Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
können. »Ich bin dein Partner, wie du Liz gesagt hast. Du solltest froh sein, dass du mich …«
Während der nächsten Minuten bekam er Gelegenheit festzustellen, wie sehr ein Leben als Söldnerin den Wortschatz einer jungen Frau bereichern kann.
Clutch-Turtles, erfuhr Miri zu ihrer Überraschung, waren hoch angesehene Persönlichkeiten. Im Hyatt, wo das Marktforschungsteam sich einquartiert hatte, stellte man den beiden menschlichen Mitgliedern von Edgers Gruppe sofort Zimmer zur Verfügung. Obendrein bekamen sie ein privates Speisezimmer, und schon nach kurzer Zeit wurde eine Mahlzeit aufgetragen, die sowohl die kulinarischen Bedürfnisse der Turtles als auch den Geschmack der Menschen berücksichtigte; dazu servierte man passende Getränke und für jede Spezies das angemessene Tischbesteck. Irgendwoher organisierte man eine Omnichora im Konzertformat und stellte sie im Speisesaal auf.
Während sie auf das Essen warteten und noch ehe die Getränke kredenzt wurden, machte man Miri förmlich mit Edger, Handler, Selector und Sheather bekannt; allerdings erfuhr sie nur deren abgekürzte Visa-Namen.
»Und wie heißen Sie?«, erkundigte sich Handler höflich.
Miri kaute auf ihrer Lippe und dachte nach. »Miri Robertson, ehemaligen Söldnerin, ehemaliger Bodyguard, Waffenträgerin und Weltreisende.« Neben sich vernahm sie ein verhaltenes Geräusch, als hätte das einzige andere menschliche Wesen in dieser Gesellschaft ein Niesen unterdrückt. Edger und Handler blinzelten in feierlichem Ernst.
»Das ist ein guter Name für jemanden, der noch so jung ist wie Sie«, meinte der T’carais.
Miri bedankte sich mit einer Verneigung. Edger gefiel diese Geste, und er fand, die junge Dame wüsste sich zu benehmen. Dann schnitt er das Thema Musik an und fragte in seiner beiläufigen Art, ob sie auch ein Instrument spiele, so wie sein junger Bruder Val Con.
Sie schüttelte den Kopf und bekannte, dass sie zwar mit einem Finger eine Melodie auf einer Chora klimpern könne, doch vom Beherrschen dieses Instruments sei nicht die Rede. »Ich singe gern«, erzählte sie Edger, als sie sich dann zum Dinner hinsetzten, »aber der zähe Bursche hat mir gesagt, Sie seien ein Musikkenner. Meine Stimme ist nichts Besonderes.«
Edger dachte über das Gehörte nach. Das meiste dieser Botschaft hatte er verstanden, doch einige Punkte verwirrten ihn. »Ich glaube, ich kenne die Person nicht, die eine so hohe Meinung von mir hat. Mit dem Namen ›zäher Bursche‹ verbinde ich kein Gesicht. Ich gestehe, dass mir das Sorgen bereitet, denn mein Gedächtnis lässt mich nur selten im Stich.«
»Die Terraner haben mitunter die Angewohnheit«, erklärte Van Col, während er Miri ein Glas Wein reichte, »jemandem einen sogenannten Spitznamen zu geben. Dieser Spitzname beschreibt eine besonders auffällige Eigenschaft des Betreffenden, die in seinem offiziellen Namen nicht zum Ausdruck kommt.« Er hielt einen Moment inne und schenkte sich selbst ein Glas Kanarienwein ein, ehe er seinen Platz zwischen Edger und Miri einnahm. »Aus Gründen, die sie selbst am besten kennt, hat Miri mir den Spitznamen ›zäher Bursche‹ gegeben.«
»Ich verstehe«, erwiderte Edger und nahm ein Becherglas mit einem milchigen Getränk entgegen, den Sheather ihm kredenzte. »Es freut mich, dass die Terraner ihre Namen erweitern. Bis jetzt war mir dieser Brauch noch nicht aufgefallen. Aber es ist gut zu wissen, dass auch sie dieser Sitte frönen.« Mit offenkundigem Behagen schlürfte er den Becher leer.
»Ich wäre entzückt, wenn du und Miri nach dem Dinner spielen und singen würdet«, fuhr er fort.
Val Con neigte den Kopf, und nach kurzem Zögern folgte Miri seinem Beispiel.
Danach drehte sich das Gespräch um die Mission der vier Clutch-Mitglieder. Miri beteiligte sich nicht an der Konversation, sondern begnügte sich damit, den Worten zu lauschen; die bedächtigen Stimmen, die gedrechselten Phrasen und das verstaubte Vokabular übten eine beruhigende Wirkung auf sie aus.
Sie brach ein Stück Brot von dem Laib ab und bestrich es in aller Ruhe mit Butter. Edger ist schwer in Ordnung, dachte sie. Handler finde ich niedlich. Und Selector – sie grinste. Als ehemaliger Sergeant hatte sie für Selector besonders viel übrig.
Auf einmal merkte sie, das der schüchterne, kleine – relativ gesehen, natürlich – Sheather sie mit Augen angaffte, die so groß waren wie ihr Salatteller, und sie lächelte ihm zu. Er zog den Kopf ein und beschäftigte sich
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