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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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Lelbon. »Wenn er der Unterstützung von außen offen gegenübersteht, läuft alles glatt. Er kümmert sich um das Problem, und alle machen weiter mit dem, was sie vorher getan haben. Wenn der Große Geist allerdings die Einmischung in seine Angelegenheiten nicht akzeptiert …« Er ließ den Satz auf der Suche nach den richtigen Worten ausklingen. »Nun, lasst uns einfach sagen, dass die Sache dann kompliziert werden kann. Und das führt direkt zu meinem Angebot.«
    »Lasst mich raten. Euer Herr hat an einem Ort Probleme entdeckt, dessen ansässiger Großer Geist nichts von seiner Einmischung hält.«
    »Mehr oder weniger«, antwortete Lelbon lächelnd. »Ich kann nicht auf die Einzelheiten eingehen. Mein Meister bewegt sich bereits auf gefährlichem Terrain, indem er Euch aufspürt. Wir bitten Euch nur, diesen Ort zu besuchen und Euch als neutraler Beobachter eine Meinung zu bilden. Das wäre der Auftrag. Wir würden Euch natürlich Eure Unkosten erstatten, und mein Herr wäre Euch sehr dankbar.«
    Für einen langen Moment war Miranda schwer in Versuchung. Es klang wie ein interessantes Problem, und es musste sehr dringend sein, wenn der Westwind lieber sie auswählte, als darauf zu warten, dass der Geisterhof einen Verantwortlichen für das Problem benannte. Aber …
    »Nur aus Neugier«, meinte Miranda leise. »Wo müsste ich hin?«
    »Seid Ihr mit dem Land um den Fluss Fellbro vertraut?«, fragte Lelbon. »Das Herzogtum namens Fron?«
    Miranda erstarrte. »Fron?«
    »Ja. Mittelgroßes Herzogtum, ungefähr vier Tagesritte von Zarin entfernt.«
    »Ich weiß, wo es liegt«, murmelte Miranda. Das veränderte alles. In Fron stand Herns Turm. »Schaut«, sagte sie. »Ihr scheint eine Menge über mich zu wissen, also ist Euch auch bewusst, dass ich nicht nach Fron reisen kann. Das ist Herns Land. Wenn ich dort auch nur gesehen würde, kämen alle zu dem Schluss, ich wäre da, um mich zu rächen. Überall anders könnte ich Euch vielleicht helfen, aber nicht in Fron.«
    »Wir haben Euch genau wegen Eurer Vorgeschichte mit Hern ausgewählt«, erklärte Lelbon ernst.
    Miranda riss die Augen auf. »Ihr meint, Hern ist in diese Sache verwickelt?«
    »Lasst es mich so ausdrücken«, sagte Lelbon und lehnte sich noch weiter vor. »Wenn er seine Aufgabe als Spiritist erfüllen würde, warum sollten wir Euch um Hilfe bitten? Wir brauchen Euch, Miranda, genau so, wie Ihr im Moment seid. Niemand anders kann es machen.«
    Sie starrten sich einen Moment lang an, dann wandte Miranda den Blick ab. »Es tut mir leid. Ich kann nicht. Ich habe den Ruf des Geisterhofes schon jetzt zu sehr beschmutzt. Wenn ich losziehe und in Fron eine Szene mache, bin ich keinen Deut besser als der Dieb Monpress. Richtet Eurem Herrn meinen Dank für das Angebot aus, aber ich kann die Aufgabe nicht übernehmen.«
    Schweigen breitete sich aus, dann stand Lelbon langsam auf.
    »Nun«, sagte er, »wenn das Eure endgültige Entscheidung ist, werde ich Euch nicht beleidigen, indem ich versuche, Euch zu überzeugen. Doch« – er griff in die Falten seiner leuchtend weißen Robe und zog ein quadratisches Stück helles Papier heraus – »solltet Ihr Eure Meinung ändern, gebt uns einfach ein Zeichen.«
    Er drückte Miranda das gefaltete Papier in die Hand, bevor sie sich weigern konnte, es anzunehmen. Dann wandte er sich ab und ging zum Ausgang der Höhle. Viel zu spät sprang Miranda auf, um ihn hinauszuführen. Das verlangte die Höflichkeit, auch wenn sie sich etwas lächerlich dabei fühlte, in einer Höhle die gute Gastgeberin zu spielen. Trotzdem lächelte Lelbon freundlich, als sie sich mit ihm zusammen unter der niedrigen Decke des Höhleneingangs hindurchduckte und auf den steinigen Strand trat.
    »Es tut mir leid«, setzte Miranda an, aber der Mann schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte Euch nur bitten, darüber nachzudenken. Schließlich« – seine sanfte Stimme wurde plötzlich scharf – »seid Ihr die Spiritistin. Ihr müsst selbst entscheiden, wie Ihr Eure Pflicht erfüllen wollt.«
    Miranda verzog das Gesicht, blieb aber stumm. Lelbon lächelte höflich, verbeugte sich kurz und ging über den Strand davon. Sie beobachtete ihn mit einem unbehaglichen Gefühl. Nach seinem dramatischen und mysteriösen Auftauchen hätte sie erwartet, dass auch sein Verschwinden etwas effektvoller wäre, als nur den Strand entlangzuwandern. Doch der alte Mann ging einfach nur weiter, wobei er sorgfältig den scharfkantigen Steinen und zerbrochenen Muscheln

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