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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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ändern. Aber eigentlich ist es auch gar nicht so schlecht, so respektvoll angesprochen zu werden. Wer weiß, wenn ich erst mal älter bin und Metias vielleicht nicht mehr in Ohnmacht fällt bei dem Gedanken daran, dass ich ein Date haben könnte ...
    »Bis dann, Thomas. Danke fürs Herfahren.« Ich erwidere sein Lächeln und steige aus dem Wagen.
    Metias wartet, bis die Autotür hinter mir zufällt, dann dreht er sich um und senkt die Stimme. »Ich komme heute erst spät nach Hause«, sagt er. Wieder diese Anspannung in seinen Augen. »Geh nicht allein raus, ja? Von der Front heißt es, dass sie in den Wohnsiedlungen den Strom abstellen, um Energie für die Luftstützpunkte zu sparen. Also bleib zu Hause, okay? Auf den Straßen wird es noch dunkler sein als sowieso schon.«
    Mein Herz zieht sich zusammen. Ich wünschte, die Republik würde sich ein bisschen beeilen und diesen Krieg endlich gewinnen, damit wir mal für einen kompletten Monat ausreichend Strom haben. »Wo musst du denn hin? Kann ich nicht mitkommen?«
    »Ich muss zum Labor im Los Angeles Central Hospital. Die bekommen da eine Lieferung von Medikamenten gegen irgendein mutiertes Virus - sollte eigentlich nicht die ganze Nacht dauern. Und ich hab’s dir doch schon gesagt: Nein. Keine Missionen.« Metias zögert. »Ich komme nach Hause, so schnell ich kann. Es gibt noch eine ganze Menge zu besprechen.« Er legt mir die Hände auf die Schultern und übergeht meinen fragenden Blick. Dann gibt er mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. »Hab dich lieb, Junebug«, sagt er, seine Standard-Abschiedsfloskel. Er dreht sich um und steigt zurück in den Jeep.
    »Ich bleibe aber bestimmt nicht auf, bis du wieder da bist!«, rufe ich ihm nach, aber der Jeep fährt schon mit Metias davon. »Sei vorsichtig«, flüstere ich.
    Es ist ohnehin zwecklos. Metias ist zu weit weg, um mich zu hören.

DAY
    Als ich sieben Jahre alt war, kam mein Vater für eine Woche von der Front nach Hause. Sein Job war es, das Chaos zu beseitigen, das die Truppen der Regierung hinterließen, darum war er die meiste Zeit nicht bei uns und Mom musste uns Jungs allein aufziehen. Als er dieses Mal da war, kam eine Einheit der Stadtstreife zu einer Routinekontrolle zu uns nach Hause. Sie zerrten Dad mit zum Verhör auf die Polizeiwache. Anscheinend waren sie auf irgendetwas Verdächtiges gestoßen.
    Als sie ihn zurückbrachten, hatte er zwei gebrochene Arme und sein Gesicht war geschwollen und blutig.
    Ein paar Nächte später gab ich einen Klumpen zerstampftes Trockeneis mit Benzin in eine Flasche, wartete, bis das Benzin eine harte Kruste um das Eis bildete, und zündete das Ganze an. Dann schoss ich die Flasche mit einer Schleuder durch ein Fenster der Polizeiwache. Ich erinnere mich, wie kurz darauf die Feuerwehrautos um die Ecke gerast kamen, und an die verkohlten Überreste des Westflügels. Sie fanden nie heraus, wer dafür verantwortlich war, und ich stellte mich auch nicht. Schließlich gab es keinerlei Beweise. Ich hatte mein erstes perfektes Verbrechen begangen.
    Meine Mutter hat immer gehofft, dass ich meine bescheidenen Wurzeln eines Tages hinter mir lassen würde. Dass ich erfolgreich werden würde oder sogar berühmt.
    Tja, berühmt bin ich nun, allerdings glaube ich nicht, dass sie so etwas im Sinn gehabt hat.

    Wieder bricht die Nacht herein; gute achtundvierzig Stunden sind vergangen, seit die Soldaten die Tür meiner Familie markiert haben.
    Einen Block vom Los Angeles Central Hospital entfernt warte ich in der Dunkelheit einer engen Gasse und beobachte, wie das Personal durch den Haupteingang des Krankenhauses hinein- und herausströmt. Der Nachthimmel ist bewölkt und es scheint kein Mond, ich kann noch nicht einmal das verwitterte Zeichen ganz oben am Bank Tower erkennen. Elektrisches Licht erleuchtet jedes Stockwerk - ein Luxus, den sich nur die Regierung und die Oberschicht leisten können. Am Straßenrand stehen Militärjeeps aufgereiht, die darauf warten, Einlass in die Tiefgarage gewährt zu bekommen. Irgendjemand kontrolliert die Ausweise der Fahrer. Ich rühre mich nicht, mein Blick liegt fest auf dem Eingang des Krankenhauses.
    Heute Abend habe ich mir mit meinem Outfit besonders viel Mühe gegeben. Ich trage meine guten Schuhe - Stiefel aus dunklem, mit der Zeit weich getragenem Leder mit stabilen Schnürsenkeln und Stahlkappen. Haben mich 150 Noten aus unserem Geheimvorrat gekostet. In beiden habe ich, flach auf der Sohle liegend, ein Messer versteckt. Wenn ich

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