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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Vater.
    Wofern sie nicht ein Kind bekommt, sagte meine Mutter.
    Aber sie muß erst meinen Bruder Toby dahin bringen, daß sie eines bekommen kann.
    Freilich, Herr Shandy, sagte meine Mutter.
    Aber wenn es dahin kommt, daß sie ihn dazu bringt, – sagte mein Vater, – dann gnade ihnen Gott!
    Amen, sagte meine Mutter
piano
.
    Amen, rief mein Vater
fortissime
.
    Amen, wiederholt meine Mutter, – aber mit einem so seufzenden Ton persönlichen Mitleids, daß es jede Faser in meinem Vater niederdrückte. Er zog sofort den Kalender heraus, vermochte ihn aber nicht zu öffnen, da gerade Yoricks Heerde aus der Kirche kam und ihm damit eine vollständige Antwort auf die eine Hälfte seiner Frage gab; und als meine Mutter ihm sagte, es sei ein Abendmahlstag, konnte er auch über die zweite Hälfte wenig Zweifel haben. – Er steckte daher den Kalender wieder ein.
    Der erste Lord der Schatzkammer, der über »Mittel und Wege« nachdenkt, hätte nicht mit einem verlegeneren Gesichte nach Hause gehen können, als mein Vater that.

291. Kapitel.
    Wenn man vom Schlusse des letzten Kapitels aus zurückschaut und das Gewebe dessen, was geschrieben wurde, überblickt, so wird man finden, daß auf dieser und den vier folgenden Seiten nothwendig eine gute Portion heterogenen Stoffes eingeschaltet werden mußte, um jenes richtige Gleichgewicht zwischen Weisheit und Narrheit herzustellen, ohne welches ein Buch nicht ein Jahr lang bestehen würde. Auch kann dies nicht durch eine schleichende Abschweifung erzielt werden (die, wenn nicht der Name eines Mannes zu berücksichtigen wäre, ebensogut auf der Landstraße vor sich gehen könnte) – Nein, wenn eine Abschweifung her soll, so muß es eine gute frische sein und über einen frischen Gegenstand, wo weder Pferd noch Reiter anders als durch einen Rückprall beschädigt werden kann.
    Die einzige Schwierigkeit besteht darin, daß man die rechten Mächte erwischt, welche sich für die Natur dieses Dienstes eignen; die Phantasie ist grillenhaft, – der Witz darf nicht erst gesucht werden, – und der Spaß (so ein gutmüthiger Kerl er auch ist) kommt nicht wenn man ihn ruft, und wenn man ihm ein Königreich zu Füßen legte.
    Das Beste ist, der Mensch sagt seine Gebete her.
    Wenn sie ihm freilich seine geistigen und körperlichen Schwächen und Mängel vor Augen führen, – so wird er sich, nachdem er sie her gesagt, für jenen Zweck eher übler befinden, – für andere Zwecke allerdings besser.
    Was mich selbst betrifft, so gibt es meines Wissens keinen moralischen oder mechanischen Weg, den ich in einem solchen Fall nicht eingeschlagen habe; manchmal wendete ich mich direct an die Seele selbst und überlegte den Punkt mit ihr hin und her, soweit ihre Fähigkeiten reichten.
    Ich konnte diese freilich nicht um einen Zoll ausdehnen.
    Dann änderte ich das System und probirte, wie weit ich es mit dem Körper bringen könnte, durch Mäßigkeit, Nüchternheit, Keuschheit. Diese Dinge, sagte ich mir. sind an sich gut; – sie sind es absolut, – sie sind es relativ, – sie sind gut für die Gesundheit, – sie sind gut für das Glück in dieser Welt, – sie sind gut für das Glück in jener.
    Kurz sie waren für Alles gut, nur für das nicht, wozu ich sie brauchte, in dieser Beziehung sind sie zu nichts nutz, und lassen die Seele gerade so wie der Himmel sie gemacht hat. Was die theologischen Tugenden des Glaubens und der Hoffnung betrifft, so geben sie Muth; aber jene weinerliche Tugend die Demuth (wie sie mein Vater immer nannte) nimmt diesen wieder total, und dann ist man genau da, von wo man ausgegangen ist.
    Für alle gewöhnlichen Fälle habe ich nun kein besseres Mittel gefunden als das folgende: –
    Wenn man sich einigermaßen auf Logik verlassen kann und ich nicht durch Eigenliebe verblendet bin, so muß etwas von ächtem Genius in mir sein, und zwar – weil ich nicht weiß, was Neid ist; denn niemals verfalle ich auf eine Erfindung oder Idee, die auf die Förderung der Schriftstellerei zielt, ohne daß ich sie augenblicklich öffentlich bekannt mache, denn ich möchte, daß alle Leute so gut schrieben wie ich selbst:
    Was sie ganz gewiß thun werden, wenn sie ebensowenig denken.

292. Kapitel.
    In gewöhnlichen Fällen nun, das heißt, wenn ich nur einfältig bin, und die Gedanken schwerfällig kommen und so recht harzig durch meine Feder laufen –
    Oder wenn ich, ich weiß nicht wie, in eine kalte metapherlose niederträchtige Schreiberei hineingerathen bin und ums Leben

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