Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
und Trümmer hoben sich zu einer großen Wolke, als die gezackte Klinge durch das Mädchen ins Holz drang und alles um sich herum vernichtete. Nachdem die Aufgabe erledigt war, richtete Sted sich auf und untersuchte sein Schwert auf entstandene Schäden. Doch als der Staub langsam nach unten sank, verblasste sein selbstzufriedenes Lächeln. Er konnte den schwarzen Umriss ihres Körpers sehen, offensichtlich von seinem Schwert zerstört, und doch stieg kein Geruch von frischem Blut auf. Er wedelte panisch mit den Armen, um den Rest des Staubs zu vertreiben, dann biss er knurrend die Zähne zusammen. Dort, in dem Krater, den sein Schwert hinterlassen hatte, lag flach und leer wie eine abgeworfene Schlangenhaut der Mantel des Mädchens.
Er wirbelte gerade rechtzeitig herum, um das Mädchen zu sehen, das in seinem zerrissenen Hemd und den fadenscheinigen Hosen erstaunlich dünn und knochig war. Es umklammerte den Körper des Schwertkämpfers, dann verschwand es in den Schatten.
Sted hob mit seiner Schwertklinge den abgeworfenen Mantel in die Luft und warf ihn zur Seite. »Was bist du?«, brüllte er. »Eine verdammte Zikade? Komm und kämpfe!«
Die Antwort war Schweigen.
Am anderen Ende des Lagerhauses, hinter einem Stapel Kisten, die sie gestern als potenziell nützliches Versteck ausgekundschaftet hatte, legte Nico Josefs Körper sanft auf den Boden. Irgendwann während Steds letztem Schlag hatte er es geschafft, das Herz zu umklammern, und nur so war es ihr gelungen, die Klinge zu bewegen. Das schwarze Schwert gehorchte keinem außer Josef.
So still wie ein Schatten zog Nico ein Stück gefärbten Stoff aus der Kiste neben sich und verband Josefs Wunden. Sie arbeitete schnell und mit zitternden Händen. Selbst wenn er geistertaub war, Sted war ein Jäger der Liga. Ohne ihren Mantel hatte sie nur einige Minuten Zeit, bevor er sie fand.
Sie legte ein letztes Mal eine schiefe Bandage über Josefs Brust, dann verknotete sie den Verband. Das Blut drang bereits durch, doch es musste reichen. Ihr lief die Zeit davon.
Nico ließ ihre Hand über Josefs Gesicht gleiten und spürte seinen keuchenden, flachen Atem an ihrer Haut. »Atme weiter«, flüsterte sie. »Diesmal rette ich dich.«
Damit verschwand sie, um durch die Schatten ans andere Ende des Lagerhauses zu huschen. Sie tauchte hinter einem zersplitterten Kistenstapel wieder auf, den Josef vorher zerschlagen hatte. Sted wandte ihr den Rücken zu. Er stand in der Nähe der Stelle, an der sie Josef versteckt hatte, und musterte die Kisten. Geräuschlos griff Nico nach den staubigen Werkzeugen, die hinter ihr an einem Regal hingen, und nahm sich einen schweren, eisernen Hammer. Bei ihrer Berührung erwachte er sofort, und sie konnte spüren, wie er sich auf einen Schrei vorbereitete.
»Nicht.« Der Befehl war nur ein Flüstern, aber er war mehr als ausreichend. Der Hammer erstarrte in Panik. Nico hob ihn an den Mund, und ihre Lippen bewegten sich direkt über dem kalten, zitternden Metall. »Triff ihn lautlos und fest«, flüsterte sie, »oder ich fresse dich.«
Schuldgefühle überschwemmten sie bei diesen Worten, und vor ihren Augen erschien das Bild von Elis ernstem Gesicht, während er sie am Ärmel zurückhielt. Nico verdrängte das Gefühl. Der Dieb hatte leicht reden. Er verstand nicht, dass Überleben bedeutete, das zu tun, was eben nötig war. Außerdem war es ihr viel wichtiger, Sted zu besiegen und Josef zu retten, als einen dämlichen Hammer zu schonen. Nachdem sie diese Entscheidung getroffen hatte, riss sie den Arm zurück, zielte und warf den Hammer, so fest sie nur konnte. Er flog unnatürlich gerade durch die Luft, tarierte sich im Flug selbst aus und traf genau Steds Schädelbasis.
Der Schwertmann stolperte, brüllte und wirbelte herum, um sich seinem Angreifer zu stellen. Dieses Mal verschwand Nico nicht. Sie wich nicht von der Stelle und starrte Sted direkt ins Gesicht, als er den Arm hob, um sie wieder mit Unbeweglichkeit zu schlagen.
»Du hast gesagt, du willst einen Kampf«, knurrte sie und ging in die Hocke.
Sted senkte den Arm. »Ich kämpfe nicht gerne gegen Mädchen«, erklärte er verächtlich. »Doch dafür« – er trat gegen den auf dem Boden liegenden Hammer – »werde ich eine Ausnahme machen. Ich hoffe nur, dass du eine größere Herausforderung bietest als dein Wächter, Dämon.«
Nicos Antwort bestand darin, hinter ihn zu gleiten und ihre Fäuste in seinen Rücken zu rammen, direkt unter seiner Leber. Josef hatte bereits
Weitere Kostenlose Bücher