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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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tatsächlichen Testdokumente werden streng unter Verschluss gehalten - noch nicht einmal Kriminalermittler haben darauf Zugriff. Aber ich bin nicht umsonst die Schwester von Metias, für den es nie ein Problem war, sich in die Datenbanken der Testbehörde zu hacken. Ich schließe die Augen und versuche, mich an das zu erinnern, was er mir beigebracht hat: »Finde das Betriebssystem heraus und verschaff dir Admin-Rechte. Versuch, ins Remote-System zu gelangen. Suche nach Sicherheitslücken und verwische deine Spuren.«
    Nach einer Stunde Suchen finde ich einen offenen Port und übernehme Root-Rechte. Mit einem Piepsen öffnet sich eine Kommandozeile. Lautlos tippe ich auf meiner Schreibtischplatte Days Namen: Daniel Altan Wing.
    Die Titelseite seiner Prüfungsakte erscheint. Die Punktzahl lautet noch immer 674/1500. Ich scrolle zur nächsten Seite. Days Antworten. Einige der Aufgaben sind Multiple-Choice-Fragen, während andere mit ein paar Sätzen beantwortet werden müssen. Ich blättere kurz durch alle zweiunddreißig Seiten, als mir etwas sehr Merkwürdiges auffällt.
    Auf den Seiten sind keine roten Anmerkungen. Nicht an einer einzigen Antwort steht eine Korrektur. Sein Test sieht genauso makellos aus wie meiner.
    Ich scrolle wieder zurück zur ersten Seite. Dann lese ich jede Frage sorgfältig durch und beantworte sie im Kopf. Ich brauche eine Stunde, um den gesamten Test durchzugehen.
    Alle Antworten sind richtig.
    Als ich das Ende des Dokuments erreiche, sind dort die Ergebnisse der mündlichen Prüfung und des physischen Tests aufgelistet. Beide sind perfekt. Das einzig Seltsame ist eine kurze Anmerkung neben seinem mündlichen Prüfungsergebnis: Achtung.
    Day ist nicht durch den Großen Test gefallen. Im Gegenteil. In Wirklichkeit hat er dieselbe Punktzahl erreicht wie ich: 1500/1500. Ich bin nicht länger das einzige Wunderkind der Republik mit der vollen Punktzahl.

DAY
    »Los, aufstehen. Es ist Zeit.«
    Der Kolben eines Gewehrs trifft mich in die Rippen und reißt mich aus einem Schlaf voll wirrer Träume - erst von meiner Mutter, die mich zur Grundschule bringt, dann von Edens blutenden Netzhäuten und der roten Zahl unter unserer Veranda. Zwei Paar Hände zerren mich auf die Füße, bevor ich auch nur die Augen aufmachen kann, und ich schreie auf, als mein verwundetes Bein versucht, mein Gewicht zu tragen. Ich hätte nicht gedacht, dass der Schmerz noch schlimmer werden könnte als gestern, doch so ist es. Tränen steigen mir in die Augen. Als ich endlich klar sehen kann, erkenne ich, dass mein Bein unter dem Verband angeschwollen ist. Ich will wieder schreien, aber mein Mund ist zu trocken.
    Die Soldaten schleifen mich aus meiner Zelle. Der Commander, der mir am Tag zuvor einen Besuch abgestattet hat, erwartet uns auf dem Gang. Als sie mich sieht, grinst sie breit.
    »Guten Morgen, Day. Wie geht es Ihnen?«
    Ich antworte nicht. Einer der Soldaten bleibt stehen und salutiert kurz vor seiner Vorgesetzten. »Commander Jameson, sind Sie bereit, diesen Gefangenen zu seiner Urteilsverkündung zu geleiten?«
    Sie nickt. »Folgen Sie mir. Und bitte knebeln Sie ihn. Wir wollen doch nicht, dass er die ganze Zeit unflätiges Zeug schreit, nicht wahr?« Der Soldat salutiert abermals und stopft mir einen Lappen in den Mund.
    Wir gehen die langen Flure hinunter. Wieder kommen wir an der Flügeltür mit der roten Zahl vorbei, dann passieren wir einige streng bewachte Räume und ein paar mit großen Glasscheiben versehene Türen. Mir schwirrt der Kopf. Irgendwie muss ich einen Beweis für meinen Verdacht finden, ich muss mit jemandem sprechen. Der Flüssigkeitsentzug schwächt mich und mir ist übel vor Schmerzen.
    Hin und wieder sehe ich Menschen in den Räumen hinter den Glasscheiben, an die Wand gekettet, schreiend. An ihren zerschlissenen Uniformen erkenne ich, dass es Kriegsgefangene aus den Kolonien sind. Was ist, wenn John in einem von diesen Räumen ist? Was werden sie mit ihm machen?
    Nach einer gefühlten Ewigkeit betreten wir eine gewaltige Halle mit hoher Decke. Draußen höre ich eine Menschenmenge Sprechchöre singen, aber ich verstehe die Worte nicht. Soldaten bewachen eine Reihe von Türen, die zur Vorderseite des Gebäudes führen.
    Die Soldaten treten auseinander - und wir sind draußen. Das Tageslicht blendet mich und ich höre das Geschrei von Hunderten von Menschen. Commander Jameson hebt eine Hand und dreht sich dann nach rechts, während die Soldaten mich auf ein Podest zu führen. Jetzt sehe

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