Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
Vom Netzwerk:
daß seine Wunde keine bloße Hautwunde – sondern ihm bis zum Herzen gegangen sei.

271. Kapitel.
    Die Welt schämt sich tugendhaft zu sein. – Mein Onkel Toby wußte wenig von der Welt; als er daher merkte, daß er in die Wittwe Wadman verliebt sei, glaubte er, die Sache lasse sich ebensowenig verheimlichen, als wenn ihm Frau Wadman mit einem Messer durch den Finger gestochen hätte. Wäre es aber auch anders gewesen – so würde es doch – da er in Trim einen ergebenen Diener und Freund sah und alle Tage einen neuen Grund bekam um ihn als solchen zu behandeln, – in der Art, wie er ihm die Sache mittheilte, nichts verändert haben.
    Ich bin verliebt, Corporal, sagte mein Onkel Toby.

272. Kapitel.
    Verliebt! wiederholte der Corporal; – Euer Gnaden befanden sich doch noch vorgestern ganz wohl, als ich Euer Gnaden die Geschichte von dem König von Böhmen erzählte. – Böhmen! sagte mein Onkel Toby, – indem er längere Zeit nachsann. – Wie ging denn die Geschichte aus, Trim?
    Euer Gnaden, wir haben sie so gewissermaßen zwischen uns verloren; – aber Euer Gnaden waren damals so fern vom Verliebtsein wie ich es bin. –
    Es geschah gerade als du mit dem Schiebkarren fortgingst, – mit der Frau Wadman, sagte mein Onkel Toby. – Sie hat mir eine Kugel da herein geschossen, fügte er hinzu und deutete auf seine Brust.
    Euer Gnaden, sie hält ebensowenig eine Belagerung aus als sie fliegen kann, rief der Corporal.
    Da wir aber Nachbarn sind, Trim, so halte ich es fürs Richtigste, sie die Sache zuerst in artiger Weise wissen zu lassen, sagte mein Onkel Toby.
    Wenn ich es wagen dürfte, Euer Gnaden, so wäre ich anderer Meinung – sagte der Corporal.
    Deshalb rede ich ja mit dir, Trim, sagte mein Onkel Toby sanft.
    Nun, dann Euer Gnaden, würde ich damit anfangen, jetzt meinerseits einen donnernden Angriff auf sie zu machen, – und ihr erst nachher artig etwas sagen; – denn wenn sie zuerst Wind von Euer Gnaden Verliebtheit bekommt –
    Gott behüte! Sie weiß so wenig davon als ein ungeborenes Kind, sagte mein Onkel Toby.
    Kostbare Gesellen!
    Vierundzwanzig Stunden vorher hatte Frau Wadman die Sache bereits mit allen Nebenumständen ihrer Brigitte erzählt, und berieth sich eben mit dieser über einige kleine Besorgnisse in Betreff des Ausgangs der Sache, die ihr der Teufel, der nie faul ist, in den Kopf gesetzt hatte – ehe er sie halbwegs ruhig ihr
Te Deum
singen ließ.
    Ich fürchte sehr, sagte die Wittwe Wadman, falls ich ihn heirathen sollte, Brigitte, – daß der arme Kapitain mit der schrecklichen Wunde an seinem Schambein nicht recht gesund ist.
    Vielleicht ist sie nicht so groß als Sie glauben, Madame, erwiderte Brigitte; – ich glaube überdies, setzte sie hinzu, – sie ist vernarbt.
    Das möchte ich doch gerne wissen, – nur um seinetwillen, sagte Frau Wadman.
    Ehe zehn Tage vergehen, wollen wir das ganz genau heraus haben, erwiderte Brigitte, denn während der Kapitain Ihnen seine Huldigungen darbringt, – bin ich überzeugt, wird Herr Trim mir den Hof machen, – und ich will ihn soweit kommen lassen, als er nur will, setzte Brigitte hinzu, um Alles aus ihm heraus zu kriegen.
    Die nöthigen Maßregeln wurden hier alsbald ergriffen; zugleich gingen mein Onkel Toby und der Corporal mit den ihrigen voran.
    Nun, sagte der Corporal und stemmte seine linke Hand in die Seite, während er mit der rechten einen Schnörkel machte, der nur eben Erfolg versprach, – aber nichts weiter, – wenn Euer Gnaden mir die Erlaubniß geben wollen, den Angriffsplan zu entwerfen.
    Du würdest mir einen außerordentlichen Gefallen damit thun, Trim, sagte mein Onkel Toby, – und da ich vorher sehe, daß du dabei als mein
aide-de-camp
handeln mußt, so ist hier eine Krone, Corporal, um deine Bestallung damit etwas anzufeuchten.
    Nun denn, Euer Gnaden, sagte der Corporal, indem er sich zuerst mit einer Verbeugung für die Bestallung bedankte, – so wollen wir damit beginnen, daß wir Euer Gnaden gestickte Uniform aus dem großen Feldkoffer nehmen und lüften und das Blau und Gold an den Aermeln aufschlagen; – dann will ich Ihre weiße Knotenperrücke wieder frisch in Locken setzen, – und nach einem Schneider schicken, der Euer Gnaden leichte Scharlachhosen wendet.
    Ich glaube, die rothen Plüschhosen wären besser, meinte mein Onkel Toby.
    Sie sind zu plump, sagte der Corporal.

273. Kapitel.
    Hole auch eine Bürste und etwas Kreide, um meinen Degen damit zu reinigen. – Ganz wie Euer Gnaden

Weitere Kostenlose Bücher