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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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vorwerfen, wenn ich mit einer XM-621 auf dem Rücken ein neunzehnstöckiges Gebäude erklimme. Diese Aktion diente ausschließlich der Weiterbildung zum Wohle meines Vaterlandes.
    Gerüchten zufolge soll Day einmal fünf Stockwerke in weniger als acht Sekunden geschafft haben. Wie sollen wir den meistgesuchten Verbrecher der Republik jemals schnappen, wenn wir nicht genauso schnell sind? Und wenn wir noch nicht mal in der Lage sind, ihn zu schnappen, wie sollen wir dann erst den Krieg gewinnen?
    Ms Whitakers Schreibtisch gibt einen dreifachen Piepton von sich. Sie drückt eine Taste. »Ja?«
    »Captain Metias Iparis ist am Tor«, antwortet eine Stimme. »Er möchte seine Schwester abholen.«
    »Gut. Schicken Sie ihn rein.« Sie lässt die Taste los und hebt warnend den Zeigefinger. »Ich hoffe, Ihr Bruder passt in Zukunft etwas besser auf Sie auf, denn wenn ich Sie dieses Quartal noch ein Mal in meinem Büro sehe -«
    »Metias passt besser auf mich auf als unsere toten Eltern«, entgegne ich, vielleicht etwas schärfer als beabsichtigt.
    Ein unbehagliches Schweigen breitet sich zwischen uns aus.
    Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, bricht draußen auf dem Gang Unruhe aus. Die Studenten, die sich an die Glastür gepresst haben, stieben hastig auseinander und ihre Umrisse machen Platz für eine hochgewachsene Silhouette. Mein Bruder.
    Als Metias die Tür öffnet und hereinkommt, sehe ich, wie ein paar Mädchen im Flur verlegen kichern. Doch Metias’ Aufmerksamkeit gilt allein mir. Wir haben die gleichen Augen, schwarz mit einem leichten Goldschimmer, die gleichen langen Wimpern und dunkle Haare. Die langen Wimpern wirken besonders bei Metias sehr eindrucksvoll. Selbst als sich die Tür hinter ihm geschlossen hat, kann ich das Getuschel und Gekicher von draußen noch hören. Wie es aussieht, kommt er direkt von seinem Streifendienst, denn er trägt volle Uniform: schwarze Offiziersjacke mit einer doppelten Reihe goldener Knöpfe, glänzende Epauletten auf den Schultern, Handschuhe (Neopren mit Spectra-Einlage und dem Rangabzeichen eines Captains), schwarze Hose, blank geputzte Schuhe und passende Mütze. Unsere Blicke treffen sich.
    Er ist stinksauer.
    Ms Whitaker schenkt Metias ein strahlendes Lächeln. »Ah, Captain!«, ruft sie. »Wie schön, Sie zu sehen.«
    Metias tippt sich zum formellen Gruß an die Kante seiner Mütze. »Ein Jammer allerdings, dass es erneut unter diesen unglücklichen Umständen sein muss«, erwidert er. »Bitte entschuldigen Sie vielmals.«
    »Keine Ursache, Captain.« Die Sekretärin macht eine wegwerfende Geste. Was für eine Arschkriecherin - besonders nach dem, was sie eben noch über Metias gesagt hat. »Das ist ja nicht Ihr Fehler. Ihre Schwester wurde dabei beobachtet, wie sie während des Nachmittagstrainings an einem Hochhaus hochgeklettert ist. Sie hat sich dafür unerlaubt zwei Blocks weit vom Campus entfernt. Wie Sie sicher wissen, dürfen unsere Studenten nur die Kletterwände auf dem Universitätsgelände zu Übungszwecken nutzen, und den Campus mitten am Tag zu verlassen ist verboten -«
    »Ja, das ist mir bewusst«, unterbricht Metias ihre Ausführungen und wirft mir aus dem Augenwinkel einen Blick zu. »Ich habe heute Mittag die Helikopter über der Universität gesehen und hatte schon den ... Verdacht, dass June etwas damit zu tun haben könnte.«
    Es waren drei Helikopter. Niemand konnte schnell genug klettern, um mich auf diese Weise von der Gebäudewand zu holen, also nahmen sie schließlich ein Netz zu Hilfe.
    »Vielen Dank«, sagt Metias zu der Sekretärin. Dann schnippt er mit den Fingern, mein Zeichen aufzustehen. »Wenn June wieder zur Uni kommt, wird sie sich vorbildlich verhalten, das verspreche ich Ihnen.«
    Ich ignoriere Ms Whitakers künstliches Lächeln und folge meinem Bruder aus dem Büro in den Flur. Sofort sind wir umringt von Studenten.
    »June«, sagt ein Junge namens Dorian und trottet neben uns her. Er hat zwei Jahre in Folge (vergeblich) versucht, mich zum Ball der Universität einzuladen. »Ist das wahr? Wie hoch bist du gekommen?«
    Metias schneidet ihm mit einem strengen Blick das Wort ab. »June geht jetzt nach Hause.« Dann legt er mir fest die Hand auf die Schulter und führt mich von meinen Mitstudenten weg. Ich werfe noch einen Blick über die Schulter und ringe mir ein Lächeln ab.
    »Vierzehnter Stock!«, rufe ich ihnen zu. Sofort geht das aufgeregte Geraune wieder los. So sieht mein Verhältnis zu den anderen Studenten aus. Sie

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