Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
unheilvoll erfahren müssen, dass Steds Haut nicht zu zerschneiden war, doch jeder Mensch besaß dieselben Organe. Trotzdem fühlte ein Schlag gegen Sted sich an wie ein Schlag gegen einen Stein, und war auch ungefähr genauso effektiv. Der Liga-Kämpfer grunzte nicht einmal. Stattdessen wirbelte er mit erhobenem Schwert herum und zwang Nico, durch die Schatten davonzuspringen, um nicht in zwei Teile gehackt zu werden. Am anderen Ende des Raums tauchte sie keuchend wieder auf und schüttelte ihre Hände, um das Blut wieder zum Fließen zu bringen. Sted drehte sich langsam zu ihr um. Er wirkte selbstgefälliger als jemals zuvor.
Nico ballte die Hände zu Fäusten und drückte ihre tanzenden Handschellen gegen ihre Haut. Ohne ihren Mantel konnte sie die Geister überall um sich herum spüren. Einfache Beute, mühelose Macht. Sie fühlte, wie der Dämon in ihr beim Geruch von Nahrung erwachte. Die Geister erwachten ebenfalls und bemerkten langsam, was sie war. Sie konnte spüren, wie ihre Panik wuchs. Sie konnte nicht viel länger dagegen ankämpfen, und Steds Gesichtsausdruck verriet, dass er das wusste.
»Spring, während du noch kannst«, sagte er und kam mit schrecklich langsamen Schritten auf sie zu. »Jede Macht, die du einsetzt, verschafft mir mehr Verbündete. Bald gibt es nicht mal mehr eine Stelle, an der du stehen kannst.«
Als wollten sie seine Worte bestätigen, begannen die Holzbohlen unter ihren Füßen zu stöhnen. Sie sammelten all ihren Mut, um sich aufzubiegen und sie zu fesseln. Nico sprang zur Seite, bevor sie die Chance dazu bekamen, und glitt durch die Dunkelheit in die Luft über Steds Kopf. Sted lachte nur und hob sein Schwert, um ihren Angriff zu parieren.
Und in diesem Moment erwachte etwas tief in Nico, an dem Ort, den sie nie besuchte, und Dämonenpanik explodierte heulend und lautstark um sie herum.
Kapitel 19
V or der Festung des Herzogs herrschte absolutes Chaos, als Eli, Miranda und der ältere Monpress schließlich aus den Tunneln auftauchten. Überall rannten Soldaten herum, mit Seilen und Speeren in den Händen. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, schnell den Platz vor der Festung zu erreichen, um drei Leute im Schatten zu bemerken. Miranda blinzelte in die Dunkelheit und erkannte sofort, warum das so war. Selbst aus ihrem Blickwinkel konnte sie erkennen, dass die Pflastersteine sich in Wellen bewegten und etwas jagten. Am Himmel hingen Wolken, und Winde schossen über den Himmel, um sich vor der Festung zu einem kleinen Tornado zu verbinden. Von den hohen Zinnen hörte man den Herzog Befehle rufen, die von den wirbelnden Winden an alle Orte getragen wurden. Er schrie ihnen zu, dass sie etwas fangen sollten.
»Ah«, sagte Monpress und verschloss die Tür wieder hinter ihnen. »Wunderbar.«
»Wunderbar?«, fragte Miranda und beobachtete entsetzt, wie eine Reihe Dachziegel sich von einem nahen Haus löste, um das anzugreifen, was in Kreisen über den Vorplatz raste. »Das ist vollkommener Wahnsinn.«
»Chaos ist der beste Freund des Diebes«, erklärte Eli mit einem Achselzucken. »Wo ist unser Transportmittel?«
»Allem Anschein nach beschäftigt«, meinte Monpress und deutete auf den Platz.
»Transportmittel?«, fragte Miranda. »Heißt das …«
Sie brach mitten im Satz ab, als Gin um die Ecke stürmte, gefolgt von einem Hagelschauer aus Dachschindeln. Der Hund rannte in vollem Tempo. Ihnen blieb kaum genug Zeit, aus dem Weg zu springen, als er an ihnen vorbeisauste und Miranda kurz zublinzelte. Sofort verstand sie, was er vorhatte.
»Stellt euch nebeneinander an die Wand«, sagte sie, während sie mit einer Hand an Elis Kette zog und mit der anderen Monpress in die richtige Richtung schob. »Und wartet auf meinen Befehl zum Aufspringen.«
»Aufspringen?«, meinte Eli. »Du willst, dass wir uns auf den Hund werfen, wenn er wieder vorbeikommt?«
»So ziemlich.« Miranda hob ihren Rock und schob ihn sich unter den Gürtel, damit sich der Stoff nicht verheddern konnte. »Haltet euch bereit, hier kommt er schon.«
Alle drei wirbelten zu Gin herum. Er rannte immer noch in Höchstgeschwindigkeit, die Schindeln dicht auf seinen Fersen. Aber gerade, als er den hohen Damm erreichte, der das Burggelände vom Fluss trennte, duckte er sich und kam schlitternd zum Stehen. Die Schindeln, die nicht für hohe Geschwindigkeiten geschaffen worden waren, segelten über ihn hinweg und verschwanden mit einem Platschen im Fluss. In dem Moment, in dem sie ihn verfehlt hatten, stand
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