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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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bereits fertig, – als die, daß der Erzbischof von Benevent seinen schlüpfrigen Roman Galatea, wie alle Welt weiß, in einem purpurnen Rock, Weste und Hosen schrieb; und daß die Buße, welche ihm dafür auferlegt wurde, nämlich einen Commentar über das Buch der Offenbarung zu schreiben, für so strenge sie auch ein Theil der Welt hielt, von dem andern Theil durchaus nicht so erachtet wurde, eben weil er jenen Anzug trug.
    Ein anderer Einwurf gegen jenes Mittelchen ist der, daß es nicht allgemein anzuwenden sei; weil das Rasiren, auf welches so viel Werth gelegt ist, nach einem unwandelbaren Gesetz der Natur die eine Hälfte des Menschengeschlechts davon ausschließt. Alles was ich dagegen sagen kann, ist, daß die weiblichen Schriftsteller in England oder Frankreich sich eben ohne das Mittel behelfen müssen.
    Was die spanischen Damen anbelangt, so ist es mir wegen ihrer nicht bange.

294. Kapitel.
    Endlich ist das 294. Kapitel da, bringt aber nichts als den traurigen Beweis: »Wie unsere Freuden uns auf dieser Welt unter den Händen wegschwinden!«
    Denn während ich von meiner Abschweifung noch spreche, – erkläre ich vor dem Himmel, daß ich sie gemacht habe. – Welch ein seltsames Geschöpf ist doch der Mensch! sagte sie.
    Sehr wahr, sagte ich; – aber schaffen wir lieber all das Zeug aus unsern Köpfen und kehren zu meinem Onkel Toby zurück.

295. Kapitel.
    Als mein Onkel Toby und der Corporal bis an das Ende der Allee marschirt waren, fiel ihnen bei, daß ihr Geschäft eigentlich auf der andern Seite liege. Sie machten daher Kehrt und rückten gerade auf die Thüre der Frau Wadman los.
    Verlassen sich Euer Gnaden nur auf mich, sagte der Corporal und berührte seine Monteromütze mit der Hand, während er an ihm vorüber ging, um an die Thüre zu klopfen. – Mein Onkel Toby, ganz entgegen der Weise wie er beständig seinen treuen Diener behandelte, erwiderte nichts, weder etwas Gutes noch etwas Böses. Die Sache war die, daß er nicht recht mit sich im Reinen war; er hätte gerne noch einmal Kriegsrath gehalten, und als der Corporal die drei Stufen vor der Thüre hinaufging, räusperte er sich zwei Mal; bei jedem dieser Ausstöße flog ein Theil des sehr mäßigen Muthes meines Onkels Toby nach dem Corporal hin. Dieser stand eine volle Minute mit dem Thürklopfer in der Hand, er wußte nicht recht warum. Brigitte stand innen auf der Lauer, mit Daumen und Zeigefinger an der Klinke, vor Erwartung starr; und Frau Wadman saß mit einem Auge, in dem sich der Entschluß aussprach, sich nochmals entblättern zu lassen, athemlos hinter dem Fenstervorhang ihres Schlafzimmers und wartete auf ihr Hereinkommen.
    Trim! sprach mein Onkel Toby, – aber in dem Augenblick da er das Wort aussprach, war die Minute um und Trim ließ den Thürklopfer fallen.
    Da mein Onkel Toby sah, daß alle Aussicht auf einen Kriegsrath damit niedergeschmettert war, pfiff er seinen Lillabullero.

296. Kapitel.
    Da Daumen und Zeigefinger der Jungfer Brigitte bereits auf der Klinke lagen, so brauchte der Corporal nicht so oft zu klopfen als vielleicht der Schneider des geehrten Lesers. – Ich hätte mein Beispiel vielleicht mehr in meiner Nähe nehmen können, denn ich schulde dem meinigen wenigstens fünfundzwanzig Pfund und wundere mich nur über die Geduld des Mannes.
    – Aber das ist der Welt höchst gleichgiltig; es ist nur ein ganz verwünschtes Ding etwas schuldig zu sein; in dieser Beziehung scheint über den Schatzkammern einiger armen Prinzen, besonders solcher von unserem Hause, ein wahres Verhängniß zu schweben, welches keine Sparsamkeit fesseln kann. Was mich betrifft, so bin ich überzeugt, es gibt keinen Prinzen, Prälaten, Papst oder Herrscher auf der Welt, mag er nun groß oder klein sein, der in seinem Herzen eifriger wünscht, mit der Welt quitt zu sein als ich, – und der augenfälliger darauf hinarbeitet. Ich gebe nie über eine halbe Guinee, – gehe nicht in Stiefeln spazieren, – kaufe keine Zahnstocher, – und gebe in einem ganzen Jahre keinen Schilling für Putz aus; und während der sechs Monate, die ich auf dem Lande zubringe, lebe ich auf eine so schmale Weise, daß ich trotz dem ruhigsten Temperament von der Welt selbst Rousseau um die Länge eines Schlagbaums überhole! – denn ich halte weder einen Knecht noch einen Jungen, weder ein Pferd noch eine Kuh, weder einen Hund noch eine Katze, noch irgend ein Ding das essen und trinken kann, außer eine magere armselige Art Vestalin (um mein Feuer zu

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