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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Ich glaube nicht, daß Sie’s schaffen würden, ehe die schließen, noch dazu, wo heute Freitag ist. Aber das ist kein Problem, wirklich nicht. Ich lege den Revolver für Sie zurück, und den Wisch heben wir bis Montag auf. Montag früh gehen Sie dann aufs Rathaus in Lake Worth.« Er überflog noch einmal das Kleingedruckte auf dem Formular, um sich zu vergewissern.
»Das liegt Ihrer Wohnung am nächsten. Da machen Sie’ne kleine Prüfung und kriegen den Führerschein.«
    »Ich muß eine Prüfung machen?«
    »Reine Formalität. Daß Sie Auto fahren können, ist ja sowieso klar. Sie brauchen nur einen schriftlichen Test abzulegen, und zehn Minuten später haben Sie Ihren Schein. Mit dem kommen Sie zu mir, und ich gebe Ihnen den Revolver.«
    »Ich muß also bis Montag warten«, wiederholte sie.
    »Ist Ihr Mann übers Wochenende verreist?« Gail nickte. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen«, versicherte er aufrichtig. »Aber...« Er hob die Hände, als wolle er sagen: ›Was soll ich machen? Vorschrift ist Vorschrift.‹
    Gail steckte ihren Führerschein in die Brieftasche zurück. »Ich komme am Montag wieder.« Während sie das sagte, fiel ihr ein, daß Montag Cindys Geburtstag sei. Vielleicht war es Bestimmung.
     
    Sie verbrachte das Wochenende in der Wohnung. Ihre Mutter rief an. In New York sei es zwar kalt, aber ansonsten phantastisch. Carol sehe großartig aus. Stephen sei ein Traummann. Carol habe Karten für zwei Broadway-Aufführungen besorgt, und sie hatten sich beide Male großartig amüsiert. Sie hatten im »Vier Jahreszeiten« gegessen, wo keine Preise auf der Speisekarte stehen, und David Susskind hatte mit einer reizenden Blondine am Nachbartisch gesessen. Die Rechnung für alle vier - Stephen hatte darauf bestanden, sie zu übernehmen - hatte über dreihundert Dollar betragen. Lila fragte nach Jack, nach dem Wetter und ob sie sich immer noch gut amüsiere. Gail antwortete, Jack gehe es gut, das Wetter sei wunderbar, und sie habe sich selten so wohl gefühlt. Gails Vater kam an den Apparat und wiederholte den gleichen Bericht aus einem anderen Blickwinkel. Das Wetter in New York sei unerträglich. Carol sehe müde aus. Stephen sei ein aufgeblasener Langweiler. Die beiden Vorstellungen, in die man ihn geschleift habe, seien eintönig und fad gewesen - er habe
Mühe gehabt, wach zu bleiben. Und das Essen im »Vier Jahreszeiten«, schloß er, sei das Geld nicht wert gewesen.
    Als letztes sprach sie mit Carol. Ihre Schwester gestand, daß die Eltern ihr auf die Nerven gingen und sie nicht wisse, wie lange sie ihre Streitereien noch ertragen könne. Was sei nur los mit den beiden? Steve wisse nicht, wie er sich ihr Benehmen erklären solle. Sie hätten sich alle Mühe gegeben, den Eltern den Aufenthalt angenehm zu gestalten, aber man könne ihnen anscheinend nichts recht machen, gestand sie am Ende des Gesprächs niedergeschlagen. So leid es ihr tue, aber sie freue sich auf den Tag, an dem die beiden wieder abreisen würden.
    Sonst riefen nur noch die Sniders an. Jack hatte vom Flughafen aus mit ihnen telefoniert und erklärt, es gebe einen Notfall in seiner Praxis, mit dem die Aushilfskraft nicht allein fertig werde, und deshalb müsse er sofort zurückfliegen. Gail würde noch ein paar Tage bleiben. Die Sniders erkundigten sich nach ihrem Befinden. Sie fragten, ob sie Lust habe, vor der Abreise noch einmal mit ihnen essen zu gehen. Gail bedauerte. Sie sei nur noch bis Montag hier. Sandra meinte, es sei eine Schande, daß man sich heutzutage auf niemanden mehr verlassen könne. Gail stimmte ihr zu und vergaß, sich zu verabschieden, ehe sie auflegte. Den Rest des Wochenendes verbrachte sie im Bett.
     
    Irv hatte recht gehabt - es war die reinste Farce.
    Gail überflog den Fragebogen, der vor ihr lag. Unbegrenzte Zeit stand ihr zur Beantwortung von zwanzig grundlegenden Fragen zur Verfügung. Außerdem verlief der Test nach dem Multiple-choice-Verfahren, und sie durfte einen Fahrschulkommentar verwenden. Wenn sie bei einer Frage nicht wußte, welche der angebotenen Lösungen sie ankreuzen sollte, brauchte sie bloß nachzuschlagen. Ferner hatte man sie, als sie zur Prüfung erschien, darüber belehrt, daß es ihr freistehe, jemanden mitzubringen, der sie beraten könne. Gail blickte sich um. Außer ihr machten noch etwa ein halbes Dutzend Leute den Test. Manche
schienen ganz vertieft in ihre Aufgabe. Ein junger Kubaner hatte unverkennbar Schwierigkeiten. Wahrscheinlich liegt es an der Sprache, dachte

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