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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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Macht an die Oberfläche sprudelten. Grundgütige Mutter, das Echo … dachte sie. Aber es handelte sich nicht um ein Echo.
    »Priscilla?« Er stand vor ihr, Besorgnis ausstrahlend. »Verzeihen Sie mir.«
    »Nein.« Sie stellte das Glas ab und hielt ihm ihre Hand entgegen; er ergriff sie. »Shan.«
    »Ja, Priscilla?«
    Sie benutzte die Hochsprache, denn das Protokoll besagte, dies sei zwischen Liaden üblich, und es war wichtig, dass er sie verstand; auf keinen Fall sollte er annehmen, sie sei berechnend, würde ihren Platz als Einzelgängerin, ohne Clan, nicht kennen. »Willst du die Wonnen mit mir teilen, Shan?«
    Er drückte ihre Hand, während Erstaunen und Euphorie zwischen ihnen aufflammten, jedoch untermalt von einer weiteren Empfindung. Sie machte sich auf die Suche, und ihr inneres Auge erblickte die mächtige, undurchdringliche Wand, deren glatte Oberfläche nur einen winzigen Riss zeigte. Sie beobachtete, wie die Lücke sich vergrößerte, bis die gesamte Wand verschwunden war. Dann sah sie nur noch … Shan.
    Nun nahm sie nicht nur flüchtige Eindrücke von ihm wahr … Laute, ein Muster oder den gelegentlichen Anflug eines prickelnden Aromas. Vor ihren inneren Sinnen präsentierte er sich ihr als eine Gesamtheit, schutzlos, sodass sie in ihm lesen konnte wie in einem aufgeschlagenen Buch.
    Priscilla stieß einen unterdrückten Schrei aus, sprang auf die Füße und packte ihn bei den Schultern. »Nein, Shan, das darfst du nicht tun!«
    Sie spürte Traurigkeit, aber keine Verzweiflung; die innere Landschaft verblasste, verwandelte sich wieder in die Mauer. Sie sank an seine Brust, sehnte sich nach dem, was sie gerade verschmäht hatte, und drückte ihr Gesicht gegen seine Schulter.
    »Priscilla, ich muss dich schon wieder um Verzeihung bitten«, flüsterte er in ihr Ohr. »Ich wollte dir keinen Schmerz zufügen.«
    Sie atmete tief durch und rückte von ihm ab. »Ich …« Sie fand keine Worte. Große Göttin, dachte sie, ich bin wirklich töricht!
    Er seufzte und bugsierte sie zur Couch. Dann setzte er sich neben sie und nahm ihre Hand. »Als ich dich aus dem Polizeirevier in Theopholis herausholte, Priscilla, sagtest du etwas.« Sie verkrampfte sich. Welche Erinnerungen an diese Nacht waren real, und welche entstammten ihrer Fantasie?
    »Du sagtest: ›Shan, es ging alles so schnell. Ich musste handeln, obwohl ich mir nicht sicher war.‹«
    Sie entspannte sich. »Ja, daran erinnere ich mich.«
    »Vielleicht brauchst du auch jetzt ein wenig mehr Zeit, Priscilla. Es gibt keinen einzigen Grund, etwas zu überstürzen, aber viele gute Gründe, um … sicherzugehen.«
    Sie rang mit sich, versuchte das Liaden-Konzept der Liebeswonnen mit dem Gefühl zu vergleichen, das sie in ihm spürte, und mit den Emotionen, die sie in diesem Moment selbst empfand. »Ich habe … Lust! Und du möchtest es auch!«
    »Priscilla, mein Liebling.« Er hob ihre Hand, streifte mit den Lippen die Innenfläche und rieb ihre Fingerspitzen an seiner Wange. »Natürlich möchte ich es. Aber nur, wenn du dir deiner Wünsche ganz sicher bist. Ich wäre ein schlechter Freund, wenn ich anders handelte.« Er seufzte. »Du bist ja jetzt schon böse auf mich.«
    »Nein, nicht böse«, widersprach sie und wusste, dass er ihr glaubte. »Aber … Shan, es ist nicht richtig, sein Bewusstsein so weit zu öffnen. Die Seele vor einem anderen völlig zu entblößen.«
    »Ist es auch dann falsch, wenn dieser jemand meine geliebte Freundin ist? Auch dann, wenn ich ihr diese Einblicke in mein innerstes Selbst zum Geschenk machen will?«
    Sie öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. »Ich gebe nur weiter, was man mich gelehrt hat«, flüsterte sie leise. »Ich kam nie auf den Gedanken, an diesem Rat zu zweifeln.« Mittlerweile wusste sie den Namen dieses hell strahlenden Gefühls, und sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Es ging wirklich alles viel zu schnell …
    Er spürte, dass sie ihn verstand, und er nickte. »Es gibt noch mehr Gründe, nichts zu übereilen, wie ich schon sagte. Man muss zum Beispiel deinen neuen Rang berücksichtigen. Sollen die Leute tuscheln, du seist nur Erster Maat geworden, weil du mit dem Captain ins Bett gehst?«
    Sie reckte das Kinn vor. »Was wir privat miteinander tun, geht niemanden etwas an.«
    »Oh doch«, berichtigte er sie. »Es ist eine Frage des Melant’i und der Verwaltung eines Schiffs. Die Crew muss sich darauf verlassen können, dass die beiden Personen, die das Schiff befehligen, ehrenhaft

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