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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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einen Wagen und fuhr zu »Mother’s«. Sie stellte das Auto auf dem Firmenparkplatz ab und betrat den Laden durch den Hintereingang.
    Auf den ersten Blick unterschied er sich nicht sonderlich von
vergleichbaren Geschäften, die sie von zu Hause her kannte. Er war nur größer. Alles wirkte imposanter und eindrucksvoller. Die Auswahl schien unbegrenzt. Gail bahnte sich einen Weg durch endlose Reihen mit den verschiedenartigsten Ausrüstungsgegenständen; vorbei an zusammenklappbaren Zweimannzelten und Taschenlampen, an Angelzeug und Werkzeugkästen gelangte sie in den vorderen Teil des Ladens. Hier sah alles anders aus. Das friedliche Campingzubehör machte der nicht so friedlichen Welt der Jäger Platz. Gewehre, Pistolen und Revolver jeder Größe und aller nur erdenklichen Fabrikate hingen an den Wänden, lagen in Vitrinen und Schaukästen. Gails Augen weiteten sich, während sie das Sortiment betrachtete.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« fragte eine tiefe, schleppende Stimme über den Ladentisch hinweg. »Allmächtiger! Sie sehen ja furchtbar aus«, rief der Mann, als sie den Kopf hob und ihn anschaute. »Wir haben wohl Hühnchengrillen gespielt, was?« Er pfiff durch die Zähne.
    »Ich bin in der Sonne eingeschlafen.«
    »Das muß ja höllisch weh tun.« Er betonte jedes Wort orakelhaft.
    »Es läßt sich aushalten«, log Gail. Sie hatte sich die halbe Nacht lang übergeben, und jeder Zentimeter Haut fühlte sich an, als habe man ihren Körper zwischen zwei weit auseinanderstehende Pfähle gespannt und mit einem Käsehobel geschabt. Der Mann trug ein Schildchen an seinem blumenbedruckten Hawaii-Hemd, auf dem sein Name zu lesen stand: Irv. Irv schüttelte sich, um anzudeuten, er könne nachfühlen, welche Schmerzen sie ertragen müsse. »Was kann ich für Sie tun?« fragte er.
    »Ich möchte einen Revolver kaufen.« Gail bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    »Dachten Sie an ein bestimmtes Modell?« fragte er ungezwungen, ohne ihre Nervosität zu bemerken.
    »Ich weiß nicht... Ich kenne mich da nicht aus, aber nach dem, was ich so in den Zeitungen lese, hab’ ich den Eindruck, ich
bräuchte eine Waffe zu meinem Schutz. Mein Mann ist sehr viel auf Reisen, und da fürchte ich mich manchmal...«
    »Und das zu Recht. Man lebt gefährlich heutzutage. Sie wollen also was für den eigenen Gebrauch?«
    Gail nickte. »Ich kenne mich mit Waffen nicht aus«, wiederholte sie, als er den Schaukasten aufschloß und einen kleinen schwarzen Revolver herausholte.
    »Der sieht ja aus wie ein Spielzeug«, sagte sie laut.
    »Ist er aber nicht«, versicherte Irv. »Hier, probieren Sie mal, wie schwer der ist.«
    Er legte die Waffe in ihre ausgestreckte Hand. Gail war überrascht von dem unvermuteten Gewicht. »Tatsächlich, der ist ganz schön schwer«, sagte sie und sah zu ihm auf.
    »Ist kein Spielzeug«, wiederholte er.
    »Was ist denn das für eine Marke?«
    »Ein zweiundzwanziger H & R. Ich meine, das ist für Ihre Zwecke der beste.«
    »Kann man damit töten?« fragte Gail leise.
    »Scheiß drauf, wenn man das nicht könnte. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise. Aber da können Sie ganz beruhigt sein, mit dem Ding legen Sie mühelos jeden Einbrecher um. Sie zielen auf Brust oder Kopf, drücken ab, und schon liegt der Schuft tot zu Ihren Füßen. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen auch was Größeres verkaufen. Ich hab’ da zum Beispiel’n neun Millimeter Magnum, ausgezeichneter Revolver, läßt sich aber nicht so leicht bedienen wie der hier. Probieren Sie das Ding doch einfach mal aus«, schlug er vor.
    Gail nahm den Revolver sachgerecht in die Hand. Sie war immer noch erstaunt über sein Gewicht. Irv kam um den Ladentisch herum.
    »So ist’s richtig«, sagte er. »Sie haben sich’s wohl im Fernsehen gut angeschaut, was?« Er lachte. »Sehen Sie, da in die Trommel kommen die Patronen rein, neun Schuß.«
    »Neun? Ich dachte immer sechs.«

    »Hängt vom Fabrikat ab. Der hier faßt neun Patronen. Da haben Sie neunmal die Chance.« Er lächelte. »So, und jetzt legen Sie den Finger an den Abzug. So ist’s gut. Hahn spannen entfällt, Sie brauchen bloß abzudrücken.«
    Gail probierte es, doch der Abzug ließ sich nicht bewegen. »Es geht nicht«, sagte sie nach dem zweiten Versuch.
    »Sie müssen schon fester drücken«, belehrte Irv sie. »Durch so’nen leichten Druck gehn die Dinger nicht los. Strengen Sie sich mal richtig an.«
    Gail drückte so fest sie konnte den Abzug. Es machte

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