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Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy

Titel: Leben und Meinungen des Herren Tristram Shandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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alle Arten von Urkunden auf diese Weise zu zergliedern und umzuformen, und es nicht bei Aufstellung dieser anmuthigen Verbesserung bewenden ließ, sondern vielen der mit allen Freibriefen versehenen Matronen der Nachbarschaft solange zuredete, bis sie ihre Befugnisse erneuern ließen, nur damit dieser Zopf noch eingeschaltet würde.
    Ich gestehe, daß ich Didius niemals um diese sonderbaren Mucken beneidete, allein ein Jeder hat seinen eigenen Geschmack. Fand nicht
Dr.
 Kunastrokius, jener große Mann, das denkbar größte Vergnügen daran, in seinen Musestunden Eselsschwänze auszukämmen und die abgestorbenen Haare mit den Zähnen auszureißen, obschon er beständig Zängchen in der Tasche trug? Und, da wir einmal daran sind, möchte ich fragen, ob nicht die weisesten Männer aller Zeiten, Salomo selbst nicht ausgenommen ihre Steckenpferdchen hatten: – ihre Rennpferde, ihre Sammlungen von Münzen, Muscheln, Trommeln und Trompeten, Geigen, Farbenschachteln, chinesischen Figuren und Schmetterlingen? So lange aber ein Mann sein Steckenpferd in Ruhe und Frieden auf der allgemeinen Heerstraße reitet und weder Sie noch mich zwingt, hinten auf zu sitzen, geht es weder Sie noch mich etwas an. Nicht wahr?

8. Kapitel.
    De gustibus non est disputandum
, zu deutsch: gegen Steckenpferde läßt sich nichts sagen; ich selbst thue es selten; ich könnte es auch nicht wohl mit Anstand thun, und wenn ich ein noch so großer Feind derselben wäre; denn da ich zu gewissen Zeiten und Mondwechseln zugleich Geiger und Maler bin, je nach dem mich die Fliege sticht, so muß ich Ihnen sagen, daß ich selbst ein Paar solche Paßgänger im Stalle habe, auf denen ich abwechselungsweise (es ist mir auch gleichgiltig ob man es weiß oder nicht) ausreite und frische Luft schöpfe. Uebrigens muß ich zu meiner Schande gestehen, daß ich manchmal längere Ritte darauf mache, als ein weiser Mann für Recht halten mag. Offen gestanden bin ich aber eben kein weiser Mann, und überdies eine so unwichtige Persönlichkeit, daß es nicht viel macht, was ich auch thue; ich erhitze mich daher auch selten wegen so etwas; und es stört meine Ruhe durchaus nicht, wenn ich die großen Herren und Würdenträger, die ich hiernach aufzähle, nämlich die Herren von A, B, C, D, E, F, G, H, J, K, L, M, N, O, P, Q und soweiter, in einer Reihe auf ihren verschiedenen Pferdchen sehe, die Einen mit langen Steigbügeln in einem ernsten, maßvollen Schritt, die Andern im Gegentheil die Kniee bis ans Kinn hinaufgezogen, mit Peitschen im Maul, darauf los hauend und fort polternd, wie eben so viel scheckige Teufel, die auf Hypotheken reiten, und wie wenn Verschiedene derselben entschlossen wären, den Hals zu brechen. Um so besser, sage ich zu mir selbst, denn falls das Schlimmste geschehen sollte, so muß sich die Welt eben bemühen, auch ohne sie auszukommen; im Uebrigen aber, – nun Gott gebe ihnen einen glücklichen Fortgang! – lassen wir sie ohne Widerrede reiten; denn würden diese Herrschaften heute Nacht abgeworfen, so ist zehen gegen Eines zu wetten, daß Viele von ihnen noch vor Morgenfrühe um die Hälfte schlechter beritten wären.
    Keiner von diesen Umständen wird daher meine Ruhe stören, Allein es gibt allerdings einen Umstand, der mich, ich gestehe es, außer Fassung bringt: wenn ich nämlich sehe, wie Einer, der zu großen Handlungen geboren ist, und was ihm noch mehr Ehre bringt, dessen Natur ihn zu guten Handlungen treibt, wenn ich sehe, wie ein Mann wie Sie selbst, gnädiger Herr, dessen Grundsätze und Sitten so rein und edel sind wie sein Blut und den eben deshalb diese schlechte Welt keinen Augenblick missen kann; wenn ich sehe, wie ein Solcher, gnädiger Herr, und sei es auch nur eine Minute länger reitet, als ihm meine Liebe zu meinem Vaterlande gestatten kann und mein Interesse an seinem eigenen Ruhm es wünscht, dann gnädiger Herr, hört meine Philosophie auf und ich schicke in der ersten Hitze einer ehrlichen Ungeduld das Steckenpferd mit Allem was daran hängt zum Teufel.

»Gnädiger Herr!
    »Ich will dies als eine Widmung angesehen wissen, unerachtet sie nach den 3 Hauptrichtungen Inhalt, Form und Art etwas sonderbar dastehen mag; ich bitte also, Sie möchten sie als solche annehmen und mir erlauben, Ihnen dieselbe in verehrungsvollster Demuth zu Füßen zu legen – wenn Sie gerade darauf stehen, was ja ganz bei Ihnen steht – somit, gnädiger Herr, so oft sich eine Gelegenheit dazu bietet, und ich setze hinzu, und zu den

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