Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
Raumschifftriebwerken«, stand im ersten Kapitel. »Die drei bekanntesten sind der terranische oder Kongruenzsprungantrieb; der Liaden- oder Quark-Retraktions-Antrieb; und der Clutch- oder Elektronenaustausch-Antrieb. Die vierte Antriebsform wird von den Yxtrang benutzt, aber bis jetzt ist es noch niemandem gelungen herauszufinden, aufweichen Prinzipien er basiert.«
»Kein Wunder«, kommentierte sie. Die Yxtrang ließen es nie zu, dass eines ihrer Schiffe gekapert wurde, sie zerstörten es lieber, selbst mit einer vollen Besatzung an Bord. Trotzdem waren einige ihrer Schiffe aufgebracht worden – meistens von den hinterhältigen Liaden –, die jedoch, wie man gerechterweise zugeben musste, schon viel länger versuchten, ein Liaden-Schiff zu kapern. Doch diese Schiffe hatten sich selbst vernichtet, sobald man sich gewaltsam Zutritt verschaffte, und die Entermannschaften mit in den Tod gerissen. Das Beste an den Yxtrang-Schiffen war, dass es nicht viele von ihnen gab. Das Schlimmste, dass überhaupt welche existierten.
»Terranische und Liaden-Schiffe«, ging es im Text weiter, »nutzen eine mathematische Wahrscheinlichkeit, die man als Annäherungskonstante bezeichnet, und die es einem Schiff erlaubt, in kurzer Zeit große Stecken zurückzulegen. Da terranische und Liaden-Mathematiker dieses Konzept in leicht abgewandelter Form behandeln, arbeiten der Kongruenzsprung-Antrieb und der Quark-Retraktions-Antrieb nicht völlig gleich. Daraus ergibt sich, dass die mit entsprechenden Antrieben ausgerüsteten Schiffe für die Bewältigung derselben Strecke unterschiedlich viel Zeit benötigen.
Ein terranisches Frachtschiff zum Beispiel kann fünfzig Lichtjahre innerhalb von fünfzig Sekunden zurücklegen. Dieselbe Reise dauert auf einem Liaden-Frachter ungefähr fünfzig Stunden. Dieser Vergleich gilt jedoch nur in einem groben, beschränkten Rahmen.
Es wird berichtet, dass die Liaden kleine Raumschiffe besitzen, die für eine Crew von ein bis zwei Personen konzipiert sind, welche nicht unbedingt schneller fliegen als terranische Schiffe, dafür aber Manöver dicht an irgendwelchen im All befindlichen Objekten vollführen können, die ihnen einen gewaltigen Vorsprung verschaffen. Ein terranisches Schiff zum Beispiel muss sich erst mehrere Lichtjahre vom nächstgelegenen massiven Körper entfernt haben, ehe es das Kongruenz-Manöver einleiten kann.«
Na also, die Liaden-Schiffe sind schnell, beherrschen Tricks, und du bist eifersüchtig, Miri, dachte sie. Aber was ist mit den Schiffen der Clutch-Turtles?
»Der Elektronenaustausch-Antrieb, den das Volk der Clutch-Turtles benutzt, beruht auf der Fähigkeit von Elektronen, in einem neuen Orbit aufzutauchen, noch ehe sie ihren ursprünglichen Orbit verlassen haben.« Wie bitte? »Das bedeutet, dass sich die Clutch-Schiffe in einer Reihe von physikalischen ›Rülpsern‹ von jeweils einem Lichttag Entfernung fortbewegen. Ehe die Schiffe ihren jeweiligen Aufenthaltsort verlassen, vergewissern sie sich, dass der Raum, in dem sie landen werden, auch frei ist.«
Miri schloss die Augen und rieb sich mit den Händen energisch das Gesicht, ehe sie den letzten Absatz noch einmal las.
»Diese Methode des Reisens«, hieß es weiter, »ist extrem energiesparend, da sie eine eventuell das Schiff umgebende Masse als zusätzliche Antriebskraft benutzt. Dies ist der Grund, dass die Clutch-Turtles bewusst durch dichte Sternenhaufen fliegen, anstatt sie zu umgehen, wie es bei den Terranern und Liaden üblich ist. Der Elektronenaustausch-Antrieb ist allerdings wesentlich langsamer als die beiden vorher beschriebenen Antriebe, doch für die Clutch-Turtles ist der Zeitfaktor nur selten von Belang …«
Sie überflog den Rest des Buches und suchte nach Informationen über die Nebeneffekte dieses bizarren Antriebs der Clutch-Schiffe. Doch sie fand keinerlei Angaben. Offenbar flogen Menschen nicht auf den Schiffen der Turtles mit. Es erschien ihr nur logisch, denn wer war schon gern drei Wochen lang unterwegs, wenn andere Schiffe dieselbe Strecke binnen zwei Tagen zurücklegten?
Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück. Das war noch ein Problem, wenn man eine vergleichsweise kurze Lebenserwartung hatte wie die Menschen. Man musste sein Leben riskieren, nur um ein bisschen Zeit zu gewinnen. Sie fragte sich, wie die psychedelischen Effekte dieses Antriebs sich auf Edger und seinesgleichen auswirken mochten.
Sie schob das Lesegerät zur Seite, streckte sich auf dem Sims aus und
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