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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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ein eiskalter Windstoß, völlig fehl am Platz in der ansonsten schwülwarmen Luft. Die Vögel sind unruhig. Die streunenden Hunde suchen Unterschlupf, anstatt durch die Straßen zu streifen. Lastwagen beliefern die Bewohner der Hochhäuser mit zusätzlichen Rationen Trinkwasser und Essenskonserven. Auch Sandsäcke, Lampen und tragbare Radios werden verteilt. Sogar das Große Stadion wurde geschlossen und alle Tests für den Tag des Sturms verschoben.
    »Sie müssen ziemlich aufgeregt sein, wegen all dem, was gerade passiert«, sagt Thomas zu mir, während wir uns langsam in der Schlange ins Kino bewegen. »Aber bald ist es ja vorbei.«
    Ich nicke und lächele. Trotz des stürmischen Wetters und der befürchteten Stromausfälle ist der Kinosaal heute bis auf den letzten Platz gefüllt. Vor uns hängt der riesige Leinwand-Würfel, dessen vier Seiten jeweils einem Zuschauerblock zugewandt sind. Während wir warten, ist darauf ein stetiger Strom von Werbespots und Kurznachrichten zu sehen.
    »Ich glaube, ›aufgeregt‹ ist nicht ganz das richtige Wort dafür, wie ich mich fühle«, erwidere ich. »Aber ich muss zugeben, dass ich mich darauf freue. Wissen Sie schon irgendwelche Einzelheiten zum Ablauf?«
    »Ich weiß nur, dass ich die Soldaten auf dem Vorplatz befehligen soll.« Thomas richtet seine Aufmerksamkeit auf die endlose Abfolge von Werbung auf der Leinwand (unsere Seite zeigt gerade in fröhlich bunten Lettern: Der Große Test Ihres Kindes rückt näher? Lassen Sie sich bei TestExzellent kostenlos über Vorbereitungskurse beraten!). »Wer weiß, wie die Zuschauer sich benehmen werden. Wahrscheinlich versammeln sie sich schon jetzt auf dem Platz. Und was Sie angeht - Sie werden wahrscheinlich drinnen sein. Und Day in den Hof führen. Commander Jameson wird uns Genaueres mitteilen, sobald sie es für richtig hält.«
    »Gut.« Wieder denke ich über meinen Plan nach, den ich seit meinem Treffen mit Kaede gestern Abend ununterbrochen im Kopf umherwälze. Ich werde Zeit brauchen, um ihr vor der Hinrichtung die Uniformen zu beschaffen und um ein paar Patrioten ins Gebäude zu schleusen. Und Commander Jameson sollte nicht mehr groß davon überzeugt werden müssen, dass ich Day nach draußen geleite, selbst Thomas scheint klar zu sein, dass mir etwas daran liegt.
    »June.« Thomas’ Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
    »Ja?«
    Er wirft mir einen merkwürdigen Blick zu und runzelt leicht die Stirn, so als habe er sich gerade an etwas erinnert. »Sie waren gestern Nacht nicht in Ihrer Wohnung.«
    Ganz ruhig. Ich lächele ein bisschen und blicke dann scheinbar sorglos auf die Leinwand. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Na ja, ich war so gegen zwei Uhr morgens dort. Ich habe eine ganze Weile geklopft, aber Sie haben nicht aufgemacht. Es klang so, als wäre Ollie da, darum wusste ich, dass Sie wahrscheinlich nicht auf dem Trainingsplatz waren. Wo waren Sie?«
    Ich erwidere Thomas’ Blick mit unbewegtem Gesicht. »Ich konnte nicht schlafen. Darum bin ich ein bisschen aufs Dach geklettert und habe auf die Stadt hinuntergesehen.«
    »Sie hatten Ihren Hörer nicht dabei. Ich habe versucht, Sie zu kontaktieren, aber es kam nur Rauschen.«
    »Wirklich?« Ich schüttele den Kopf. »Dann muss der Empfang schlecht gewesen sein, ich hatte ihn nämlich dabei. Aber gestern Nacht war es ja auch ziemlich windig.«
    Er nickt. »Dann müssen Sie heute ja sehr müde sein. Sagen Sie lieber Commander Jameson Bescheid, damit sie Sie ein bisschen schont.«
    Diesmal blicke ich Thomas an und runzele die Stirn. Dreh den Spieß um. »Was wollten Sie denn um zwei Uhr nachts vor meiner Tür? War es etwas Dringendes? Ich habe doch nicht irgendeine Nachricht von Commander Jameson verpasst, oder?«
    »Nein, nein. Nichts dergleichen.« Thomas grinst mich verlegen an und fährt sich mit der Hand durchs Haar. Wie ein Mensch, der einen Mord begangen hat, so unbekümmert wirken kann, ist mir ein Rätsel. »Um ehrlich zu sein, ich konnte auch nicht schlafen. Und ich musste immer daran denken, wie nervös Sie sein müssen. Da dachte ich, ich komme spontan vorbei.«
    Ich tätschele seinen Arm. »Sehr nett von Ihnen. Aber um mich brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Morgen richten wir Day hin und danach wird es mir gleich viel besser gehen. Wie Sie schon sagten, bald ist es vorbei.«
    Thomas schnippt mit den Fingern. »Ach ja, das war der andere Grund, aus dem ich Sie gestern Nacht besuchen wollte. Eigentlich dürfte ich Ihnen das noch gar nicht

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