Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
Haar so frisieren, dass du dies Ding hier hineinstecken kannst.« Er vollführte einen flinken Schlag aus dem Handgelenk, und der Stab verwandelte sich in ein schlankes, tödlich aussehendes Messer; eine Seite der gekrümmten Klinge war glatt, die andere mit grausam aussehenden Zacken bewehrt.
Ein weiterer schneller Schlag, und der Dolch formte sich wieder zu einem schimmernden Stab – ein Schmuckstück, das eine raffinierte Waffe beherbergte. Er drehte den Stock um und hielt ihn Miri entgegen.
Miri zögerte. »Mit Messern bin ich nicht sehr geschickt – ich weiß nur, wie man mit einem Überlebensmesser umgeht.«
»Wenn dir ein potenzieller Gegner so nahe kommt, dass er dich mit seinen Händen greifen könnte«, erläuterte er in sachlichem Ton, »ziehst du das Messer aus deinen Haaren, klappst es auf, so wie ich es gerade getan habe, stößt zu und rennst weg. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass dein Feind die Verfolgung aufnimmt. Ganz einfach zu handhaben, und nur als Vorsichtsmaßnahme gedacht.«
Sie blickte auf den glänzenden Stab und dann in sein Gesicht. Als sie ihm schließlich das Messer aus der Hand nahm, tat sie es mit sichtlichem Widerwillen.
»Du willst mich bevormunden«, meinte sie.
»Ganz recht«, räumte er ein.
»Lazenia spandok«, fauchte sie rüde.
Er hob die Augenbrauen. »Du sprichst Liaden?«
»Es reicht, um zu fluchen und zu radebrechen, wenn die Situation es erfordert. Und wenn mir jemals ein sturer Dreckskerl begegnet ist, der versucht, mich mit aller Gewalt zu manipulieren, dann bist du es.« Sie drehte sich um und ging zu ihrem Zimmer, unterwegs die versteckte Klinge probeweise ein- und ausklappend.
Hinter ihrem Rücken murmelte Val Con eine Bemerkung auf Liaden. Abrupt machte sie auf dem Absatz kehrt, froh, dass die Klinge gerade verdeckt war.
»Das finde ich gar nicht witzig, Raumfahrer!«, herrschte sie ihn wütend auf Trade an. »Ich bin keine Dame, und ich drücke mich aus, wie ich will!«
»Verzeih mir.« Er verbeugte sich zerknirscht und wagte es, ihr eine Frage zu stellen. »Was hast du vor?«
»Ich werde mich frisch machen und mir ein paar Klamotten für heute Abend aussuchen. Wenn ich mich erst entschieden habe, welche Schuhe ich trage, bleiben mir höchstens noch fünf Stunden Zeit, um sie anzuziehen.«
Sie ließ ihn stehen und verschwand in ihrem Zimmer. Er fragte sich, warum er sich plötzlich so allein fühlte, und welcher Impuls ihn dazu getrieben hatte, sie in der intimen Form anzusprechen, die engsten Angehörigen vorbehalten blieb. Oder Liebhabern.
7
Die Tür schloss sich mit einem stöhnenden Geräusch, das ihren eigenen Seufzer begleitete; sie atmete tief durch und schleuderte das Stabmesser auf den Schreibtisch.
Ein hässliches kleines Spielzeug, dachte sie und legte naserümpfend die Hand an den Griff ihrer Pistole, die sie an ihrem Bein trug. Die Schusswaffe war natürlich genauso tödlich, aber sie fand sie irgendwie … sauberer. Fairer. Weniger persönlich.
Sie bewegte sich ein wenig, entdeckte ihr Bild in dem Spiegel, der über dem Bett hing, und streckte sich selbst die Zunge heraus.
Miri Robertson, Philosophin, dachte sie mit einem Anflug von Selbstironie.
Ilania frrogudon … In Gedanken hörte sie wieder Val Cons gemurmelte Worte, und sie biss sich auf die Unterlippe.
Liaden war eine alte Sprache, wesentlich älter als das kunterbunte Sammelsurium von Dialekten, das als Terranisch durchging, und es unterteilte sich in zwei Sprachebenen – Hochliaden und Niederliaden. Hochliaden benutzte man im Umgang mit den meisten Personen, die nicht der eigenen Sippe angehörten – Arbeitskollegen, Fremde, Bekanntschaften, Ladenbesitzer. Familienmitglieder unterhielten sich in Niederliaden – und auf dieser Sprachebene verkehrte man mit engen Freunden und Kindern … Aber diese vertrauliche Redeweise war verpönt, wenn man mit einer Person sprach, derer man sich gegebenenfalls entledigen würde – euphemistisch ausgedrückt.
Doch mindestens zweimal hatte er dazu angesetzt, sie zu töten; es waren automatische Bewegungen, höchst effektiv, und es wäre um sie geschehen gewesen, hätte er Ernst gemacht. Vielleicht war sie schon ein Dutzend Mal nur knapp dem Schicksal entgangen, von ihm umgebracht zu werden; sie hatte eine Weile gebraucht, um zu begreifen, was sich hinter der glatten Maske aus Harmlosigkeit und Höflichkeit verbarg.
Sein anderes Gesicht – das mit den lebhaften Augenbrauen und dem strahlenden Grinsen – war das
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