverkauft sind, während du mit deinem Witz fast zu Ende bist, wie du sie los werden könntest?
    Bist du nicht bis zur Stunde mit dem bösen Asthma behaftet, das du dir zugezogen, als du in Flandern gegen den Wind Schlittschuh liefst? Und hast du dir nicht erst vor zwei Monaten, als du einen Cardinal Wasser lassen sahst wie ein alter Chorist (nämlich mit beiden Händen) vor Lachen ein Gefäß in der Lunge zersprengt, wodurch du in zwei Stunden ebensoviel Schoppen Blut verlorst; und sagte dir die Facultät nicht, wenn du das Doppelte verloren hättest, so würde es eine ganze Gallone gegeben haben?

251. Kapitel.
    Aber sprechen wir ums Himmels willen nicht von Schoppen und Gallonen, – nehmen wir die Geschichte von uns wie sie ist; sie ist so zart und verwickelt, daß sie die Versetzung auch nicht eines einzigen Punktes erlaubt; und auf eine oder die andere Art bin ich durch Sie fast in die Mitte derselben gedrängt. –
    Wir müssen künftig besser Acht geben.

252. Kapitel.
    Mein Onkel Toby und der Corporal waren mit solcher Hitze und Uebereilung abgereist, um das oft besprochene

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