Lebenslügen / Roman
Jackson zur Rückkehr zu bewegen. Er kam nicht.
»Louise, komm rein, es ist eiskalt.«
Am ersten Feiertag fuhr sie nach Livingston. Alison Needler bot das Haus in Trinity zum Verkauf an und wollte woanders etwas kaufen. »Ich nehme an, dass ich nicht viel dafür kriegen werde«, sagte sie. »Nicht viele Leute wollen in einem Haus wohnen, in dem drei Menschen ermordet wurden.«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte Louise. »Auf dem Immobilienmarkt von Edinburgh geht es ruchlos zu.«
Eine Woche zuvor hatte sie einen Baum gebracht, weil klar war, dass Alison dazu nicht in der Lage war. Sie hatte auch Geschenke gekauft, Spielsachen für die Kinder, alles, was aus Plastik und knallbunt war und Krach machte – nichts auch nur entfernt Geschmackvolles oder Pädagogisches, sie war auch einmal ein Kind gewesen und wusste, was sie mochten.
Heute hatte sie die Dinge dabei, die man an Weihnachten haben sollte – Nüsse, Mandarinen, Datteln –, Dinge, die niemand wirklich aß. Eine Flasche Malzwhisky, eine Flasche Wodka. »Wodka«, sagte Alison. »Das Getränk meiner Wahl.« Hin und wieder tauchte eine andere Alison auf, eine Alison, wie sie vor ihrer Heirat mit David Needler gewesen war. Sie holte zwei Gläser aus der Küche und sagte: »Sie trinken Whisky, nicht wahr?« Louise bedeckte ihr Glas mit der Hand und sagte, »Nein, ich nicht, für mich nur einen Orangensaft oder so was«, und Alison hob fragend eine Augenbraue und sagte, »Weil Sie schwanger sind?«, und Louise lachte laut heraus und sagte: »O Gott, was sind Sie, eine Hexe? Nein, weil ich fahren muss. Was? Was schauen Sie mich so an? Ehrlich, Hand aufs Herz, bei meiner toten Mutter, ich bin nicht schwanger.« Aber na und.
Die Tür in ihrem Herzen war aufgestemmt worden, und sie konnte sie nicht mehr schließen, so sehr sie auch dagegen drückte. Und sie hatte es mit aller Kraft versucht, sich sogar einen Termin in einer Klinik geben lassen, aber manchmal konnte etwas nie wieder geschlossen werden, wenn es einmal geöffnet war. Nicht alle Truhen blieben zugesperrt.
Sie würde Patrick an Silvester verlassen, dann könnten sie das neue Jahr ungebunden beginnen. Ein Neuanfang, ein neuer Besen. Hol die Klischees raus, Louise. Nicht an Weihnachten, das wäre grausam, seine letzte Frau hatte ihn, wenn auch unfreiwillig, an Weihnachten verlassen. Jedes zukünftige Weihnachten wäre getrübt von der Erinnerung an eine weitere Frau, die ihm den Laufpass gegeben hatte. Er fände eine neue. Er war gut im Verheiratetsein (»Jede Menge Übung«, hörte sie ihn lachend sagen). Er war ein guter Mann, eine Schande, dass sie eine so schlechte Frau war.
Liebe ist das Wichtige. Das war Joanna Hunters Abschiedsbotschaft für sie beim dritten und letzten Mal, als sie sie befragte. Versuchte, sie zu befragen. Die Frau war so kompromisslos wie Marmor. »Sie sind drei Nächte lang einfach nur herumgelaufen. Sie behaupten, Sie erinnern sich an gar nichts? Nicht, wo Sie geschlafen haben oder wie Sie gegessen haben? Sie hatten kein Auto, kein Geld. Ich verstehe es nicht, Dr. Hunter.«
»Ich auch nicht, Kriminalhauptkommissarin. Nennen Sie mich Jo.«
Louise ging davon aus, dass sie es hätte forcieren, irgendwo forensische Beweise hätte finden können. Zum Beispiel die Kleider, in denen sie das Haus verlassen hatte – das schwarze Kostüm, wo war es? Oder der Prius, der auf der Straße stand, von allen Spuren gereinigt.
Bei jeder Frage zuckte Joanna Hunter nur die Schultern und sagte, sie könne sich nicht erinnern. Sie war nicht zu brechen. Ebenso wenig Neil Hunter. Er widerrief die Geschichte über Anderson und die Erpressung.
Vielleicht hätte sie sie brechen können, wenn sie wirklich gewollt hätte. Vielleicht, wenn sie ihr die zwei Leichen aufgetischt hätte, die in einem niedergebrannten Haus in Penicuik gefunden wurden, zwei Männer, deren Identität auch zwei Wochen später noch nicht geklärt war. Einen konnten sie schließlich aufgrund seiner Zähne identifizieren, ein Marinesoldat, der zehn Jahre zuvor aus dem Dienst ausgeschieden war, und niemand wusste, was er seitdem getan hatte. Der andere war noch immer ein Rätsel. Keine Spur von dem Messer, das dem Typen mit der zerquetschten Luftröhre den Rest gegeben hatte, keine Spur davon, was immer dem anderen durch das Auge ins Gehirn gerammt worden war. Das Feuer hatte alle Fingerabdrücke zerstört. »Sieht professionell aus«, sagte der verantwortliche Kriminaloberkommissar, als sie bei einer Arbeits- und
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