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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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das ja nicht, Trim, sagte mein Onkel Toby.
    Ein Neger hat doch wol eine Seele – Euer Gnaden, sagte der Corporal (etwas zweifelnd).
    Ich bin in diesen Dingen nicht recht zu Hause, versetzte mein Onkel Toby; aber ich glaube, Gott wird ihm ebensowenig eine verweigert haben wie dir und mir.
    Sonst würde ja ein Mensch ganz traurigerweise über den andern gestellt, meinte der Corporal.
    Ja, das würde er, sagte mein Onkel Toby –
    Warum also dürfte man ein schwarzes Weibsbild schlechter behandeln als ein weißes, Euer Gnaden?
    Ich kann dir keinen Grund angeben, sagte mein Onkel Toby.
    Das kann doch nur sein, sagte der Corporal kopfschüttelnd, weil sie Niemand hat, der sich ihrer annimmt.
    Du hast's getroffen, Trim, versetzte mein Onkel Toby, – und gerade das empfiehlt sie dem Schutz, – und ihre Brüder ebenfalls; das Kriegsglück hat jetzt uns die Peitsche in die Hand gegeben, – wie es später einmal sein wird, weiß der Himmel! – aber möge es gehen wie es will, Trim, ein tapferer Mann wird keinen lieblosen Gebrauch davon machen.
    Das verhüte Gott! sagte der Corporal.
    Amen! setzte mein Onkel Toby hinzu und legte die Hand aufs Herz. –
    Der Corporal kehrte zu seiner Geschichte zurück und machte weiter, aber mit einer Verlegenheit, die mancher Leser nicht recht verstehen wird. Durch die vielen plötzlichen Uebergänge von einer menschenfreundlichen und herzlichen Empfindung zu einer andern hatte er nämlich im Weiterschreiten die vergnügliche Tonart ganz verloren, die seiner Erzählung anfangs Geist und Leben gab. Zwei Mal versuchte er sie wieder zu bekommen, aber der Ton gefiel ihm selbst nicht. – Er stieß also ein kräftiges Hem! aus, um die fliehenden Geister wieder herbei zu holen, wobei er der Natur dadurch nachhalf, daß er den linken Arm in die Seite stemmte und den rechten etwas ausstreckte. Auf diese Art kam der Corporal der Tonart wieder möglichst nahe, und setzte nun seine Geschichte in dieser Haltung fort:

286. Kapitel.
    Da Tom damals mit der jungen Mohrin nichts zu thun hatte, Euer Gnaden, ging er weiter in das hintere Zimmer, um mit der jüdischen Wittwe von seiner Liebe zu sprechen – und von dem Pfund Wurst; und da er, wie ich Euer Gnaden bereits gesagt habe, ein offener frohherziger Bursche war, dessen Charakter in Blick und Benehmen geschrieben stand, so nahm er einen Stuhl und setzte ihn ohne viel Umstände aber mit großer Artigkeit dicht neben sie an den Tisch und setzte sich.
    Es gibt nichts Ungeschickteres, Euer Gnaden. als wenn man einem Frauenzimmer den Hof machen muß, während sie Würste macht. – So begann denn Tom eine Unterhaltung über Würste; anfangs ganz ernsthaft: – Wie sie gemacht würden? – Was für Fleisch, Kräuter und Gewürze man dazu nehme; – dann schon etwas lustiger: Was für Därme die rechten wären? – ob sie nie platzten? – ob nicht die längsten die besten seien? und so weiter? – wobei er sich nur in Acht nahm, das, was er über Würste zu sagen hatte, eher etwas zu wenig als zu viel zu salzen – damit er noch immer etwas in Reserve behielt.
    Dadurch, daß der Graf de la Motte diese Vorsicht außer Acht ließ, sagte mein Onkel Toby und legte Trim die Hand auf die Schulter, verlor er die Schlacht bei Wynendale. Er drängte viel zu stark in den Wald; hätte er das nicht gethan, so wäre Lille nicht in unsere Hände gefallen, und Gent und Brügge, die dem Beispiel des ersteren folgten, ebensowenig. – Es war so spät im Jahr, fuhr mein Onkel Toby fort, und das Wetter, das nun kam, so schrecklich, daß wenn die Dinge nicht diese Wendung genommen hätten, unsere Truppen im freien Feld elend zu Grunde gegangen wären.
    Warum also, Euer Gnaden, können nicht Schlachten ebensogut im Himmel beschlossen werden wie Ehen?
    Mein Onkel Toby sann darüber nach. – Sein religiöses Gefühl neigte ihn zu der einen Ansicht, und seine hohe Achtung vor der Kriegskunst zur andern; da er deshalb außer Stande war eine Antwort zu formuliren, die ihm recht zusagte, – so sagte mein Onkel Toby lieber gar nichts, und der Corporal konnte so seine Geschichte beendigen.
    Als Tom wahrnahm, daß er Terrain gewann, Euer Gnaden, und daß Alles was er über Würste sagte, freundlich aufgenommen wurde, so schickte er sich an, ihr ein wenig beim Machen zu helfen; – zuerst nahm er den Wurstring in die Hand, während sie das gehackte Fleisch hineinstopfte; – dann schnitt er die Bindfaden in der richtigen Länge, und hielt sie, während sie ihm einen um den andern

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