Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Gin schon wieder auf den Beinen und rannte auf Miranda zu. Sie bedeutete Eli und Monpress, ihrem Beispiel zu folgen, dann hob sie die Hände. Der Geisterhund duckte sich, und als er an ihnen vorbeikam, packten sie das dichte Fell auf seinem Rücken. Gins Schwung riss sie von den Füßen, und plötzlich flogen sie neben seinem Körper eine Seitengasse entlang, während der Wind über ihnen heulte.
»Du hast dich als Lockvogel einsetzen lassen«, sagte Miranda und packte sein Fell etwas fester, als unbedingt nötig war, während sie richtig auf seinen Rücken kletterte. »Das war ziemlich dämlich, Hund.«
»Ich freue mich auch, dich zu sehen«, keuchte Gin. »Frag den alten Mann, ob wir immer noch zur Mauer wollen.«
Miranda schenkte ihm einen bösen Blick, aber dann drehte sie sich um und gab die Frage an den älteren Monpress weiter, der gerade Eli in eine sitzende Position half.
»Soweit ich weiß, schon«, sagte er. »Ich habe nichts von Josef oder Nico gehört.«
»Das wirst du wahrscheinlich auch nicht«, meinte Eli, während er beide Hände tief im Fell des Hundes vergrub, der durch die Nacht sauste. »Selbst wenn er eine Botschaft geschickt hätte, hätte sie uns in diesem ganzen Chaos niemals erreicht. So, wie die Stadt sich benimmt, kann ich ja kaum meine eigenen Gedanken hören.«
Miranda zog eine Grimasse und stimmte ihm innerlich zu. Die gesamte Stadt schien gleichzeitig zu schreien. Und nicht nur die Geister, sondern auch die Wachen, die dazu noch auf ihren Pfeifen bliesen. Gin hielt die Ohren eng an den Kopf gedrückt, während er in einem verrückten Zickzack durch die Seitengassen nach Norden rannte, auf die Wand zu.
»Warte«, schrie Miranda. »Wir fliehen? Was ist mit meinen Ringen? Ich kann nicht ohne meine Ringe fliehen!«
»Jetzt können wir sie nicht holen«, schrie Eli über den Lärm. »Nicht, wenn du nicht gegen die gesamte Stadt kämpfen willst.«
»Der Herzog hat dir deine Ringe abgenommen?«, keuchte Gin entsetzt.
»Nein, ich glaube, das war Hern«, antwortete Miranda. »Wir müssen zurück!«
»Na ja, sieh es doch so«, schaltete Eli sich ein. »Jetzt, wo du geflohen bist, stellen diese Ringe das einzige Druckmittel dar, das dieser Hern-Kerl gegen dich in der Hand hat. Er wird sie auf keinen Fall für eine Kleinigkeit riskieren.«
»Oh, wie beruhigend«, sagte Miranda und lehnte sich tief auf Gins Rücken. Aber das Argument des Diebes war durchaus nicht schlecht. Sie konnten nicht umdrehen, zumindest nicht, ohne den Tod zu riskieren. Es gefiel ihr nicht, aber jetzt, wo sie geflohen war, konnte sie vielleicht versuchen, Kontakt zum Westwind aufzunehmen und um Unterstützung zu bitten. Vielleicht konnte er Banage benachrichtigen. Selbst wenn die Nachricht von einer Ausgestoßenen kam, konnte der Geisterhof etwas Derartiges nicht ignorieren. Und damit hätte der Herzog ein ernsthaftes Problem, um das er sich kümmern musste. Natürlich, dachte sie, als sie sich unter einem Ladenschild duckte, das sein Bestes gab, ihren Kopf zu treffen, mussten sie zuerst einmal entkommen.
Gin sprang über einen niedrigen Schuppen, und plötzlich ragte die unglaublich hohe, mit Spießen gespickte Mauer vor ihnen auf. Sie liefen daran entlang und suchten nach einem Zeichen von Josef und Nico, einem Stück eingeschlagener Mauer, ein paar bewusstlosen Wachen, nach irgendwas. Aber es gab nichts. Gin lief keuchend langsamer und witterte die Luft.
»Es nützt nichts«, knurrte er. »Weder der Schwertkämpfer noch das Mädchen waren in den letzten Stunden auch nur in der Nähe.«
»Sie müssen irgendwo sein«, sagte Eli, der sich panisch umsah. »Es sieht Josef gar nicht ähnlich, zu spät zu kommen.«
»Nun, irgendwas muss geschehen sein«, blaffte Gin zurück, »wenn er nicht hier ist. Und wir sollten uns auch nicht mehr allzu lange hier aufhalten. In dem Versuch, nach der Pfeife dieses Mannes zu tanzen, ist die Stadt kurz davor, sich selbst zu zerstören. Ich würde ungern erfahren, was er uns antun wird.«
»Warte«, sagte Miranda plötzlich mit leuchtenden Augen. »Warte kurz, du hast mich auf eine Idee gebracht.« Sie stellte sich auf den Rücken des Hundes und sah über die dunkle Stadt hinweg. Die Straßen strahlten, einige von den Lampen, andere durch den Fackelschein der sie verfolgenden Wachen erleuchtet, aber weit entfernt glitzerte der langsame, dunkle Fluss friedlich im Licht des Halbmondes.
»Gin«, sagte sie. »Wir schwenken wieder auf unseren ersten Plan um.«
»Was?« Er zögerte
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