Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
angelegentlich mit seiner Mahlzeit.
Miri aß das Brot und schwelgte in einem Gefühl von … Sicherheit? Sie nippte an ihrem Wein und entschied, dass die Turtles ihr sehr sympathisch waren.
»Es dürfte dir gefallen«, wandte sich Edger mit orgelndem Bass an ihren Partner, »dass du für Menschen geeignetes Essen und Trinken bekommst, wenn du uns das nächste Mal besuchst. Ich habe mich sehr geschämt, dass unser Clan dich lediglich mit Suppen verköstigen konnte, deren Zutaten du nicht kennst und die deinen Körper nicht mit sämtlichen Nährstoffen versorgen, die er braucht. Und da unser Bier für dich zu stark ist, konntest du nur Wasser trinken.
Um diese Schande wettzumachen, habe ich überall, wohin unsere Reise uns führte, Nahrungsmittel eingekauft, die von deinesgleichen für deinesgleichen erzeugt wurden. Man versicherte mir, dass diese Esswaren so konserviert sind, dass sie sich über zweihundert Standardjahre lang halten.«
Er legte eine Pause ein; dann fragte er so vorsichtig, wie sein dröhnendes Organ es zuließ: »Denkst du, dass du uns – wie versprochen – innerhalb dieses Zeitraums von zweihundert Jahren besuchen wirst?«
Val Con nahm sich Zeit mit seiner Antwort. Als Miri ihn von der Seite her anschielte, bemerkte sie zu ihrer Überraschung einen Ausdruck von Traurigkeit auf seinem Gesicht.
»Es wird ganz sicher nicht zweihundert Jahre dauern, bis ich euch wieder einen Besuch abstatte«, erwiderte er mit gespielter Unbekümmertheit. »Die Liaden leben nicht so lange wie ihr.« Er hob sein Glas und genehmigte sich einen herzhaften Schluck Wein. »Aber wie soll ich euch besuchen, wenn ihr euch dauernd in der ganzen Galaxis herumtreibt?«
»Ach«, meinte Edger, »unsere Expedition ist so gut wie abgeschlossen. In weniger als sieben Standardjahren kehren wir in die Höhlen des Middle River zurück.«
Val Con lachte. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass eure Reise so kurz vor dem Ende steht«, versetzte er und schnitt ein neues Thema an.
Schließlich fand man, die Zeit für eine musikalische Unterhaltung sei gekommen. Miri und Val Con verneigten sich vor ihren Gastgebern und begaben sich an die Chora. Seine Finger huschten über die Tasten, einen Klangschauer erzeugend, und er blickte sie unter seinen langen Wimpern hervor an. »Welches Lied möchte unsere Weltreisende singen?«
Sie ignorierte die ironische Spitze und runzelte vor Konzentration die Stirn. »Kennst du den ›Jim Dooley Blues‹?«
Seine Brauen zogen sich zusammen. »Ich bin mir nicht sicher.«
Sie stellte sich neben ihn, beugte sich vor und klimperte die ersten Töne der Schnulze. Er hörte ein paar Takte lang zu, dann hatte er die Melodie intus.
Miri richtete sich wieder auf. »Und jetzt zeig, was du kannst.«
Grinsend zog er die Register, variierte die Modulation und improvisierte auf der Basis des Motivs, das sie ihm gezeigt hatte.
Miri wandte sich ihrem Publikum zu und fing an zu singen.
Sie besaß eine gute Stimme, fand er anerkennend und füllte die Pausen, die sie zwischen den einzelnen Zeilen einlegte, mit seinem Spiel. Zugegeben – ihr Stimmumfang war nicht gerade gewaltig, aber sie kannte ihre Grenzen, und das Lied, das sie ausgesucht hatte, eine melancholische, mit viel Pathos vorgetragene Ballade, die von den Sorgen und Nöten des Programmierers Jim Dooley handelte, kam ihren Fähigkeiten entgegen.
Nach einem Dutzend Strophen endete das Lied, und auch das wusste er zu schätzen.
Die Clutch-Mitglieder saßen regungslos an dem übermäßig großen Tisch; Edgers Augen strahlten.
Val Con stellte die Ventile anders ein und stimmte den Evergreen »Ausman über Bord« an, eine Ballade, die sich bei Weltraumreisenden großer Beliebtheit erfreute. Miri lachte und hätte um ein Haar ihren Einsatz verpasst.
Die Party dauerte bis in die frühen Morgenstunden.
6
Das Personal des Hyatt in Econsey war sogar noch beeindruckter von Edgers Gruppe als die Angestellten des Hauses, in dem sie die vergangene Nacht logiert hatten. Allerdings hatten die Clutch-Turtles dort mehrere Wochen lang Quartier bezogen, und es war sehr gut möglich, dass ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten war.
Man bot ihnen eine Suite an, deren Zimmer wie ein sechszackiger Stern um einen weitläufigen Gemeinschaftsraum angeordnet waren. Eine Omnichora gehöre zur Standardeinrichtung dieses Apartments, erklärte der Manager, der vor Aufregung zu Stottern anfing.
Die Suite fand die Billigung der Turtles, und der Manager wurde
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