Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Höflichkeit kürzere Schritte, um sich seiner Gangart anzupassen. Aus irgendeinem Grund hatte sie den Händler niemals davon in Kenntnis gesetzt, dass sie seine Sprache halbwegs beherrschte. Sie betrachtete sein Profil und stöhnte innerlich auf. Die chronisch schlechte Laune des Händlers war auf der Daxflan gefürchtet, doch im Augenblick machte er einen relativ gelassenen Eindruck.
»Fliegen Sie auch zur Planetenoberfläche, Sir?«, erkundigte sie sich respektvoll.
»Selbstverständlich begebe ich mich auf die Oberfläche, Mendoza. Aus welchem Grund sollte ich sonst hier sein?«
Priscilla ignorierte seinen gereizten Tonfall und hakte nach: »Gab es denn eine Änderung im Plan? Nach meinen letzten Informationen sollte in Jankalim lediglich Fracht gelöscht werden. Wenn wir neue Ladung aufnehmen …«
»Ich muss wohl davon ausgehen, Mendoza«, fiel der Händler ihr unwirsch ins Wort, »dass Ihre Informationen lückenhaft sind.«
Priscilla biss sich auf die Lippe. Es wäre töricht gewesen, das Thema weiter zu verfolgen. Sie senkte den Kopf und fiel ein Stück zurück, um ihm den Vortritt in den Shuttle zu lassen. Danach lümmelte sie sich auf den erstbesten freien Platz und schloss die Augen. Der Flug vom Raumschiff zur Planetenoberfläche dauerte eine halbe Stunde. Wenigstens kam sie jetzt zu einem Nickerchen.
»Hey, Prissy«, trompetete eine unsympathische Stimme in ihr Ohr. »Du schläfst doch nicht etwa, oder?« Eine Hand legte sich auf ihren Oberschenkel.
Priscilla biss die Zähne zusammen, öffnete die Augen und setzte sich aufrecht hin.
Jankalim besaß einen Raumhafen, der an der Ostspitze des südlichsten Kontinents lag, nur einen Steinwurf weit vom Ozean entfernt, und am Rand der zweitgrößten Stadt dieser Welt. Der Hafen war noch schlechter ausgestattet als eine durchschnittliche Anlage dieser Art, fand Priscilla; sie sah zu, wie Tailly und Nik Laz die wenigen Container und Paletten ausluden, deretwegen sie Jankalim überhaupt angelaufen hatten. Es gab drei Startrampen für Schiffe, die sich innerhalb des örtlichen Sonnensystems bewegten, vier Shuttleplätze und zwei Dutzend Lagerhallen aus Stahl. Sämtliche Rampen waren leer, doch an der letzten lag ein Shuttle, der überraschend gut in Schuss zu sein schien.
Sie betrachtete das Wellblechgebäude zu ihrer Rechten. Ein schief hängendes Schild wies es als Büro des Hafenmeisters aus. Händler Olanek war gleich nach ihrer Ankunft darin verschwunden, dichtauf gefolgt von Dagmar, die sich an seine Fersen heftete wie ein überdimensionierter Schatten.
Als hätte Priscilla die Frau durch ihre Gedanken herbeigerufen, tauchte sie im Türrahmen auf und deutete mit dem Kinn in eine bestimmte Richtung, während sie den Hof überquerte. »Kannst du mir mal zur Hand gehen, Prissy? Der Händler nimmt ein paar Kisten aus dem Haus da drüben mit, das ganz am Ende steht. Zusammen können wir beide das Zeug sicher problemlos schleppen.«
Priscilla hob die Augenbrauen und sah zu dem stämmigen Tailly und dem schmächtigen Nik Laz hin, die gerade die letzte Palette abluden.
»Ach, gönn ihnen eine kleine Pause, Prissy«, knurrte Dagmar. »Sie haben schon genug malocht.«
Rücksichtnahme war dem Zweiten Maat normalerweise fremd. Wahrscheinlich wollte Dagmar ein Weilchen mit ihr allein sein, um sie weiterhin zu belästigen. Priscilla fiel keine plausible Ausrede ein, deshalb nickte sie nur und marschierte neben der anderen Frau einher, wobei sie bewusst eine gewisse Distanz einhielt.
Als sie das erste Lagerhaus betraten, ging das Licht an. Ohne zu zögern wandte sich Dagmar nach rechts; Priscilla, die ihr im Abstand von einigen Schritte folgte, ließ sie vorangehen. Nachdem sie um einige Ecken gebogen waren, gelangten sie in einen muffig riechenden Gang; hier herrschte eine schummrigere Beleuchtung als in den übrigen Korridoren, und eine Reihe von glatten Metalltüren führte in nicht näher bezeichnete Räumlichkeiten.
Priscilla wunderte sich, was der Händler in einem Bereich des Lagerhauses zu schaffen hatte, der eindeutig nicht benutzt wurde, dann zuckte sie mit den Schultern. Sie war die Frachtmeisterin. Ihre Aufgabe bestand darin, die Waren, die der Händler transportierte, effektiv und sicher zu verstauen.
Aber sie ärgerte sich, dass der Händler es nicht für nötig befunden hatte, seine Frachtmeisterin darüber zu informieren, dass Waren von Jankalim abgeholt werden sollten.
Langsam pirschte Dagmar durch den halbdunklen Gang -Priscilla vermutete,
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